
Sclilussbeiiierkmigeii zu den ITemifisci-Formeu.
A\'ir können bei dieser Gelegenlieit die Frage über die AA'ertlibestiiiuiunig der Conidien
und der Sporangien im Allgemeinen nicht unberücksichtigt lassen. Van Tieghom und Monnierö
waren die ersten, die daraui' himviesen, dass diese Fruetifieationsformen als homologe Bildungen
aufgefasst Avcrden können. Durch vergleiehende mor])hologische Betrachtungen versuchten sie naehzuweisen,
dass die Conidie des Chaetocladium nicht als eine ursprüngliche Bildung, sondern als
eine aus dem Sporangium ahzuleitcnde Form anzusehen sei.
Die üebergänge bildeten die Sporangiolen und Sporangien von Thaninidiiim, die ihrerseits
auf das Sjxirangium von Alucor zurückzuführen seien.
Diese Idee wurde sp ä te r von Brefeld aufgenommon; ab e r trotzdem , dass die typischen
Beispiele — (lia eto c lad ium Jo n e sii, Th anm id ium clegans u. s. av. — un d der ganze Gedankon-
gang von v an H e g h em un d Alonnier e n tleh n t Avaren, Aviril doch Brefeld allgemein als d e r I^rheber
dieser morphologischen B e tra ch tu n g en angesehen.
Allerdings is t der F a ll leiclit erk lä rlich , d a Bre feld a n k ein e r Stelle durchscliimmern
lä s s t, dass seine A n s ich t schon frü h e r ansgesprochen Avar, avozu doch im I V ö , A'IIT.T und
IX .9 H e f t seiner mykologischen Untersucliimgen sich liinroicliendc Gelegenheit geboten hätte.
D ie A b h an d lu n g A'on A'an Tiegliem u n d Mounier Avird A'on Brefeld ayoIiI c itirt, ab e r in anderem
Zusammenhang.
M it der Ge schichte der Beziehungen beider Fo rm b ild u n g en zu e inander Averden Avir u n s
n ich t AA'citcr an fb alten ; n a ch un serer Au ffa ssu n g lä s s t die Conidie sich n ich t A'on dem Sporangium
ableiten, u n d die Beziehungen dieser zAA'ei rru c titic a tio n s fo rn ie n zu e inander sind bis je tz t durch
vergleiehende morphologische Be tra ch tu n g en n ich t erk lärt.
AVie schon angedeutet, b e ru h t die A n s ic h t, dass das Sporangium du rch R ü ck b ild u n g
('o n id ie geAvorden sei, au f Vergleichen zAvischen Aliicor, Tliamnidiiim u n d ('liaetocladiiim. — In
dem B re fek rsch en System sind diese drei F o rm ty p en die R ep rä sen tan ten d e r fü r die sämmtlichcn
P ilz e ch arak teristisch en morpliologisclien GrundforniGn der Fructiiicatiou.
AIncor ist der AArtreter einer einfachen Sporangienfructiiieation, Tliamnidiiim ist der Vertreter
der doiipelten Fructifieationsform, der gTossen Sporangien und der kleinen Sporangiolen,
endlich repräsentirt C'haetocladinm die einfache ('onidieiifrnctilicalion, „aus Tliaiiinidium - Avic es
1) Reclierches sur le s Mucorinoes. Ann. des sciences naturelles 1873.
2) Tag. 57.
3) Pag. 237.
4) Pag, 55.
V. S erie, Bd. X V Ii.
h eisst — en tstan d en u n d zAvar aus den Sporangiolenständen u n ter glciehzeitiger Ve rk üm m e ru n g
der grossen apicalen Sporangien.“
Bt“i Mueor linden Avir also n u r echte Siiorangien. Tn ( ’ulturcii k ö nnen Avir du rch geeignete
Concentration d e r N ä h rlö su n g leich t Sporangien erziehen m it H u n d e rte n von Sporen. fibensoleicTit
können Avir die Z ah l der Sporen bis auf ganz Avenige redueiren; aller, Avie man diese Versnelie
auch anste llen mag, die gebildeten Sporangien hch alten doch immer ihren typischen Charakter,
und die T rä g er d e r Sporangien zeigen immer dieselbe k o n stan te F ormlnkhmg.
