auch die wildgefundene Pflanze aus ; und die wenigen in ih r gefundenen
Früchte, von denen F a h r e ’s Culturen ausgingen, sind gewiss au f Bestäubung
durch bena chba rten Weizen zurückzuführen, wo es denn kein
Wunder, dass sie weizenähnlichere Producte lieferten. Dass die Pflanzen
zweiter Generation in d er T h a t au f diesem Wege d u rch Rückkreuzung
mit dem Pollen des Weizens en tstan d en , h a t G o d r o n d urch das E x periment
an seinem künstlich erzeugten Aegilops triticoide s erwiesen,
der bei besagter Rückkreuzung Pflanzen lie fe rte, deren Id e n titä t mit
denen der folgenden Generationen F a b r e ’s n ich t bezweifelt werden
konnte. Bei a lle r Weizenähnlichkeit h a tten sie die an der Basis a b gliedernde
für Aegilops ch a rak teristisch e Inflorescenz behalten. Nur
hei den letzten Generationen F a b r e ’s, deren Aehren Go d r o n bei
Dunal s a h , war dieser C h a rak te r v e rlo ren , und auch Go d r o n konnte
u n te r Umständen d e ra rtig e Aehren mit zäher Spindel erh a lten , auf die
n achher noch zurückzukommen sein wird.
Merkwürdiger Weise is t nun aber diese notorisch u n te r dem E in fluss
des Pollens von blé Touzelle auf den Aegilops triticoides entstandene
Rückkreuzungsform im Gegensatz zu ih re r M u tter mit gutem Pollen
versehen und fértil, nicht ausschliesslich au f Bestäubung durch Weizenpollen
angewiesen. F re ilich ist besagte F e rtilitä t in den ersten Generatio
n en meist noch gering, wie aus zahlreichen Versuchen G r ö n l a n d ’s,^
G o d r o n ’s und D u r i e u ’s (cf. Go d r o n 9) h e rv o rg eh t; sie steigert
sich ab e r mit der Zeit u n d ihre F ix iru n g wird d e r a r t, dass spätere
Generationen einen re ch t reichlichen K ö rn e re rtrag liefern. D a rau f h a t
J o r d a n I ^ der fertile Bastarde nicht zugeben wollte, seine Ansicht begründet,
wonach diese selbstfertile Pflanze F a h r e ’s eine eigene, w ah rscheinlich
aus dem Orient eingeschleppte Aegilopsspecies d a rs te llt, die
F a h r e neben dem e ch ten , absolut ste rilen Aegilops tritico id e s einmal
gefunden und mit diesem, dem sie sehr ähnlich, verwechselt habe. E r
n en n t diese A rt Aegilops speltaeformis J o r d a n , ein N am e , der von
Go d r o n aufgenommen u n d als generelle Bezeichnung für alle Rückkreuzungsgenerationen
des Aegilops triticoides mit Weizen b en u tzt worden
ist. F ü r J o r d a n also is t Aegilops triticoide s eine monströse Deformation
d er Aegilops o v a ta , Aegilops speltaeformis eine eig en e , selbstständige,
b ish e r übersehene Species; für G o d r o n is t erste re d er B a sta rd von
Aegilops ovata $ u n d Triticum vulgare die ande re d e r sekundäre
B a sta rd [Aegilops ovata g x Triticum vulgare (J] g x Triticum vulgare
<5 . Man könnte nun fragen, woher kommt es, dass, wenn Aegilops t r iticoides
h ie r und da in Folge der Befruchtung d u rch den Weizen F rü ch te
liefert, aus denen die selbstfertile Rückkreuzungsform Aegilops spe ltaeformis
erwächst, woher kommt es u n te r diesen Umständen, dass dieser
Aegilops speltaeformis sich n u r in d e r C u ltu r, n ich t aber im F re ien
fortpflanzt, dass er im wilden Zustand n ic h t gefunden wird. J o r d a n
h a t diese F rage in der ersten Arbeit n u r gestreift, sp ä ter dagegen sehr s ta rk
hervorgehoben, er b e ru h ig t sich m it der Annahme, dass es sich um eine,
aus dem Orient eingeschleppte Species handle, die alsbald wieder verschwunden
sei. G o d r o n 1 1 S. 34 dagegen h a t au f Grund der Beobachtu
n g auch dieses an sich räth se lh afte F actum vollkommen aufgeklärt.
