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la n d s, zeigen uns ih re frühere Ausbreitung ebenso wie die oben e rwähnten
Fossilfunde an.
Die aus dem Westen kommenden Besiedler unseres Gebietes werden
n a tü rlich die frü h e r in dieser Richtung hinausgewanderten paläotropischen
und te rtiä re n Elemente umfassen, ihnen werden aber die typischen
inzwischen aus Centralasien bis Spanien und Südfrankreich verhreiteten
Mediterranpflanzen beigesellt sein. Ja , diese letzteren werden für unsere
Gegenden vornehmlich in B e tra ch t kommen, da die te rtiä ren Elemente,
d u rch das Seeklima begünstigt, in der Hauptmasse mehr längs der Westküste
gewandert sein werden, wofür uns die Verbreitung vieler Pflanzen
längs der französischen Westküste bis gegen England hin Zeugniss ab legt.
E ric a a rten , L ava tera arborea, Daboecia polifolia, Narthecium ossi-
fragum, Saxifraga umbrosa, Isoetes Duriaei, Meconopsis cambrica mögen
als Beispiele genannt sein.
Die Flora Mitteleuropas e rh ä lt also ih ren wesentlichen C h a rak te r
durch die Abkömmlinge Centralasiens, die von Osten und Westen h e r
nach d er Eiszeit einrückten. Dieselben oder ih re nächsten Verwandten
gleichen Ursprungs sind es, die d er heutigen m ed ite rran en F lo ra ih r
Gepräge geben. So e rk lä rt sich denn die Aehnlichkeit beider F lo ren genossenschaften
von d er wir den Ausgang nahmen, in verhältnissmässig
einfacher Weise.
Es ist nun nach jed e r Richtung hin ü beraus wahrscheinlich, dass
das Triticum monococcum zu dieser von Osten nach Westen gewanderten
IHorengenossenschaft g e h ö rt, und dass also die Wiege unseres E u tr iticumstammes
in Centralasien gestanden habe. Sein Verbreitungsgebiet
liegt gerade in den Gegenden, durch welche d er Strom dieser Wanderu
n g vornehmlich gegangen is t; ausschliesslich, so lange die Seen und
Steppen des heutigen Russlands noch u n p assirb ar waren. Wie so viele
der in gleicher Lage befindlichen Pflanzen ist es, freilich aus nicht mehr
eru irb aren G rü n d en , wohl auf die Ba lkanha lbinsel, aber nicht mehr
weiter westlich vorgedrungen. Und seine klimatischen Anpassungen
entsprechen ehen wiederum denen des Gros je n e r Genossenschaft, für
die wir besagten Wauderungsweg postuliren müssen.
Wenn nun der Wohnsitz des E u tritic um ty p u s , u rsp rü n g lich in
Centralasien gelegen, sich allmählich in solcher Weise gegen Westen
verschob, so kann man doch n ich t an n ehm en , dass die jünge ren
Derivatformen, T riticum dicoccum, S p e lta , v u lg a re , zur Zeit des Beginnes
dieser Wanderung n ich t schon entwickelt gewesen wären. Sie
müssen eb e n , wenn unsere frü h e r gezogenen Schlüsse bezüglich des
Ursprungs der chinesischen Weizencultur ric h tig , schon in d er Ur-
heimath vorhanden gewesen se in , sie müssen d o rt d er Cultur u n te r worfen
und mit dem Menschen bei der allmählichen Verschlechterung
der Existenzbedingungen ih re r sowohl als des letzteren nach West und
Ost au f offen stehenden Wegen h in au sc en trifu g irt worden sein. In
an d e re r Weise lä sst sich eben der Gemeinbesitz der Weizencultur bei
den Völkern des Westens und den Chinesen g ar n ich t erklären. Auch
h ie r befinde ich mich in vollkommener Uebereinstimmung mit R i c h t -
h o f e n ’s Darlegungen. Man wolle dafür den Abschnitt Bd. I, S. 404—425
vergleichen, d er von dem Gemeinbesitz astronomischer Kenntnisse, Cultu
ren und Künste bei den Chinesen und Abendländern handelt. Auf S. 144
sagt er ausd rü ck lich : „dagegen würde das Problem sich gleichsam von
selber lö sen , wenn es gelänge, nachzuweisen, dass einige der Völker,
welche im Besitz des Mondstationenkreises waren, von einem gemeinsamen
Centralsitz aus nach verschiedenen Richtungen h in von einander fortgewandert
sin d ; denn dann konnten sie das entweder gemeinsam a u s gebildete
oder von einem u n te r ihnen erfundene und von den Nachbarn
übernommene System selbst nach fernen Gegenden trag en , es d o rt fo rtentwickeln
und an andere überliefern.“ Dass die Chinesen selbst das Volk
waren, das d ieU eb e rb rin g u n g gegen Osten bewirkte, h a t weiterhin R i c h t -
h o f o n zu grösser Wahrscheinlichkeit gebracht. Denn alles scheint dafür
zu sprechen, dass diese einst ihre Wohnsitze im Tarymbecken h a tten und
Nachbarn der Arier und Skythen waren.
Viel schwieriger steh t es um die F ra g e , welche Volksstämme es
waren, die den Getreidebau zue rst nach dem fernen Westen übertrugen.
Da muss zunächst die sehr merkwürdige Thatsache gebührend hervorgehoben
werden, dass von allen bekannten Weizenbauländern dasjenige,
welches die eigenthümlichsten V arietäten oder Cultursorten b ie te t, das
im fernen Süden gelegene Abessinien ist. Eine botanische Vergleichung
dieser merkwürdigen, aus unseren Gärten leider verschwundenen Getreidesorten
Abessiniens mit denen von C en tral-C h in a könnte möglicher
Weise die überraschendsten Resultate bringen. Aber leider is t heute
solche Vergleichung unmöglich, da, wie es scheint, nirgends etwas über
die in China gezogenen alten Weizenformen in E rfah ru n g gebracht
werden kann. Alle meine diesbezüglichen Erkundigungen wenigstens
sind ohne Ergebniss geblieben. Wenn unsere Anschauungen begründet
sind, d ann wird man gerade auch in China ganz abweichende, eigen-
thüinliche Sorten erwarten d ü rfe n ; es wird n ich t befremdlich erscheinen,
wenn wir solche an den beiden Polen des jetzigen Culturgebietes, die
beide notorisch seit lange in grösser Abgeschlossenheit sich befinden, in
denen also die Pflanzen in lan g er Isolirung sich ungestört nach verschiedener
Richtung weiter bilden k o n n ten , vorfinden. Möchten doch
die Erforscher jenes Landes uns hald, bevor es für immer zu spät, das
nöthige Material für die Behandlung d er einschlägigen, so unendlich
wichtigen iVagen zu Gebot stellen.
Mit der ET’age, von wem die alten Egypter den Weizen erhielten,
stehen wir vor einem unlösbaren Räthsel. Denn dass sie selbst ihn von
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