
ivairciid (Im- ganzen ( 'nlturpeviode nielit luiufig ein. Vierzeliit Tage liiiidiivoli blieben die Culturen
steril, nacli dieser Zeit quollen die Mycelenden hier und dort in den Culturen, die einer bellen
Beleuelitung ausgesetzt waren, birnenförmig auf. Zunäclist trieben sie von der Kuppe vier kleine
kugelige Ausstülpungen ans, die allmälilieli die Form von Sterigmen annalimeii, u n d z u l e tz t e n t s
ta n d an je d e r S p itz e e in e S p o re . In Figur l e Tafel X sind einige Mycelenden mit Basidien
lind Sporen allgebildet. Beiclilieli kam die Basidienbildung niclit vor, nur hier und dort; sonst
waren die Fäden ganz und gar steril. Die Sporen sahen ganz normal aus, die Basidien aber
aiisgeliaueht (vergl. Figur I c Tafel X , die den Querschnitt des Fruclitkörpers I b darstellt).
Die Culturen entwickelten monatelang riesige Mycelniassen von blendend weisser Farbe,
die Fruetilication war aber doeli niclit sehr häufig. Beim A n b lic k d e r C u ltu r e n o d e r e in e r
ä liiilic h e n E r s c h e in u n g in d e r fre ie n N a tu r w ü rd e n iem a n d d a r a n zw e ife ln , e in en
eiiifa c lic ii H y p o c h iiu s v o r s ic li zn h ab e n . Die Mycelien bildeten filzige Belege auf dem
Suiistrat; in der L u ft dagegen, wo die Basidien allem vorkanieii, traten sie zu einem dichten
Gcfleclit von anastomosireuden Liclitfädeii zusammen. Zur Froclitkörperbildung kam es in den
Culturen nie, was wohl dem Liniluss des Substrats und der äusseren Verliältnisse zuznsclireiben
sein dürfte.
Lentiniis variabilis sollte mir aber noch eine andere Ueberrascimng bieten. In dem Ur-
walde bei Dopok, nicht weit von Batavia, fand sich der Pilz in grossen Mengen auf altem verfaulten
Holz. Ein Holzstück, rciclilicli mit dom rein weissen, filzigen Mycel des Pilzes bewachsen,
nahm icli mit nach Hanse imd legte es in eine der grossen Herbariumdoseu meines
I' reumles Dr. Koorders. Die Wände der Dose wurden mit Wasser bespritzt, um Austrookiien zu
vermeiden. Hier verlilieben die Holzstücke 14 Tage, wälirend welcher Zeit die dicht verschlossene
Dose gegen jeden Lichteinfluss ge,schützt war. Bei naclilierigem Geffnen derselben war das ganze
Suiistrat von einer dichten Filzscliielit überwachsen; aus dieser erliobeii sich lauge, clavarieeiiartigo
Frnclitkörper von sclineeweisser Farbe.
Vorläufig waren sie steril. Die Pilze wurden dann wieder im Dunkel gelassen und nach
14 Tagen zum zweiten Mal imtersuelit. Das Substrat trug nun eine cingetroeknete, dicke, gelb-
liclie Kruste von Myeelfäden. Auch die Fruelitkörper gewährten ein anderes Aussehen. Der
untere Theil war noeli mit weissem Mycelpilz hewaclisen und steril, der obere dagegen erschien
gellilicli und glatt, ohne Vertiefungen oder Erhölmiigen. Dieser Theil war dicht mit Ba.siilien
mul Parapliyseii überzogen. In Figur 1 b Tafel X sind diese clavarieenförmigen Fruelitkörper
dargestellt, wie sie nacli vier Wochen aussahon. Fig. I c Tafel X zeigt dagegen einen Quer-
selmitt dieser cigentlnmilichen Bildungen mit ilircn Basidien. Die Sporen waren ganz normal und
keimten in den später erfolgten Culturen leicht aus.
Schon aus diesem Versuche ging klar liervor, dass die Anlage und Ausliildung des Hutes
unter dem Einfluss des Liclites steht. Cm dies noch nälier festzustellen, liess ieli den Deckel
der Kiste entfernen und die Oeffiiimg durch eine Glassclieihc ersetzen.
