
300; in dem Verzeichniss der zu Gayerau bei Gottschee in Krain
cultivirten werden von V a l v a s s o r * (1689) 107 erwähnt, die riesigsten
Collectioneu waren wohl im vorigen J ah rh u n d e rt beisammen, wofür
man die Angaben über die 5000 Tulpensorten des gräflichen Gartens
zu Pappenheim und die 2500 Sorten des Markgräflich Baden-Durlach-
schen Gartens zu Karlsruhe in Betracht ziehen möge. Letzterer Garten
scheint seine Cataloge in Vorrath haben drucken zu lassen, das Exemplar
der Bibliothek K r e l a g e zeigt die Jahreszahl nicht ausgefüllt, u u r
der Vordruck 173— ist vorhanden (Anon. 3).
Gar manche der zur Zeit des Tulpenschwindels berühmt gewordenen
Sorten waren übrigens schon 1623 bekannt und werden in diesem und
den folgenden Jah ren bei Wa s s e n a e r * erwähnt. Als solche sind z. B.
Coornhert, Switser, Semper Augustus, Testameiit Clusii, Oudenaarders,
Croonen zu nennen. Den ersten Rang h a t lange der Semper Augustus
eingeuommen, wie denn Wa s s e n a e r * VII Junius 1624 S. 111“^ über
ihn das Folgende schreibt: „Dieser Augustus ist zuerst aus Welschland
gekommen, und da dem ersten Besitzer seine Schönheit kaum bewusst
geworden, erst von Anderen in Reputation gebracht worden; einige
Liebhaber haben zu dieser Zeit Flan d e rn , Brabant und Welschland
durchlaufen, ihn aber dort nicht wieder gefunden, sie haben wohl andere
schöne Blumen bekommen, die indess vor diesem Augustus haben weichen
müssen. In Lille ( R y s s e l ) haben die Blumisten wohl einen, den sie
P a r Augustus, d. h. parem Augusto, dem Augustus ähnlich, nennen,
aber es ist ein grosser Unterschied zwischen diesem und dem echten,
von dem er etwa ein Bastard genannt werden könnte.
Es scheint, dass unte r diesen die Hoheit Augusti beneidet wird, wie
man denn findet, dass unter den Leuten dieser Societät im Geheimen
verbreitet wird, es gebe in Cöln eine Tulpe „Hoogh Orangie“ , schön
weiss geflammt mit blauem Grund ; das ist aber Schwindel, man wünschte
nichts, als n u r ein Blatt davon zu sehen. Wenn die wirklich kommt,
so wird sie Monarch sein, und die schönste von Allen, die jemals der
Erde entsprossteu. Aber, non cuivis homini contigit adire Corinthum.“
Schon Levi e r® S. 65 h a t mit Nachdruck d a rau f hingewiesen, dass
die Tulpe schon zu der Zeit, als L i n n é seine binäre Nomenclatur
schuf, iu unzähligen verschiedenfarbigen Formen in den Gärten Mitteleuropas
verbreitet war, dass dem Namen Tulipa Gesneriana, u n te r dem
L i n n é alle diese zusammenfasste, demgemäss keine wild wachsende
Pflanze zu Grunde liegt, und es also müssig is t, nach der wilden Urform
dieser Tulipa Gesneriana zu forschen. Es war L i n n é die Zusammenfassung
aller dieser Gartentulpen zu einer einzigen Species
ursprünglich sehr schwer angekommen, er musste sich über seine
Zweifel an der Berechtigung derselben mit einem Gewaltstreich, einem Com-
promiss mit sich selber, hinwegsetzeu, wie aus der folgenden interessanten
i-
Stelle des Hortus Cliffortianus hervorgeht. Sie lautet S. 118 : „T en ta ru n t
botanici varietates recensere omnes, infructuoso licet coiiamine, at
superati du dum ab hortulanis anthophilis quibus res cordi esse debet.
Olim huic studio finem imponere debuissent botanici.
Obstupui dum Harlemi in sede anthophilorum aspexi qua industria
haue suam scientiam excoluere artis magistri; saue incredibili studio
imposuere singulis propria nomina, nominibus authoritatem, authoritati
p r e t ium : valuere haec n om in a , ter centum licet plura inter eos, ut
vulgatissimarum planta rum nomina inter doctissimos botánicos, licet
nec descriptiones, nec figurae, nec characteres, nec systemata a r ti opem
tulerint. Tentavi in hac florum sede fundamenta artis haurire sed
omni s tudio, omni adhibita autopsia oleum operamque perdidi; hoc
tantum intellexi, doctissimum esse botanicum qui species a varietatibus
distinguere novit, nec falsis speciebus botanicen onerat; tyroni itaque
commendo verba poetae: 0 formóse puer nimiuni ne crede colori.“
Es wurde schon vorher erwähnt, dass man in Holland und F ra n k reich
im 17. und 18. J a h rh u n d e r t (in England noch im Anfang des
unsrigen, wofür man die Angaben bei J. S l a t e r * vergleichen möge)
sehr viele Tulpen aus Samen gezogen hat. Das geschah, weil die E r fahrung
gelehrt hatte, dass man auf diesem Wege neue Sorten in grosser
Zahl erhielt, deren We rth die Langweiligkeit des Weges, auf dem sie
erzielt wurden, übersehen liess. Genau dasselbe gilt heute für die
Züchtung der Bastardrhododeiidreu aus Samen, die , wie die Tulpen,
ihre ersten Blüthen erst nach einer ansehnlichen Reihe von Jahren
entfalten. Nun haben uns die älteren Autoren höchst merkwürdige
Thatsachen überlie fe rt, welche bei dieser Samenzüchtung der Tulpen
beobachtet werden, deren erneute experimentelle Controliruiig bezüglich
der Einzelheiten heute eine sehr dankenswerthe Aufgabe für Liebhaber
der Blumen und für Botaniker sein, aber freilich, da jedes Experiment
zum Mindesten zehn J a h re verlangt, leicht mehr als ein Menschenleben
iu Anspruch nehmen würde. Es hande lt sich dabei um das sogenannte
Parangoniren, oder, wie man in Holland und England je tz t meist sagt,
Brechen der Tulpen. Den klarsten, sich vornehmlich auf L a C h e s n é e
Mo n s t e r e u x stützenden, aber auch, theilweise wenigstens, auf eigener
Beobachtung beruhenden Bericht darüber verdanken wir d ’A r d e n e *
S. 103. Eine gute und übersichtliche Darstellung des Einschlägigen
ist auch bei L ü d e r , * II, S. 253 zu finden.
d ’A r d e n e giebt an , dass aus dem gesäten Samen Pflanzen sehr
verschiedener, aber gewöhnlich einfacher, nicht pana chirte r Farbe hervorgehen
; dass ferner einzelne bei der ersten Blüthe panachirte Exemplare
Vorkommen, die aher n u r selten scharf gezeichnete, den üblichen
Schönheitsregeln entsprechende Sorten darstellen, gewöhnlich verschwommene,
unklare Fa rb en zeigen, und als werthlos entfernt werden müssen.