
Basis in einem Satz sehr schön weiss und roth geflammter Roses entwickelt,
die indessen durch eine leichte Gelbfärbung an der Basis eine
Hinneigung zur Bizardeureihe verriethen. Sehr auffallend war es mir,
dass die gleichen einfarbig weinrothen Diebstulpen sowohl in panachirten
Bybloemen und Rosessätzen, als auch, und zwar sehr zahlreich, iu
solchen bizarder Papageitulpen auftraten. Dass sie aber Knospeu-
variationen darstellen und nicht auf unordentliche Sortirung zurückgeführt
werden können, ergiebt sich sowohl aus dem oben bezüglich
des Parangonirens Gesagten, als auch weiterhin aus dem Umstand, dass
eine Sorte , die den weinrothen Diebstulpen gliche, in allen Culturen
K r e l a g e ’s durchaus nicht zu finden ist. Woher hä tten also die verwechselten
Zwiebeln kommen sollen.
In naturgemässer Weise lässt sich hier die Besprechung einiger
seit lange in den Gärten cultivirten Sorten anfügen, deren im Bisherigen
noch nicht gedacht worden ist. In erster Linie hande lt es sich um die
T u l ip a /acuminata Vahl (Tulipa turcica Roth, media Agardh., stenope-
tala Mord, de Launay). Dass diese Pfl!anze nicht, wie gewöhnlich
angenommen wird, eine eigene Species darstellt, sondern in irgend einer
Weise von dem Formenkreis der Gartentulpen de rivirt, davon bin ich,
nachdem ich sie sowohl in Göttingen, als auch in Strassburg in ja h re langer
Cultur beobachtet h abe , vollkommen überzeugt. Schon die
ausserordentliche Neigung zu Anomalien, Minderzähligkeit des Gynae-
ceum, Trennung und unvollkommenem Schluss der Carpelle, Vergrünung
des Perigons, deutet darauf hin.
Dazu kommt, dass über ihre Herkunft absolute Unsicherheit
herrscht. Im botanical Register II, t. 127, heisst es zwar, sie sei 1815
von Mr. H am i l t o n aus Constantinopel gebracht worden, und R e d
o u t é , * t. 435, lässt sie im J a h re 1811 aus Persien importirt werden.
Aber fast gleichzeitig, um 1812, h a t sie nach B e l l e rm a n n * der
botanische Garten zu Berlin vom Professor F i s c h e r in Gorenki bei
Moskau e rh a lten , und A. G. R o t h * in Vegesack war sie ga r schon
1797 bekannt. Denn dass dessen Beschreibung hierhergehört und
nicht zu Tulipa silvestris, zu welcher sie von B a k e r * citirt wird, ist
mir vollkommen ausser Zweifel. Da sie nun alle Charaktere einer
„ tu lip e voleuse“ aufweist, die schmalen zugespitzten Blumenblätter, die
einfach gelb, oder roth, oder in beiden Farben pana chirt sein können
und in fadenförmige Spitzen aus laufen, die Senkerbildung an den
Pochterzwiebeln, die Constanz der Blüthen cha rakte re , so zweifle ich
kaum, dass sie einfach eine solche darstelle, die, in irgend einem Garten
zufällig aufgetreten, wegen ihres auffälligen Aussehens vermehrt und in
den Handel gebracht worden ist. Die erwähnten Angaben über das
Vaterland können mich d a ran nicht irre machen. Ihre Unbestimmtheit
und Ungleichheit deutet vielmehr erst recht da rauf h in , dass sie n u r
von den ursprünglichen Züchtern aufs Gerathewohl hinzugefügt worden
sein mögen, um der neuen Form im Handel die Wege besser zu ebnen.
Das Gleiche dürfte daun weiterhin von der Tulipa campsopetala
D e l a u n a y ’s* gelten, von der ich allerdings nur die Abbildung, Vol. III,
t. 171 kenne. Es ist eine gelbe, hellroth geflammte, spitzblättrige
Tulpe , die 1819 in den Pariser Gärten bereits gemein war und mit
dem Namen „ la Bossuelle“ bezeichnet wurde. D e l a u n a y will sie aus
ihrem Samen in gleicher Form wieder gezogen haben!
Nachdem im Bisherigen das Verhalten der Tulpe in den Culturen
Europas nach allen Richtungen besprochen worden is t , erübrigt je tzt
noch die Darstellung der sogenannten Tuliporaanie in Holland, die als
pathologische Erscheinung wohlbekannt, den Gipfelpunkt der übertriebenen
Werthschätzung seitens der Liebhaber bildet. Darstellungen
derselben findet man ja, wie b ek a n n t, in unzähligen Büchern der verschiedensten
Art. Eine Menge daran sich knüpfender Anekdoten sind
so allgemein bekannt, dass sie hier nicht nochmals im Detail wiederholt
zu werden brauchen. Trotz dieser ausgedehnten L itte ra tu r , oder vielmehr
gerade wegen derselben, muss aber zuvörderst auf die darauf bezüglichen
Quellen der Ueberlieferung etwas eingegangen werden. Denn
diese sind ausserordentlich spä rlich; ihr Verständniss lässt trotz der
reichlichen Benutzung noch immer an vielen Stellen zu wünschen übrig;
die wesentlichsten derselben sind litterarische Seltenheiten und bei den
Autoren, die von einander abschrieben, oder doch n u r secundäre Quellen
benutzten, so in Vergessenheit gekommen, dass man sie bis in die neueste
Zeit h in e in , mit Ausnahme von B e c kma n n , ® gar nicht mehr citirt
findet.
In allererster Linie sind da die drei Unterredungen (t’Samenspraecken)
zwischen W a e r m o n d t und G a e r g o e d t , Anon.*® zu erwähnen,
deren In h a lt und Entstehung ausführlich von J. S a u t y n - K l u y t * besprochen
worden sind. Sie stellen Spottschriften von lehrhaftem Charak
te r in volksthümlicher Einkleidung dar. Zwei ungebildete Einwohner
Harlems, vermuthlich Weber, unterhalten sich über den Gegenstand.
Gerade dieser Umstand aber ist es, der die Benutzung und das Verständniss
erschwert. Denn die Darstellung beschäftigt sich, dem Bildungsstand
der beiden Interlocutoren entsprechend, fortwährend mit den
äusserlich zu Tage tretenden Erscheinungen, ohne jemals die inneren
Zusammenhänge darzulegen, so dass man diese in Folge dessen durch
sorgfältige Vergleichung und Textinterpretation hervorzuziehen suchen
muss. Diese t ’Samenspraecken müssen wohl ein ungewöhnliches Aufsehen
erregt h ab e n , denn nachdem sie im J ah re 1637 bei A d r i a e n
R o m a n in Harlem erschienen waren, wurde schon 1643 ein zweiter
Abdruck erforderlich, der, im Text unverändert, aber durch einen Anhang
mit dem Tite l: „F lo ra e s sötte hollen: afgemaelt in Dichten en
lü
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