Die G a ttu n g T h am n id iu in A-crhält sich sOAvolil in der N a tu r Avie in den Cu ltu ren anders.
Sie be sitzt ZAA'ci Sporangimiiniodilicationen, n ämlich auf den H an p tfä d e n grosse apicale Sporangiiai
un d au f den ZAA-eigen kleine, seitlich stehende Sporangien, die sogenannten Sporangiolen. Bei
Tliaiiinidium elegans trä g t die H a n p ta x e an der Spitze ein grosses vielsporiges Sporangium m it
geAVÖlbtcr ('olum ella. D e r H a u p ta x c entspringen Aviederholt monopodial verzAveigte u n d in AVirtel
gestellte Aestc, deren E n d e n ebenfalls Sporangien trag en ; diese sind aber kleiner als das terminale
Sporangium, besitzen keine Columclla un d m ir Avenigc Sporen, bisweilen m ir eine. So verscliiedeii
die Sporangien u n d die S})orangiolen in ih re r Ersch eimin g sein k önnen, s in d sie doch nicTil als
zAvei A-erschiedene Fo rin cii aufzufassen, denn die Sporangiolen sind n u r als Frnälirimgsmodiücationeii
von Sporangien anzuschcn. A u f die C u ltu ren brauchen Avir n ich t n äh e r cinzugehen, sie sind oft
genug beschrieben Avorden; Avir AA-eisen n u r auf die T liatsach e hin , dass m an liei reicher Nahrmigs-
zufuhr Alyeelien erzielen k a n n , die m ir Sporangien un d keine Sporangiolen trag en , sodass die
H a n p ta x e wie die SeitenzAveige in Sporangien enden, die sieh nielit a’Oii einander unterscheiden.
Um g ek eh rt k ö nnen Avir an Stelle d e r F n d sp o ran g ien Sporangiolen erziehen, sodass die H a n p ta x e
AA'ie deren SeitenzAveige n u r diese letztgenannte AEodification besitzen.
E s is t m ir n ich t k la r, oh Brefeld a n n im m t, dass diese zAvei „F o rm e n “ bis zu einem
gewissen Grad e doch ih r Anpassuiigs\'ermögen verloren haben; denn er giebt an , dass die oben
erwähnten (''iilturversuche — Avonach die Alycelicn m ir e in e A r t Sporangien erzeugen — namentlich
gelingen, Avenn die C u ltu ren d u rch mehrere Generationen fortgesetzt Averdeii. AAkdche Auffassung
Brefeld auch hegen mag, so viel ist sicher, dass man doch sehon hei d e r ersten (A n e ratio n den
erwimschtcn Eifect erzielen k a n n ; denn es h an d e lt sieh um Ve rän d e ru n g en , Avelehc n u r die äusseren
Einflüsse zum Vo rsch ein bringen. E in e Steigerung oder SeliAvachmig der Modiiieation liegt schon
vom er.sten An fan g a n in d e r H an d des Exp erim en tato rs.
D a s Variatio n sv ermö g en ist ü brigens auf die beiden Fructilieations-iMmlilicationen beschränkt.
Denn während die Sporangien un d Sporangiolen einen auffallenden ölaiigel an C'onstanz zeigen,
bewahren dagegen die Aeste, die sogenannten F rn e h tträ g e r, in allen C ulturversuchen ein ganz
eonstantos V e rh a lte n un d verbleiben imm er monopodial verzAA-eigt. Merkwürdigei'Aveise ist aus dieser
T h a tsa eh e geschlossen AA'orden, dass eine S p a ltu n g in zwei F ru etiiicationsformeii doch sta ttg e -
fiinden habe.