Wvvth. Viele Tremellineen «ind deriialb einer eigentluimlieben Bebaudbing seitens der Systematiker
ausgesetzt gewesen.
Die Gattimg Tremelloilon z. B. wird noch roii den Autoren wie herrenloses Gut liin und
iier geworfen; bald wird sie, weil das Hymenium Staclioln bekleiden, zu den Hydneeii, bald, weil
ilio Basidien Liingswiindo besitzen, zu den Tremellineen gereclinct.
I'iir die Aufstellung neuer Arten sind die Tremellineen iiocli eine ergiebige Quelle; nicht
allem werden alte, wohlbekannte Arten mit ueiieii Namen versobeu, sondern es werden auch neue
Gattungen aufgestellt, ohne dass liiorzn eine Berechtigung vorliegt; oder aber der Verfasser erwci-
te-t oder verengt die alten Gattiiugsdcfluitioneu, Iiis er eine Aenderung der Nameu vornehmen und
ein „nov. g.“ beifügen kann.
Eine weitere grosse Scliwierigkeit bietet das Bestimmen der Treniemneen. Es sind näni-
licli nur einige wenige, allgemein verbreitete Arten leicht zn erkennen, während die meisten aus
Besehreilmiigcn oder Abbildimgeii nicht bestimmt werden können.
Selbst die sogenannten Originalexemplare reichen häufig nicht ans, da die eingetrockneten
Fruelitkörper ihre normale Gestalt und Farbe verloren haben. Ein Blick in ein Tremellaherbarium
genügt, um zu verstehen, dass Zittcrpilze in dem Zustande volLständigcr Trockenheit wegen der
Unkenntlichkeit der Umrisse ein vollständig werthloses Material sind. Um eine Form s i4 e r zu
erkennen, muss man ausser der Beschreibung und Abbildnt.g noch die Kcimimgscrscheinimgeu
vergleichen können.
Schon Tnlasne war die MTchtigkeit der Keimung der Sporen als Bestimmimgsmittel vollständig
klar; aber erst durch Brefeid’s Untersuchungen über die Tremellineen wurde gezeigt, dass
die einzelnen Gattungen derselben Tremellineen bei ihrer Keimung eigenartige und bestimmt gestaltete
Ncbcnfructifieatiousformen entwickeln, nud dass diese Fruclitformen zur Abgreuznng der
Gattungen und zugehörigen Arten ein wichtiges Hülfsmittel bieten. Aber es ist ein Hülfsmittel,
das nur beschränkte Anwendung zulässt, weil die Sporen mehrerer Zitterpilze in den künstliclien
Culturen nicht zur Keimung gebracht werden können, so dass ilir Platz niiter den Gattungen
luientsehieden bleiben muss, wenn man, wie Brefeld, die Genera allein auf die Keimuiigspha'seu
gründet. Hie Arten der Gattung Gyrocephalus, einige Exidiaarten, eine von Möller nicht benannte
Tremdlinee (Protoba.sidiomyceten pag. 95) keimen alle niclit in den kniistlichen Culturen, und
über ihre Nehenfruchtform ist nichts Nälieres hekaimt.
Sobaeinst.
(Siche Tafel TU Figur 17 — 19 imci Tafel IV Figur 1 — 7b.)
Die Gattung Sebacina i.st von Tulasne') begi*ündet worden. Da sie nicht eigentliche l’riicbt-
körper, sondern nur glatte, Avacbsartige Ueberzüge auf dem Suljslrat bildet, so wird .sie von AVinter’-^),
Persooiri), Saccardo *) n. A. zu den Telepboreen gerechnet. Tnlasne b at aber ]uichgcAvie.sen, dass
diese Gattung durcb deutliche Tremellineenbasidien cliarakterisirt ist, Avclcbe einem wenig gallertartigen,
feinfädigcn, schnallenlosen Hypbengefleclit entspringen.
Es ist zuzugeben, dass die Charaktere, Avelebe Tnlasne angicbt, nicht ausreicben, um die
Gattung Sebacina zu begründen, denn versebiedene Tremellaartcn zeichnen sieb durcb älmlicbe
Alerkmale aus. Die Gattung ist aber aus praktischen Gründen beiziibelialten, indem in ihr alle
Tremellineen zusammenzustellen sind, über deren Keimung nichts bekannt ist, und deren Frucbt-
köiqier corticiumäbnlicbe Ueberzüge bilden.
Tnlasne gründete die neue Gattung auf zAvei Arten, S. incrustans und S. caesia, die in
der Umgebung von Aförsailles von ibm gefunden wurden. Brefeld untersuchte die erste F o rm ’),
die in aiisreicliendom Alaterial iu der Nähe von Alün.ster vorkam. Na<‘b ibm soll die Gattung
Sebacina fest und sicher durcb ihren eigenartigen Conidienträger cliarakterisirt sein. Diese Coni-
dieiiträger zeigen sieb auf dem jungen Hymenium, ehe noch die Basidien gebildet sind; sie dauern
aber nur eine kurze Zeit, dann zeigen sieb die Basidien, Avelcbe albnäblicb die erste Fmctificatioiis-
form ablösen. — In der Umgebung von Alünster habe ich auch Sebacina incrustans in grossen
Alongen gefunden; aber trotzdem ich eine grosse Anzahl von Exemplaren in allen Stadien uiiter-
suebte, gelang es mir nie, die von Brefeld angegebenen Conidienträger, die Tulasnc aucli nicht
gefunden bat, Avabrzunebmcn. Ein Irrtlium von Brefeld’s Seite ist zivar nicht aiisge.scblossen; der
Grund dürfte aber wohl eher darin zu suchen sein, dass die Conidienträger bei vielen Individuen
augeiiscbeinlicTi niebt zur Ausbildung gelangen. Dadureb ivird aber dieser Charakter von imtcr-
geordneteni systema tischen AA’ertb. Aber selbst Avemi dies nicht der Fall Aväre, dürften Avir doch
die Formen, bei denen überhaupt keine Conidienträger bekannt sind, zn der Gattung- Seliaeina
rechnen, Avemi sie die anderen Cbaraktere der Gattung besitzen. Alan kann darin, Avie Jiei Tremella,
zAvci Typen untersebeideii, deren Aförtretor einerseits die nur mit Basidienlagcr versebenen,
andererseits die mit Basidienlager, aber mit vorausgebendem Conidienlager versebeiieii Formen sind.
1) Tulasnc, Ann. sc. nat. 5. Serie, Tome XV, p. 223.
2) Winter, P ilz e p. 3 4 7 .
3 ) Persoon, Obs. myc. part. I , p. 3 9 (Xr. 82).
4) Saccardo, Syllog. Fnngornin VI, p. 540.
5) Brefeld, Unters, V II, p. 102.