S. 17 siud wir ü ber ihre Einführungsgeschichte vollkommen u n te rrich te t
und wissen, dass sie mit einer Sendung von Blumenzwiebeln im J a h r
1606 aus Constantinopel nach Florenz kam. C l u s i u s s a g t: „N u llu s
tarnen hactenus illius m em in it, quae paucis abbine annis ab Asia in
E u rcp am est tra n s la ta ; primusque omnium ta lem rep e riri me (quo est
candore) monuit nobilis vir F lo ren tin u s Mathaeus Caccini qui licet ante
quadrieniiium d um tax at ad hoc Studium applicare coeperit animum, adeo
sedulus et diligens fuit u t nunc h o rtu lum h ab e a t selectissimarum p la n ta
rum copia instructissimum. Is anno Christi 1606 extreme F ebruario
accipiebat Constaiitiuopoli Tulipae cujusdam iiovae aliquot bulbos satis
pusillos quos e Persia allatos esse scribebat qui ipsi m itte b a t: h i licet
adeo pusilli et longiore vectura satis adüicti sequente nihilominus
Aprili elegantissimum florem p r o tu le r u n t cuius iconem vivis coloribus
expressum cum bulbulo sub extremum Ju lium ad me m itteba t,
ego vero extreme Septembri accipiebam.“
Von C l u s i u s und seinen Nachfolgern wird sie als T ulipa persica
praecox bezeichnet, so von P a r k i n s o n * und von Ra jus. * Bei diesem
le tzteren findet sich eine seh r zutreffende Beschreibung ih re r Zwiebel
und heisst es weiter: , , Semen in h o rtis nostris ra ro ad m a tu ritatem
p e rd u c it, Bononiensis tarnen Tulipae simile esse a ju n t. Post primum
annum ra riu s apud nos floret ob aëris inclementiam, sed bulbus p au lla -
tim languet et singulis annis m in u itu r, donec tandem penitus in te re a t.“
Es gellt d araus h e rv o r, dass die Pflanze viel empfindlicher gegen die
Einflüsse der Aussenwelt i s t , als Tulipa silv e stris, ande renfa lls würde
sie sich bei ih re r grossen Vermehrungsfähigkeit sicherlich ein ebenso
grosses Wohngebiet wie diese erobert haben. Selbst an den nördlichsten
P u n k ten ihres ganzen V e rb re itu n g sb e zirk s, einem Weinberg bei
St. P ie rre d ’Albigny in Savoyen und einem Gehölz bei Biviers nächst
Grenoble, h a t man grosse Mühe g eh a b t, sie als schädliches U n k ra u t
au szu ro tten , was je tz t fre ilic h , scheint e s , gelungen ist. ( C h a b e r t , *
S. 251.)
Und wie sie sich im Süden verhält, geht zu r Genüge aus d er schon
von M a t t e l herangezogenen Stelle d ’Ar d e n e s * hervor, welcher S. 74
sa g t: „C e t oignon est vagabond sous te rre plus que ne le sont tous le
a u tre s : il s ’é lan c e , s ’enfonce assez loin de sa p la ce, et l ’année d’après
il rep a ra ît. Enfin il élude si bien les recherches, que domicilié quelque
p a r t il s ’y impatronisé te llem en t, q u ’il en subsiste içi encore quelques
restes en des endroits oû il fut mis il y a plus de q u a ran te an s :
quoique cette place q u i de p a rte rre est devenue p o ta g e r, a it toujours
été bêchée p ro fo n d em en t, cette Persienne n ’en a point voulu déloger
to ta lem en t“ .
