
V i c h t ohne grosses Zögern wage ich es, in den nachfolgenden
Zeilen eine Reihe von Vorstellungen zur öffentlichen Kenntniss zu bringen,
die sich mir bei vielfacher, seit lange fortgesetzter Beschäftigung mit
der Geschichte u nserer Culturpilanzen allmählich aufgedrängt haben.
Sie betreffen den dunkelsten und schwierigsten Abschnitt in diesem
ganzen botanisch-historischen Wissensgebiet, die Geschichte d er u ra lten
Cerealiengruppe des Weizens und d er Gerste.
Nur derjenige, d er schon mehrfach den h ie r in F ra g e kommenden
Boden mit wissenschaftlichen Studien betreten h a t, ist im S ta n d e , die
Schwierigkeiten voll und ganz zu würdigen, die sich hier au f S ch ritt
und T ritt jedem, auch dem geringsten, wirklichen F o rts c h ritt entgegenstemmen.
E r wird begreifen, warum ich mich au f d e r einen Seite be-
scheide von Vorstellungen zu reden und warum ich nichts desto-
weniger auf d er ande ren n ich t th u e , was an sich vielleicht weise,
jedenfalls vorsichtiger wäre, nämlich besagte Vorstellungen, da ich ihre
Zutreffendheit nicht beweisen k a n n , in meinem Schreibtisch begraben
ruhen zu lassen. Habe ich doch bei frü h e re r Gelegenheit, als ich den
Feigenbaum zu bearbeiten versuchte, E rfah ru n g en zur Genüge gesammelt
und sehen können, wie das mühsame Gebäude meiner Beweisführung
bei nachfolgenden Untersuchungen sich n ich t au allen P u n k ten au sreichend
erwiesen*), wie die Verkettung d er Thatsachen zweifelsohne
eine noch viel complicirtere gewesen, als es damals den Anschein h atte,
wie neue offene F rag en au f dem eng begrenzten Felde des doch
damals anscheinend zu vorläufigem Abschluss g ebrachten Themas uns
je tz t d er Lösung h a rren d h erv o rtre ten . An sich ist dieser S tand der
Dinge nicht gerade e rm u n te rn d , au f dem h ie r betretenen Wege fo rtzuschreiten,
zu schwierigeren Objecten überzugehen. Denn mit dem
Dunkel, welches den Ursprung unserer Brotgetreide umgiebt, k ann sich
die Geschichte des Feigenbaumes nicht messen, und so ist es mir g ar
*) S o lm s 1) und 2).
S o l m s , Weizen und Tulpe.