Denn bei d er weizenähnlicheren Inflorescenz des Aegilops triticoides wird
die Richtung d er Grannen geändert, die basale Abbruchsstelle d er Ge-
sammtähre b e rü h rt den Boden nicht mehr, die Anpassung zum Eindringen
in diesen is t g e s tö rt, u n d da ande re rseits die Körner von den Spelzen
umschlossen bleiben, werden sie in so ungünstige Keimungsbedingungen
versetzt, dass sie n u r in ganz seltenen Fällen ü b e rh au p t zu Pflänzchen
auswachsen und selbst in diesem günstigsten F a ll sich der umgebenden
Vegetation gegenüber in der a lle rp re c ä rsten Lage befinden. Kamen
doch in G o d r o n ’s G a rten zu Nancy selbst au f bearbeiteten G a rten beeten
u n d u n te r Ausschluss concurrirende r Mitbewerber die Pflanzen
des Aegilops speltaeformis n u r da zur E n tw ick lu n g , wo sein F u s s tritt
zufällig die abgefallenen Aehren in den Boden h ine ingedrückt hatte.
Gelegentlich, ab e r doch im Ganzen ziemlich se lten , tra te n Rückschlagserscheinungen
im Laufe dieser d u rch b eträ ch tlich e Zeiträume fo rtgeführten
Gene ra tionsculturen auf. Sind doch diese Culturen in Bordeaux
durch D u r i e u d e Ma i s o n n e u v e d u rch 33 Generationen fortgesetzt
worden. Diese Rückschläge sind von Go d r o n hauptsächlich in seinen
Abhandlungen vom J a h re 1869* u n d 1877 ausführlich behandelt
worden. Sie h ab en sich im Wesentlichen nach zwei Richtungen geäussert,
einmal in dem V erlust d e r basalen A rticulation d er Inflorescenz,
deren Spindel zäh wurde u n d einen gewissen Druck erforderte, ehe sie
brach, wobei die Bruchstelle oft ü b e r das u n te rste oder sogar ü ber die
beiden u n te rsten fertilen Aehrchen hinaufrückte, u n d dann d a n n , dass
die Progenies einer m it Kolbenweizen erzeugten k u rzg ran n ig en Aegilops
speltaeformis nach mehreren Generationen plötzlich lang^ b egrannte
Pflanzen e rg a b , was G o d r o n wohl ganz richtig als Atavismus nach
einer beg ran n ten Vorfahrenform des väterlichen Kolbenweizens deutete.
Dass solche Rückschläge verkommen, is t ja ganz n atü rlich . Merkwürdig
ist e h e r, dass sie so selten au ftreten . Denn es ist für v erschiedene
Ba sta rde u n d in specie auch fü r solche von Gräsern bekannt,
dass in der zweiten Generation eine F ü lle verschiedenartiger Combinations-
formen der elterlichen C h a rak tere au ftreten . Man h a t das wohl als
v aria tio n désordonnée bezeichnet. Beispiele bei den G etreidearten sind
n ich t selten; man vergl. Vi lmo r i n ^ S. 359, J o r d a n ^ fü r Weizenk
reu zu n g en , R im p a u ^ S. 21 für Gerste (Hordeum Rimpaui W ittm .) .
Dieses selbe Hordeum Rimpaui u n d seine Descendenz habe ich selbst
im Stra ssb u rg er G arten beobachten kön n en , es is t ausserdem noch besprochen
worden von L i e b s c h e r . 1 Durch sorgfältige Zuchtwahl k an n