An zweiter Stelle ist u n te r den Alttulpen die p rächtige Tulipa
oculus solis St. Amans zu behandeln. In ih re r heutigen Verbreitung
ist sie ausschliesslich auf Ita lien und F ran k re ich einer-, auf Syrien
(Aleppo, P alästina) an d e re rseits beschränkt. In dem zwischenliegenden
Gebiet scheint sie , soweit b ek an n t, zu fehlen. Wie schou R e h oui*
und spä ter Mat t e l * angegeben h ab e n , ist auch diese Art schon zu
C l u s i u s ’ Zeit in den holländischen Gärten cu ltiv irt worden. Es ist
meiner Meinung nach ganz unmöglich, in der nachfolgenden Beschreibung
des C l u s i u s * die Tulipa oculus solis zu verkennen: „S e d
quando quidem in Apeimineae Tulipae mentionem incidimus, sileutio
premendum non duxi aliu d Tulipae gen u s, quod h ab u it hoiiestus vir
Cooruhard, Amstelodamensis civis. E st autem illa, c au le , foliis (quae
tarnen paullo viridiora), floris forma, Apenniueae non valde dissimilis,
nec etiam (u t mihi rela tum ) radice, q u a e u t i n q u i u n t i l l i u s i n s t a r
o b l i q u e p r o p a g i i i e s s p a r g i t . Floris autem color ru b e r e s t, sa tu -
ratio r, sex foliis mucronatis coiistans, nounihil odoratus, q u o r u m u n g
u e s l o n g i u i g r i , f l a v o c o l o r e e o s am b i e n t e , i n t e r n i s f o l i i s
i n t e r i o r i b u s in t e r n o s r a d i o s m u c r o n a t o s d e s i n e n t i b u s , in
reliquis ternis, orbiculato mucrone, illius externa p a rte omnino flaves-
c e n tib u s, bis vero p au llu lum flavi circa infimum unguem habentibus,
trigono oblongo capitulo Apenniiieae in sta r medium florem occupante,
ru b e sc en te ; semen mihi non conspectum. F lo re t A p rili.“ Man achte
au f die Beschreibung der Basalflecke, die Wort fü r Wort zu Tulipa
Oculus solis stimmt, und auf die Angabe von den ,,propagines obliquae“ ,
die auch S t. Ama n s * liervoriiebt und sogar abgebildet h a t. Ebenso
scheint mir auch P a r k i n s o n * unsere Pflanze und nicht die Tulipa
praecox, zu welcher Ma t t e l * dieses Citat b rin g t, als „T u lip a boloniensis
sive bombycina, flore rubro, major“ im Auge gehabt zu haben. Die wollige
Zwiebelschale, die h ie r ausdrücklich erwähnt wird, ist freilich bei beiden
Arten vorhanden, auch scheint die Abbildung eher für praecox zu
sprechen, allein die Beschreibung d er Blum en b lätte r lässt sich schwer
m it dem T h a tb e stan d dieser letzteren zusammenreimen. Sie lau te t
S. 5 1 : ,,b u t th e leaves hereof are alwayes lo n g , and somewdiat narrow
having a la rge black bottome, made like unto a c l i e u e r n e , th e point
whereof riseth up unto the middle of the le a f e , h ig h e r th a n any
other T u lip a “ . Cheuerne ist n u n nach gefälliger Mittheilung Proí.
K ö p p e l ’s eine seltene Nebenform von ,,c h e v e rn “ (Di c k k o p f , Cottus
gobio). In der T h a t stimmt j a die F orm des Basalfleckes einigermaassen
mit d er eines kle inen Fisches überein und das mehr bei Tulipa oculus
solis als bei Tulipa praecox. Der angenehme Wohlgeruch freilich geht,
soviel m ir bek an n t, beiden in F rag en stehenden A rten ab.
Auch in P a ris ist schon 1636 eine T u lp e , die entweder Oculus
solis oder praecox war, in C u ltu r gewesen, denn der in S imo n P a u l l i *
gegebene Catalog des d ortigen Gartens en th ä lt eine T ulipa pyrisina seu
bombycina media flore ru b ro unguibus p u rpuré is, sulfúreo circulo cinctis.“