
re ch t trockenes, aber eben in Folge der grossen Meeresbedeckung minder
contineiitales Klima gehabt haben. Denn gegen Süden waren sie vor
dem E in b ru ch der Regen bringenden Winde durch die u ra lte , himmel-
anstrebende Mauer des K w e n -lü n geschützt, au dessen Kämmen das
letzterübrigende Wasser, in Schnee verwandelt, niederfiel. Dieser Schnee
aber speiste Flüsse, die den Boden mit Feu ch tig k eit versahen und endlich
dem H an-hai zuströmten. R i c h t h o f e n sagt L, S. 205: ,,Der L ehmboden,
welcher je tz t trocken is t, wo ihn nicht künstliche Bewässerung
berie selt, konnte einen reichen Grasteppich tra g e n .“ Durch die fo rtdauernde
Erh eb u n g des dem K w en -lü n vorgelagerten Landes die zur
Bildung der tibetischen Hochfläche und der gewaltigen Ketten des
Himalaya führte, deren Aufrichtung noch in der Pliocänzeit an d au e rte ,
mussten aber mit Nothwendigkeit auch diese Niederschläge, die vorher
noch den Kwen-lün e rre ic h ten , verloren geh en , es musste eine E in engung,
ein allmähliches Verschwinden des H an -h a i statthaben. Seine
letzten erbärmlichen Reste haben wir h eu te im Lob-nor u n d anderen
kleinen Salzsümpfen, in denen die wenigen noch vorhandenen ärmlichen
Wasserläufe stagnirend enden. Ueber diese Consequenzen der successiven
E rh eb u n g der Ketten des Himalayasystems sp rich t sich R i c h t h o f e n
L, S. 206 in folgender Weise au s: „W esentlich andere Bedingungen
mussten eintreten, als das turanische Meer sich in engere Grenzen zurückzog,
spä ter von seiner Verbindung mit dem Weltmeere u n d dann
auch mit dem Pontus abgeschlossen wurde, und das Binnenmeer sich
noch weiterhin d urch Verdunstung verkleinerte. Bei der sanften Verflachung
des Bodens konnten wenige Jahi-hunderte genügen, um zwischen
den ehemaligen fru ch tb aren Thalebenen u n d den zurückweichenden Ufern
des Meeres weite sandige und salzige L an d strich e zu schaffen, und durch
die Wan d eru n g des Binnensandes grosse Strecken des vormals angebauten
Landes in Wüsten zu verwandeln. Mag das Erscheinen des Menschen
in diesen Landschaften in grösserer oder geringe re r Zeitferne zurückliegen,
so fand es doch au f alle Fälle s ta tt, als die Wasserhedeckung
eine ungleich grössere als gegenwärtig w a r, ih r Einfluss m ild ern d au f
das Klima wirkte u n d die das letztere besonders schädigende Wüsten-
hildung d urch die Bodencultur wahrscheinlich viel weniger weit als
je tz t fortge schritten war. Ebenso musste der Rückzug des Meeres
schon nach k u rzer Zeit Aenderungen in d er angedeuteten Richtung
hervorbringen und durch deren weiteres Vorschreiten nach und nach
jene Zustände der Bodenbeschaff'enheit veranlassen, wie wir sie gegenwärtig
finden.“
Auf die F lo ra d er Küste des H an -h ai u n d d er den Nordwestrand
des Thian-shan umziehenden Küstenländer mussten diese Veränderungen
n a tü rlich gleichfalls ih re bestimmende Wirkung äussern. Soweit sich
ihre Bestandtheile n ich t in Folge grösser Anpassungsfähigkeit w^eiter
bilden und in jeweils verän d e rter Form erhalten konnten, mussten dieselben
aus der der Wüstenbildung verfallenden Heimath hinaus centri-
fu g irt werden, sie mussten sich auf die Wanderung begeben, sofern sie
im Stande waren, den Kampf mit den die Nachbargebiete besiedelnden
Gewächsen aufzunehmen. Sofern sie dies nicht k o n n ten , mussten sie
nothwendiger Weise aussterben. Im Norden und Nordwesten war nun
aber Meer, vom tropischen Süden schied sie das Bollwerk des tib e tisch -
himalayanischen Gebirgslands, es standen ihnen demnach n u r zwei Wege
offen, d er nach China im Osten, der frü h e r erwähnte durch Persien
u n d Nordafrika im Südwesten. Ih re Wanderung in le tztere r Richtung
wurde zweifellos d urch die klimatische Aenderung b eg ü n s tig t, welche
sich auch in diesen Gebieten, wennschon in minderem Maasse als in
Centralasien, vollzog. Sie schoben sich zwischen die paläotropischen
u n d te rtiä re n Elemente ein, die diese Gegenden bewohnten und prägten
allmählich, indem ih re Menge fortwährend zunahm, den südlichen Mittelmeerländern
bis Spanien h in den Vegetationstypus a u f, den wir heute
als den m ed ite rran en bezeichnen.
Wenn somit die Auswanderung aus unserem Gebiet Centralasiens
zunächst au f die angegebenen Wege beschränkt war, so ste llten sich a llmählich
fü r die sp ä te rh in wandernden Pflanzen neue Wege her, in Folge
d er Austrocknung u n d nachfolgenden allmählichen Aussüssung des tra n s -
u ra lis ch -sü d ru s sisch en Meeresbodens. Auf diesem neuen Weg schob
sich die auswandernde F lo ra allmählich in d irek te r Linie gegen Mitteleuropa
vor, auch h ie r die te rtiä re F lo ra modificirend, sofern diese noch
vorhanden w a r; die g la c ia le , falls diese Mitteleuropa zur Zeit ih re r
Ankunft bereits besiedelte. Gegenüber E n g l e r , der die Einwanderung
dieser Elemente e rs t an den Schluss der Eiszeit v e rle g t, scheint mir
A. S c h u l z * mit Recht einen viel frü h e ren Beginn der Einwanderung,
ein beständiges Ringen d er eingewanderten Therm o p h y ten , wie er sie
n e n n t, mit den a rk to -a lp in e n Besiedlern betont zu h a b e n , wennschon
er, meines E ra ch ten s in viel zu weit gehendem Maasse, diesen Kampf
ins Detail hinein zu verfolgen und zu belegen b e streb t ist.
Mag sich das nun im Einzelnen verhalten wie es wolle — für
unsere Gesichtspunkte kommen diese EV’agen nicht in B e tra ch t — so
k an n in keinem F a lle bezweifelt werden, dass dieses östliche F lo ren element
beim definitiven Rückzug des Eises in ausgiebiger Menge in
Mitteleuropa einrückte oder eingerückt war, dass es sich h ie r mit den
Einw an d e re rn mischen m u sste , welche aus Südwesten kamen, während
gleichzeitig die ark to -alp in e F lo ra , die bei in su la re r Abgeschlossenheit
sich durch Anpassung weiter entwickelt haben wü rd e , e rd rü c k t, oder
an den Gebirgen in die Höhe getrieben w u rd e , wo wir sie je tz t noch
vorfinden. Einzelne Relicte derselben, zumal au f Mooren Süddeutsch-
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