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60 II. Die Gartentulpeu.
„Tulpeuist“ übersetzt werden könnte , h a t er sich, wie Di e z S. 7 ausführt,
wohl selber beigelegt. E r selbst sagt, dass er beim Sultan iu
Ehren gestanden, mit dem Kuss der untersten Stufen der Schwelle
beehrt und des Beinamens S c h u k j u f é P e r w e r a n (Blumenkenner)
seitens des Sultans für würdig gehalten worden sei. Danach muss
A c hme d III. ein grosser Blumenfreund gewesen sein, wofür wir
übrigens die vollkommene Bestätigung in einem bei Ar d e n e * reprodu-
cirten Briefe finden, den der französische Gesandte d ’A n d r e s e i unterm
24. April 1726 an seinen König richtet. Derselbe lau te t: ,,Le grand
Seigneur, le grand Visir et Kiaia ont pris depuis quelques aimées un
grand goût pour les fleurs, et su rtout pour les Tulipes dont ils sont
très curieux; on estime qu’il y a 500000 oignons dans le ja rd in du
grand Vizir'et pour plus de 150000 écus dans celui du Kiaïa. Lorsque
les Tulipes sont en fleur et que le grand Vizir veut les faire voir au
grand Seigneur on a soin de remplir les vides des oignons qui ont
manqué pa r des Tulipes q u ’on prend d ’autre s ja rd ins et q u ’on met dans
des bouteilles. De 4 en 4 fleurs ou plante à te rre une bougie, à h au teu
r des dites fleurs, et on garnit les allées de cages de toutes sortes
d’oiseaux; tous Tes treillages sont bordés pa r une quantité innombrable
de toute sorte de fleurs dans des bouteilles et illuminés p a r une infinité
de lampes de cristal de diverses couleurs, dont ou en attache aussi
une partie à plusieurs arbrisseaux verts q u ’oii transplante des bois des
environs exprès pour cette fête, et qu’oii dispose derrière les dits treil-
lagès. Ce qui pa r la variété des couleurs, et la réverbératiou des
lumières p a r quantité de miroirs, fait, dit-on un effet merveilleux. Cette
illumination accompagnée d ’un grand b ru it d ’instruments et de musique
à la Turque dure toutes les n u its , ta n t que les Tulipes sont en fleur,
le tout aux dépens du Grand-Vizir, qui pendant tout ce temps là loge
et nourrit le grand Seigneur et toute sa suite.“
Die Abhandlung unseres S c h u k j u f é P e r w e r a n behandelt die
Tulpe ziemlich ausführlich in zwei Capiteln, von denen das erste deren zur
Schönheit erforderliche 20 Eigenschaften auseinandersetzt, während das
zweite Cuituranweisuugen für Tulpenzwiebeln und Tulpeusamen enthält.
Ein Schlussabschnitt ganz analoger Disposition und Inha lts bespricht
endlich die gelbe Narcisse. Eine Menge von Tulpen und Narcissen-
sorten werden gelegentlich, beispielsweise, mit den ihnen beigelegten,
unseren jetzigen Gartensortennamen ganz analogen Bezeichnungen aufgeführt,
von denen n u r ,)mihir Suleimani“ (Geliebte S u l ei m a n ’s) „F e ra h
efza“ (Freude mehrend), „Nizé Ghülrenki ejubi“ für die Tulpe, „He -
zar Dinar, Ferid, Chulasa“ für die Narcisse erwähnt sein mögen.
Die zweite türkische Handschrift tr ä g t den Titel „Annehmlichkeit
und Schönheit“ . Sie stellt einen systematisch angelegten Catalog verschiedener
Sorten einer Blume ' dar, der freilich in der Ausführung nicht
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II. Die Gartentulpen. 61
sehr weit gediehen is t; soweit er fertig, den Namen der Sorte, die Herk
u n f t des Samens, und die Beschreibung der Blume bietet. Di ez*
giebt S. 11 die Uebersetzung einer dieser Beschreibungen als Beispiel.
Sie la u te t: „Veilchenfarbig, gewunden, ueumondförmig; ihre Malerei
ist am rechten Orte , rein, wohl abgemessen, mandelförmig, nadelartig,
mit angenehmen Strahlen geziert und erhaben gestickt, ihre inneren
Blätter ein Brunnen, wie sichs g ebührt; ihre äusseren Blätter ein wenig
offenstehend, wie sichs gebührt, und die mit Weiss geschmückten sechs
Blätter sind ganz vollkommen fein und ausserordentlich glänzend. Sie
ist daher für die Vortrefflichste der Vortrefflichen gehalten worden.“
Obgleich nun nirgends ausgesprochen wird, um welche Blume es sich
h an d e lt, so schliesst Di e z doch mit vollem lie cht aus diesem Text,
dass n u r die Tulpe gemeint sein kann. Die hier beschriebene Blume würde
man heute als eine ,,Bybloeme“ bezeichnen. Und da der Verfasser nun
die Namen von 1323 Sorten aufführt, wenngleich nur von 74 die vollen
Beschreibungen vorliegen, so kann man daraus einen Begriff von der
Mannigfaltigkeit der damaligen Tulpenculturen gewinnen.
Mit Recht h a t v. Di e z weiterhin darauf aufmerksam gemacht, wie
sehr die i n d em Manuscript des L a l é z a r i auseinandergesetzten zwanzig
Schönheitsregeln mit denen übereinstimmen, die zur Zeit der Tulpenmode
in den verschiedenen europäischen Culturländern, mit geringen
Varianten im Einzelnen, maassgebend waren. E r verweist diesbezüglich
auf die gute und klare Darstellung derselben bei P h . Mi l l e r * und
zieht S. 6 daraus den Schluss, „ d a s s man in Europa diese Regeln bei
Ueberpflauzung der Tulpen h a t zu Grunde legen wollen“ . In der That
ist die Uebereinstimmung der von den Türken und von den Europäern
für eine schöne Tulpe erforderten Eigenschaften eine sehr grosse; so
gross, dass eigentlich n u r in einem Punkt eine Differenz besteht. Die
schöne türkische Tulpe war nämlich nach L a l é z a r i spitzblätterig, wofür
man seine Regeln 4—6 vergleichen möge, der abendländische
Geschmack verlangte dagegen zu jen e r Zeit eine möglichst stumpf
gerundete Form der Blumenblätter. Und in der That scheinen die
ursprünglich von den Türken bezogenen Blumen alle spitzblättrig
gewesen zu sein; die sämmtlichen bei C l u s i u s abgebildeten Sorten
gehören in diese Kategorie. Und bei L a n g l o i s , * P a s s a e u s , * ja
selbst bei P a r k i n s o n * sind von den vielen abgebildeten Blumen n u r
wenige so stumpf blättrig, wie sie die Mode in der zweiten Hälfte des
17. und im 18. J a h rh u n d e rt erforderte.
Gegen die v. D i e z ’sehen Folgerungen, dass sowohl diese Schönheitsregeln
, als auch die Sortennomenclatur, wie sie heute für die
Gartenblumen üblich ist, türkischen Ursprungs und n u r von den E u ro päern
übernommen seien, wird man einwenden, dass diese nicht auf
türkische Manuscripte des 18. J a h rh u n d e rts begründet werden dürfen.
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