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Mehrfarbige, den sogenannten marquetrines der altfranzösischen Nomenclatur
entsprechende Sorten sind in Holland niemals in grosser Achtung
gewesen. Alle die berühmten alten S o r te n , wie Semper Augustus,
Admiral Liefkens, Gouda u. s. w., von denen wir noch colorirte Abbildungen
besitzen, sind durchweg Bybloemen oder Roses.
Die verständlichsten Darstellungen, die über diese Systematik in
der Litte ra tu r zu finden s in d , haben E l s h o l t z , * v. B r o c k e , *
Lü d e r , * Vol. II, S. 242 und C. Chr . Ad. N e u e n h a h n , * Vol. II, S. 264,
doch weichen diese von der heute üblichen Bezeichnungsweise insofern
ab, als für die jetzigen Roses der Name „Bybloemen“ gebraucht wird,
die weiss und violetten Sorten dagegen wesentlich „Bague tten“ heissen.
Das dürfte wohl auf einer Verwechslung beruhen, indem die Bezeichnungen
„Baguettes“ und „Baguettes rigaux“ ,die früher mehr im Gebrauch
waren, sich ursprünglich auf Differeuzeu in der Länge und Stärke des
Blüthenschaftes bezogen haben werden. Iu allerneuester Zeit ist durch
K r e l a g e eine Kategorie weissgrundiger Tulpensorten erzogen worden,
die sich durch leuchtende Farbe der sonst viel matteren Aussenseite
der Blume und durch aussergewöhnlich hohe und kräftige Schäfte au s zeichnet.
Dies sind die sogenannten Darwintulpen.
Ziemlich früh treten auch schon gefüllte Sorten auf. Die erste finde
ich 1665 bei Va l l o t * S. 181 als „T u lip a lutea centifolia, le monstre
jaune double“ erwähnt. Te n z e l * spricht 1690 Nov. S. 1041 von einer
Tulpe, Sol genannt, die 24 Blätter h a t , und von einer anderen „solo
sicut so l“ mit 200 Blättern, und sag t, er wolle diese beiden höher
ostimiren als den Semper Augustus. Es erwähnt ferner R u d b e c k * im
J a h re 1701 eine Tulipa serótina, flore pleno flavo vario, desgleichen
werden solche 1745 von A. v. H a l l e r in der dritten Edition von
R u p p i u s ’ Flora jenensis aufgeführt. Schöne Abbildungen derselben
giebt We i nm a n n * Vol. IV, S. 463 c. t. Unter diesen sind auch solche
mit grünen Streifen auf den Blumenblättern. Sogar von der gewöhnlichen
Tulipa silvestris h a t mau im Anfang dieses J a h rh u n d e rts eine
gefüllt blühende Sorte gehabt, wie a u s L o i s e l e u r D e s l o n g c h amp s , *
Vol. II, S. 140 und 141 hervorgeht.
Eine eigenthümliche Variationsreihe ist es, die man je tz t mit dem
Namen der Papageitulpen belegt. Sie sind roth, oder gelbgrundig mit rother
Panachirung, gehören also zu den Bizarden, zeichnen sich aber durch die
unregelmässige Krümmung und durch die starke Einschneidung und Zer-
schlitzung der Blumenblätter aus. Auch diese Gruppe ist bereits am
Ende des 17. Jah rh u n d e rts fertig vorhanden gewesen. Bei Va l l o t *
(1665) S. 181 wird eine Tulipa lu te a , lituris quibusdam viridibus et
sauguineis distincta, flore máximo laciniato „ le monstre ja u n e “ erwähnt,
desgleichen 1701 bei 0. R u d b e c k , * Tom. II, S. 108 abgehildet, welche
L i n n é im Hortus Upsaliensis 1748 citirt. Bei R u p p i u s ed. IH sagt
A l b r e c h t v. H a l l e r : „ S i flos fuerit major et pétala dissecta tunc
monstrum vocatur.“ Und W e i n m a n n * bildet 1745 zwei rothe und
eine gelbgrundige roth panachirte Papageitulpe a b , die er gleichfalls
(Vol. IV, S. 463) als Monströsen bezeichnet.
Die erste Spur einer solchen, wennschon noch sehr unvollkommenen
schlitz blättrigen Form aber habe ich bei S e b a s t i a n S c h e d e l * (1610)
in einer gelben Tulpe mit gezähnten Blumenblättern gefunden, eine
weitere bei L a n g l o i s * (1620), sie träg t auf dem zugehörigen Spruchband
die Bezeichnung ,, Tulipa Jacobi Bommi lutei coloris coccineis
flammis divisa et o rn a ta “ . Auf einer späteren Tafel desselben Werkes
finden sich noch zwei andere Tulpen ähnlicher Art, aber n u r mit cre-
naten Blumenblättern und ohne Angabe der Farbe. Da sich nun aber
in den alten holländischen Blumenbücherii nirgends eine Spur der
Papageitulpe nachweisen lässt, sö dürfte diese wohl eine Züchtung der
Franzosen sein, bei welchen überhaupt die Biz a rd en , zu denen sie geh
ö r t, nie so wie in Holland in Missachtung kamen; v. B r o c k e *
sagt (1771) von diesen Monströsen, sie seien nicht mehr in Achtung,
die rothen aber würden noch für die Besten gehalten. Letzteres ist
auch heute noch de r Fall.
F ü r die rasche Vermehrung der Tulpensorten seit dem Anfang des
17. J ah rh u n d e rts liegen zahllose Zeugnisse in der L i t t e r a tu r , in Catalogan
und Abbildungswerken vor. Man kann aus diesen auch ersehen,
wie sich die Liebhaberei an unserer Blume von Flandern und Holland
aus allmählich bis in die abgelegensten Winkel verbreitete. Dass wir
aquarellirte Tulpenbilder aus der ersten Hälfte des 17. J a h rh u n d e rts in
einiger Ausdehnung besitzen (vergl. z. B. C o s *), verdanken wir h au p tsächlich
einem uns von L a u r e m b e r g * S. 117 überlieferten Umstand.
E r s a g t: , ,Amstelodami venalia prostant innúmera Tuliparum genera
qua rum icones non solum vivis coloribus eleganter expre s sa e , emptori-
bus primum inspicieiidae ofieruutur, sed etiam Tulipae ipsae nominibus
propriis insignitae.“ Dergleichen Bildersammlungen stellen die im
Litteraturverzeichniss sub Cos,* A n o n. *,*3,*®,®°,®* aufgeführten Manuscripte
dar. Erwähnung verdienen ferner die Bilder bei P a s s a e u s * im Trac-
ta tus Tulipa rum, der allerdings den meisten Exemplaren des Werkes
fehlt, und den P r i t z e l offenbar nicht gekannt hat. Denn er schreibt:
„ver: tabb. 41 aeneae (Hallero 54).“ Gerade diese 13 H a l l e r vorgelegenen
Tafeln stellen aber den Tractatus d a r ; ich kenne dieselben
nur aus einem Exemplar der Strassburger Bibliothek und aus einem
solchen der Bibliothek K r e l a g e zu Harlem. Weiter wären hier zu
n e n n e n : S e b. S c h e d e l * (1610), E l s h o l t z® 1661, S imu l a * 1720,
We i um a n n * 1745, hier eine der schönsten mir bekannt gewordenen
Tulpen „d e r weisse C a n a r i e n v o g e l “ , T re w * 1768, B u c h o z * 1781,
S we e t * 1829—1832. Die Anzahl der Tulpensorten beträgt bei Cos*
Solms , Weizen und Tulpe. 5