
gidum und d u rum , so verschwinden auch diese mehr und mehr aus
dem Anbau im Grossen und werden sie bald n u r noch Curiositäten
d er botanischen Gärten und landwirthschaftlichen Versuchsfelder sein,
deren E rh a ltu n g den Vorstehern besagter Anstalten au f das Dringendste
empfohlen werden muss, damit ih r vollkommenes unwiederbringliches
Aussterben in absehbarer Zeit u n d damit der Verlust eines kostbaren
botanischen Untersuchungsmaterials v e rh ü te t werde.
In Bezug au f die sexuelle Affinität d er Eutriticumformen haben
nun die Untersuchungen d e r letzten Jah rz eh n te höchst beachtenswerthe
Resultate ergeben. Ueber die spontan bei Agde entstandene B a sta rd form
zwischen Aegilops ovata § und Triticum vulgare (Touzelle) den
Aegilops triticoides, und seine fertile Rückkreuzungsform mit Touzelle,
den Aegilops speltaeformis, die von ihrem Entdecker E s p r i t F a h r e ^
als d ire c te r Uebergang von Aegilops in Weizen gedeutet wurde, is t in
F ran k re ich bekanntlich eine reiche L itte ra tu r u n d eine heftige Fehde
zwischen J o r d a n und G o d r o n en ts ta n d e n , deren wesentlicher In h a lt
h ie r kurz re sum irt werden mag. Die Section Aegilops ist von E u triticum
re ch t wesentlich verschieden, sie zeigt ungekielte, auf dem Rücken b re itgewölbte
Glumae, die b eg ran n t oder u n b eg ran n t sein können. Ih re
F ru c h t ist mit b r e ite r, offener, g rabenähnlicher F urche v ersehen, der
Embryo en tb eh rt der beiden seitlichen Wurzelanlagen. Es giebt Arten,
bei denen die Spindel in einzelne Aehrchen tragende Glieder au s e
in an d erb rich t (Aegilops cylindrica) und andere, bei denen die Spindel
d er kurzen Rispe zäh ist und n u r an der Basis eine einzige Gliederungsstelle
aufweist, die d ann aber sehr au sgeprägt ist und an der bei e rre
ic h te r Reife das Abbrechen erfolgt. So z. B. Aegilops ovata. Bei
allen Arten bleiben wie beim Spelz die F rü ch te von den breiten Spelzen
fest umschlossen.
Bei Aegilops ovata beginnt die Rispe mit einem verkümmerten
Aehrchen, es folgen 1—3 , gewöhnlich 2 , fertile und weitere 1—3
sterile, n u r männliche Blüthen bergende. Die Abgliederungsstelle liegt
u n te r dem ersten fru ch tb a ren Aehrchen, sie bilde t eine ovale gla tte
Fläche an dem schnabelförmig vortretenden basalen Ende d e r Inflores-
cenzachse. Die b reiten gewölbten Glumae und P aleae laufen je in
3 — 5 sta rk e , spreizende Grannen au s , die von der Inflorescenz nach
allen Seiten h in ab steh en , so zwar, dass nach dem Herunterfallen die
Rispe mit den eingeschlossenen F rü ch ten au f den Grannenspitzen und
au f dem basalen, schnabelförmigen Abbruchsende ru h t. Da die Körner
nicht ausfallen, so würden sie nie in' den Boden und in günstige
Keimungsbedingungen gelangen können, wenn die Rispe nicht in Folge
dieser ih re r Beschaffenheit se lb stth ä tig in diesen eindringen, sich selbst
begraben würde. Das kommt so zu Stande, dass bei den Bewegungen,
die der Wind verursacht, das schnabelförmige Abgliederungsende in den
Boden e in d rin g t, dass weiterhin jedes bewegende Moment die Aehre
um dieses Ende als Centrum d reh t, so dass das E indringen ste tig fo rtg
e h t, bis schliesslich d er ganze F ru c h tstan d begraben ist. (Man vergl.
G o d r o n b ^.) Nun e rst können die F rü ch te auskeimen; die aus ihnen
hervorgehenden Pflanzen bilden von vornherein einen zusammenhängenden
R a sen , zwischen dessen Wurzelgeflecht man meist noch zur
Blüthezeit die Aehre des vorigen Ja h re s antrifft, aus deren Körnern er
hervorgegangen ist.
Nun h a tte im J a h re 1853 F a h r e in Agde b eoba chte t, dass aus
einer solchen Inflorescenz von Aegilops ovata n ich t n u r Pflanzen dieser
Species herausgewachsen w a ren , sondern daneben auch solche einer
selten und sporadisch vorkommenden von Re q u i e n als Aegilops tr iticoides
bezeichneten Aegilopsform. Dieser Aegilops h a t eine gewisse
habituelle Aehnlichkeit mit dem Weizen, wennschon er die Charaktere
seiner Section aufweist, er ist, wie Go d r o n nachgewiesen, ein Bastard
der aus der Befruchtung d er Mutterpflanze von benachbarten Weizenfeldern
derivirt. W ird auf diesen Kolbenweizen gezogen, dann sind die
Grannen des Aegilops triticoides kurz und verkümmert, ist es G rannenweizen,
dann haben wir auch s ta rk begrannte Aegilopsähren.
Die Schlussfolgerung, die F a b r e ^ und mi t ihm D u n a l ^ aus ihren
Versuchen zogen, war freilich eine ganz andere. Der ei’stere h a tte die
sehr spärlichen und seltenen Körner des Aegilops triticoides gesammelt
und ih r P ro d u c t in zwölf J a h re fortgesetzten Versuchsgenerationen
cultivirt. E r sah die Pflanzen immer h ö h e r, au fre ch te r, u n d Weizen
ähnlicher werden und schloss d a rau s , dass Aegilops ovata sich u n te r
Umständen d ire c t im Laufe weniger Generationen in echten Weizen zu
verwandeln im Stande sei.
G o d r o n 2 dagegen h a t den Aegilops triticoides künstlich erzeugt,
indem er Aegilopsährchen c a strirte Jin d mit dem Pollen des in der Gegend
von Montpellier gewöhnlich cultivirten blé Touzelle bestäubte. E r h a t
ferner gezeigt, dass solche Operationen g a r nicht nöthig sin d , wenn
man sich die Bastardform verschaffen w ill, dass man bloss nöthig h at,
zur Reifezeit der Aegilops ovata eine Fläche Gartenlandes m it deren
Aehren zu besäen und dann zu beiden Seiten dieser Fläche im Herbst,
zur gewöhnlichen Z e it, eine Weizenaussaat zu machen. Im nächsten
F rü h ja h r blühen beide gleichzeitig und im zweiten J a h r werden sicherlich
zwischen den neugekeimten Exemplaren d e r Aegilops ovata einzelne
von Aegilops triticoides erscheinen. Auch in ih re r Heimath wächst
Aegilops triticoide s n u r sporadisch und h ä lt sich durchaus in d er Nähe
der Weizenfelder. Die künstlich erzogene Pflanze ist absolut u n fru c h tbar,
in Folge mangelhafter Ausbildung der Stamina, sie lä sst sich d a gegen
leicht mit dem Pollen des V a te rs , des blé Touzelle befruchten
und giebt d an n ziemlich guten E rtra g . Hochgradige S te rilitä t zeichnet