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(lern Ileimathsgebiet wie die Chinesen m itgebracht haben sollten, dafür
scheinen keine Anhaltspunkte vorzuliegen. Wenn sie ih n aber schon
im vierten Ja h rta u se n d vor Christo im heutigen Egypten besassen, so
können sie ihn doch wohl kaum von den Semiten oder Ariern e rh a lten
haben. Wir werden d urch solche Be trachtungen eben dahin gedrängt,
der Cultur ein viel höheres Alter zuzugestehen, als man es gewöhnlich
zu thun geneigt ist. Und wer weiss, ob es nicht einstens gelingen wird,
Spuren je n e r von uns supponirten, den Vorfahren gewisser westlicher
Stämme sowie der Chinesen gemeinsamen Culturstufe in den Gebirgs-
th ä le rn des Kwen-lün oder T h ian -sh an in, man möchte sagen, fossilem
Zustand zu entdecken, in eben den Gegenden, wo auch die Auffindung
u ra lte r te rtiä re r Menschenreste wohl eher zu erwarten sein dürfte, als
in der kleinen westlichen Halbinsel des grossen Continents, die E uropa
genannt wird.
Ich habe oben wahrscheinlich zu machen v ersucht, dass zur Zeit
der In cu ltu rn ahm e des Weizens die Differenzirung des Eutriticumstammes
schon s ta ttg e h a b t haben müsse. Eine an d e re F rag e ist es fre ilic h , ob
damals alle die Formen schon vorhanden w a ren , die wir h eute als
Arten zu unterscheiden gewohnt sind, ob n ich t deren Entwicklung ganz
oder zum Theil d u rch die C u ltu r, oder besser u n te r dem von dieser
gewährten Schutz vor sich gegangen is t; mit anderen W o rten , ob es
neben den, im ungestörten n a tü rlich en Verlauf der Dinge entstandenen,
auch Culturspecies u n te r den E u tritic a giebt. Wenn die Pflanzen, d urch
die äusseren Verhältnisse b edrängt, ih re Wohnsitze wechseln, so müssen
sie n a tü rlic h e r Weise den Kampf mit der Vegetation aufnehmen, die die
Gebiete, in welche sie eindringen, besiedelt. Vermöge ih re r verschiedena
rtig en Anpassung werden von den verwandten A rten ein und derselben
Gruppe die einen siegreich Vordringen, die anderen, die das n ich t vermögen,
u n te rd rü c k t werden, aussterben. Von u n se re r E u tritic um gruppe
gehören Triticum monococcum zu der einen, die Stammpflanzen
d er cu ltiv irten Weizenarten zu der ande ren Kategorie. Wenn uns deren
Descendenz nichtsdestoweniger e rh a lten geblieben is t, so danken wir
dies n u r der Cultur, die fortwährend die schädlichen Einflüsse beseitigte.
Dasselbe g ilt ja , wie oben S. 12 erwähnt, von allen unseren Ackeru
n k räu te rn . Entstehen nun im Laufe der Zeit Abänderungen, so werden
diese durch n atü rlich e oder künstliche Zuchtwahl e rh a lte n , sie können
sich au f demselben Wege weiter differenziren. Ob dies nach D a r w i n
d urch richtungslose Variation oder nach Nä g e l i * au f dem Wege der
in h ä re n ten Progression zu S tande k ommt, ist fü r unsere F rage n ich t
von grossem Belang. Denn wir wissen, dass conséquente Anwendung
der Zuchtwahl seitens des Menschen, die in der C u ltu r entstandenen
Ragen, die doch im n a tü rlich en L au f der Dinge n ich t lebensfähig sind,
d urch u n beschränkte Reihen von Generationen erhalten k an n und dass ih re
C h a rak te re dann zu merklicher Constanz gebracht werden können. Wird
nun die C u ltu r durch Zeiträume von solcher Dauer fortgesetzt, dass die
Progression, an den Complcx erworbener und erh a lten e r Eigenschaften
ansetzend und ihn fixirend, platzgreifen kann, dann muss auch u n te r
den Voraussetzungen N ä g e l i ’s vollkommene Constanz dieses Complexes,
d. h. Artbildung eintreten. Wennschon wir nun Nä g e l i zugeben müssen,
dass das bei vielen von D a rw i n für seine Beweisführung verwendeten
Effillen noch nicht e rreich t ist, so könnte dennoch gerade bei manchen der
u ra lte n Getreidearten dieser Fall vorliegen; wir könnten in ihnen Species
besitzen, die, ganz u n te r dem Einfluss menschlicher Cultur entstanden,
dieser nicht zu en tra th en vermögen und der wilden Vegetation alle r
Länder ganz hülflos preisgegeben sein würden. Wenn dann im u rsp rü n g lichen
Heimathsgebiet die zur Wanderung n ich t befähigte Stammform
a u s s ta rb , so konnte n u r eine Descendenzgruppe von Culturspecien in
dem im bisherigen gegebenen Sinne dieses Worts erübrigen.
Mir ist es nun nicht unwahrscheinlich, dass cs sich beim Weizen
und wohl auch bei der Gerste in der T h a t so verhält.
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