
man dann aus diesem Chaos von î ’ormen einzelne isoliren und ohne
grosse Mühe zu ziemlich grösser Constanz bringen.
G o d r o n h a tte lange Zeit seine Versuche wesentlich mit dem blé
Touzelle von Agde angestellt, er sowohl als D u r i e u und G r ö n l a n d 1, 2
haben mit dieser Vaterpflanze den reichlich selbstfertilen Aegilops
speltaeformis erzogen. Es ist nun in hohem Grade m e rkw ürdig, dass
das in gleicher Weise n u r mit wenigen der Touzelle ganz nahestehenden
Weizensorten erzielt worden konnte, dass die Anwendung an d e re r Formen
als Bestäuber dagegen ein wesentlich verschiedenes Resulta t ergab, wie
G o d r o n ’s und G r ö n l a n d ’ s Versuche zeigten. Man erzog zwar gleichfalls
Aegilops speltaeformis mit einem an die jeweilige Vaterpflanze e rinnernden
H a b itu s , allein die so erzeugten Producte waren g a r nicht
oder doch n u r im geringsten Maasse fé rtil, nahmen auch an F e rtilitä t
nicht zu, wie bei der ursp rü n g lich als Aegilops speltaeformis bezeichneten
Pflanze, konnten vielmehr tro tz grösser Mühe kaum ü ber die d ritte , in
einem einzigen F all bis zur fünften Generation e rh alten werden und
gingen hernach verloren. Immerhin sind die vorhandenen U ntersuchungen
bezüglich dieses P unktes bei Weitem n ic h t ausreichend und wäre eine
erneute Inangrifliiahme d e r Untersuchung von diesem Gesichtspunkt
aus sehr dringend zu wünschen. Auf keinen F a ll ab e r wird man der
d a rau s von Go d r o n * (1869) S. 56 gezogenen Schlussfolgerung beistimmen
dürfen, die er im folgenden Satz zusammenfasst: „On p eu t déduire de
mes e x p é r ie n c e s .............. que le blé d ’Agde doit être spécifiquement
distinct des au tre s blés que nous avons employés M. G r ö n l a n d et moi,
pour p ro créer d ’autre s séries d ’Aegilops h y b rid es, p u isq u ’ils ont donné
des ré su lta ts aussi différents de ceux du blé d’Agde.“ Denn da mit
der Kreuzung immer eine Störung des regelmässigen Organisa tionsbetriebes
verbunden is t, so k an n es uns kaum Wunde r n ehm en , wenn
wir bei solchen Versuchen in grösserer oder gerin g e re r Ausdehnung
Functionsstörungen bei den Producten vorfinden. Auf ein verschiedenes
Verhalten bezüglich d er sexuellen Affinität b rau ch t das noch keineswegs
zu deuten. Kommt doch das Gleiche gelegentlich bei Kreuzungen
inne rha lb der Gruppe des Triticum vulgare vor, wie denn z. B. R imp a u ^
S. 62 angiebt, bei d er wechselseitigen Befruchtung von Triticum vulgare
var. lutescens Alef. (Squarehead) und Triticum turgidum var. jodurum
Alef. ( R i v e t t ’s B e a rd ed ) zum Theil fru c h tb a re , zum Theil gänzlich
sterile Progenies erhalten zu haben. Absolute und constante S te rilitä t
d er Ba sta rde freilich d a rf wohl als ein Zeichen erlöschender sexueller
Affinität zweier Formen gedeutet werden.
F ü r die Zwecke u n se re r Beweisführung ergiebt sich nun aus allen
diesen Bastardirungsversuchen die T h a tsa ch e , dass zwischen Aegilops
ovata und allen Sorten des Triticum v u lg a re , ob auch mit Triticum
polonicum ist meines Wissens noch nicht g ep rü ft, sexuelle Affinität
besteht. Inwieweit sich diese auch auf die anderen Formen des E u triticum
stammes e rs tre c k t, lä sst sich leider mit gleicher Bestimmtheit
noch n ic h t sagen, da viel zu wenig bezügliche Versuche vorliegen. Den
Bastard Aegilops ovata Q x Triticum monococcum S giebt G r ö n l a n d ^
an erzogen zu haben und bildet die der Mutterpflanze sehr ähnliche
Aehre auf Fig. 13 d er Tafel ab. Die Pflanze, über deren Antheren-
beschaffenheit b edauerlicher Weise nichts angegeben wurde, scheint
ste ril gewesen zu se in , sie ergab n u r ein einziges Korn, wohl in Folge
von Bestäubung seitens der n ich t weit vom S tan d o rt entfernten grossartigen
Weizenfelder V i lm o r i n ’ s (cf. Go d r o n * S. 41). Ueber die Beschaffenheit
des d a rau s erwachsenen Individuums zweiter Generation
finde ich keine A n g ab en , es h a t in d e s s , wie aus G r ö n l a n d * hervorgeht,
keine F ru c h t gebracht, so dass die Versuchsreihe mit ihm erloschen
ist. Bezüglich einer zweiten gleichartigen Bastardpflanze ist G r ö n l a n d
selbst nicht sich e r, ob n ich t eine Verwechslung d e r E tik e tten s ta ttgefunden
habe. Die ganze Beobachtungsreihe ist nun h ie rd u rch mit
einigem Zweifel behaftet und k ann als Beweis n ich t wohl verwendet
werden. Wäre das n ich t der F a ll, so würde sie den Beweis liefern,
dass auch Triticum monococcum noch in sexueller Affinität zu Aegilops
ovata stehe, und d an n würde man das Gleiche wohl auch für das dem
Triticum sativum n äh e r als das E in k o rn stehende Triticum dicoccum
annehmen dürfen. So ab e r ble ibt alles dies weiterer Untersuchung Vorbehalten.
Dass die sexuelle Affinität auch nach anderen Richtungen ü ber
den Rahmen d er E u triticum g ru p p e h in au sg re ift, beweisen im Uebrigen
die B a s ta rd e , die zwischen Weizen und Roggen erzogen worden sind.
Eine Zusammenstellung des d a rü b e r Bekannten ist bei R imp a u ^ S. 18
zu finden; die zuerst von St. Wi l s o n , * d ann von ihm erzogene B a sta rd form
ergab n u r wenige und unvollkommene F rü c h te , und diese sind
wahrscheinlich der F remdbestäubung d u rch die in der Nähe stehenden
Weizenpflanzen zu verdanken. Wahrscheinlich wird sich d er Bastard
bei Isolirung als völlig se lbststeril erweisen. Eine Aehre desselben
wird in Tafel V I, Fig. 5 8 , ab g eb ild e t; ein Belegstück davon v erdankt
das hiesige In s titu t H e rrn R i m p a u ’s Zuvorkommenheit.
Vei’suche, Kreuzungen zwischen den einzelnenFormen d er E u triticum gruppe
zu erzielen , liegen in ziemlicher Fülle v o r, die zuverlässigsten
sind die von V i lm o r i n *, 1 3^ Rimp a u® und B e y e r i n c k *"■ 2. Es geht
aus denselben hervor, dass die verschiedenen Formen von Triticum vulgare
und spelta nach beiden Geschlechtsrichtungen leicht k reu zb a r sind
und im Allgemeinen ergiebig fruchtende Nachkommenschaft ergeben,
wenn auch gelegentlich ste rile Individuen auftreten. Ebenso v erh ält
sich Triticum polonicum. Denn J o r d a n * sah einen Ba sta rd zwischen
diesem und Triticum tu rg id um in einer Aussaat des letzteren auftreten.