Die fertilen clavarieenfönnlgen Fruelitkörper gingen, ins Licht gestellt, sehr bald zu Grunde;
die sterilen dagegen, bei denen keine Andeutung eines Hyineniunis bemerkbar war, zeigten starke,
positiv lieliotropisclie Ivriiinniungeii. AATlirend die Spitze der Fniclitköriier im Dunkel ihr Waehs-
thum immer aufreclit fortsetzte, neigte sie sich jetzt gegen die beleuchtete Seite des Kastens.
Ih r Längenwachsthum dauerte aber nur so lange fort, bis eine intensivere Beleuchtung eintrat;
dann begann die Ausbildung des Hutes. Ich konnte deshalb durch eine Verschiebung des Holz-
stückes nach dem inneren, dunkleren Ende des Kastens oder nach der beleuchteten Glassclieilie
zu die Bildung der Fruchtkörper nach Belieben beschleunigen oder verlangsamen. Denn so lange
sich die Frnclitkörper im Inneren des Kastens befanden, behielten sie ihre Clavarieenform; im
Lichte dagegen verfiachteii sie erst die äusserste Spitze zu einer kleinen Scheibe, deren Ränder
sich kragenartig umbogen. Die Scheibe breitete sich iveiter und Aveiter aus mid bildete nach
14 Tagen einen normalen H u t, Avie er in Figur l a Tafel X dargestellt ist. — Die Lamellen
waren rein Aveiss, sonst imterschied sieh der Pilz in keiner AVcise A'on Exemplaren, die ich in
der freien Natur vorfand. Ich setzte die Versuche im Lichte fort. Nach drei AATcheu waren
die Holzstücke förmlich mit Eruchtkörpern bedeckt, sie erreichten allerdings nie die gi-össten
Dimensionen, die nur im AYalde zu Stande kommen. Nach zwei Aveitereii AYocheii erschöpfte
sich allmählich das Substrat, und neue Bildungen traten nicht mehr ein. Die Versuche gelangen
äusserst leicht, nur musste immer dafür gesorgt Averden, dass die AVände der A^crsuchskajiinier
nass blieben.
Aehnliclie chmirieenartige Fruchtkörper kommen oft bei der Gattung Lentinus vor, und
zwar ganz besonders gern bei Lentiims lepidus. Nach AATnter (Pilze, p. 502) finden sie sich
vorzugsAveise an dunklen Orten, in BergAverkcn, Kellern, AVasserröhren u. s. aa'.*)
Schon ein Blick auf die Zeiclinnng lässt die schlagende Aehnlichkeit dieser liutlosen
Fruchtformen mit denen der Gattung Clavaria klar liervortreteii.
P lie r lie g t e in F a ll v o r, d e r s ich m it e in ig em R e c h t zu p liy lo g e u e tis c lie n S p e cu -
la tio n e n vcrAvenden lä s s t. • Denn der Pilz, durchläuft EntAA'ickelungsstadien, die selbständigen
Formen in der freien Natur entsprechen. Das erste Stadium findet in Hypochiius, das andere
in Clavaria fast einen Doppelgänger.
1) A'on Puckel is t sogar eine solche Form als besondere Art, Lcrilinus c ryptarum,T ufgostollt Avorden. Die
Diagnose lautet iiacli M'iutcr {Pilze p. 5 0 1 ): Fruclitkürper ästig, 8 — 22 cm lioeh mit wdodcrholl getheilten Aesten
oline cigontliclic Hüte. Aeste schwarzbraun, olivenfarbig, bereift, fleischig, lodcravtig, trocken, sehr hart, an der
Spitze gokrümint, uingebogen. Lainellon einseitig sehr spärlich, gezähnt, braun, bis 2 V2 cm lang. Sporen kugelig,
8 /t im Durchmesser.
In dem hiesigen Museum befinden sieh gut erhaltene Exemplare dieser Form, Lamellen sind aber kaum
wahrzunchnien. Bei Loutinus variabilis kamen an einzelnen von den clavarieenf(irmigcn fertilen Fruchtkörpern liier
und dort Streifen vor, die aber nur unter der Lupe sichtbar waren; Ticlleicht Avaren dies rudimentäre Lamellen.