
zur Lieferungszeit zu Grunde legte. Ein solcher Contract findet sich
z .B . bei G a e r g o e d t u. Wa e rm o n d t , II, S. 51, wo ein Uytroep von
1060 Azen (von denen 10240 auf ein Amsterdamer Pfund gehen), beim
Verkäufer gepflanzt, nach dem Herausnehmen und gehörigen Abtrocknen
mit 275 ii. pro 1000 Azen bezahlt werden sollte, wobei das , was er
dann über oder unte r eintausend wog, nach dem Verhältniss hinzuzubezahlen
resp. abzuziehen war.
In welchem Grade die Tulpenzwiebeln zuletzt n u r die au sich gleichgültige
Unterlage einer grenzenlosen Speculation waren, ergiebt sich daraus,
dass man dahin kam, vou der Berechnung nach Stückgewicht abzu-
geiien und nach beliebigen Gewichtssätzen nach 500, 1000, 2000 Azen,
nach halben und ganzen Pfunden, zu verkaufen, ganz ohne zu wissen,
ob man spä ter gerade diese Gewichtssätze in ganzen Zwiebeln werde zu-
sammenbriugen können. Je tz t nahmen auch die mindergeschätzten
Sorten, die vorher nahezu werthlos gewesen waren, an dem Preisaufschlag
Theil, man verkaufte sie nach Pfunden und es bildete sich für
sie die charakteristische Bezeichnung „ p o n tg o e d t“ aus. Solches pont-
goedt war für Jedermann leicht zu beschafl'en und konnte man sich
also wohlgemuth in das Speculationsgeschäft s türz en, ohne besondere
Sorge wegen der Lieferungstermine, wenn anders man an diese ü b e r haup
t noch dachte, zu hegen.
Nach und nach entwickelte sich eine vollständige, börsenmässige
Organisirung der Tulpengeschäfte. Es entstanden Collégien, die in den
Wirthshäusern ihre Sitzungslocale h a t te n , dort ihre Zusammenkünfte
(Comparitien) hielten, die ihre bestimmten Gebräuche und Usancen
beim Kauf und Verkauf ausbildeten, die eventuelle Differenzen u n te r
sich beglichen. Man findet bei S c h r e v e l * die folgende Stelle ; ,,Diese
Händler nahmen täglich in dem Maasse z u , dass eine Herberge nicht
genügte und sie kamen aus allen Quartieren zusammen, wesshalb viele
Collégien sich aufthaten und viele Comparitien gehalten wurden, und zwar
zum Wohlgefallen der Gastwirthe und damit der Handel blühen möchte.
Dort sass man auf hohen Stühlen wie Rathsherrn, die übers Kaufen
und Verkaufen von Blumenwaaren zu wachen h a tte n , die auch nach
ihrer Manier Gesetze gaben und nach Wohlgefallen wieder aufhoben.“
Ueber die Formen, un te r denen sich die Geschäfte an den Tulpenbörsen
abwickelten, sind wir durch G a e r g o e d t und W a e r m o n d t
einigermaassen unterrichtet. Doch ist hier die Darstellung nicht übermässig
klar, desshalb auch von S a u t y n - K l u y t * nicht völlig verstanden,
viel besser durch den ungenannten Kritiker, Anon.* wiedergegeben worden.
Es gab nämlich zwei Formen des Geschäfts, deren eine als Verkauf
,,met de schijven ofte b o rd en “ , die andere als solcher ,,in het ootje“
bezeichnet wurde. Die erste wird bei G a e r g o e d t und W a e r m o n d t
folgeudermaasseii beschrieben: G a e r g o e d t : „Wenn Ih r Lust dazu habt,
will ich Euch wohl ein Cargasoentje verkaufen, und weil Ih r ein guter
Mann und mein guter F reun d seid, dieses ein 50 Gulden billiger geben
als einem anderen und dabei sage ich noch, dass ich Euch, falls Ih r
in einem Monat damit noch keine hunde rt Reichsthaler gewonnen haben
solltet, mit so viel unte r die Arme greifen will.“ W a e rm o n d t : „E i was
ist das doch für ein trefflicher Vorschlag. Wenn ich aber besagtes
Gut hätte, wie sollte ich es denn los werden? Sollen die Leute nun zu
mir kommen oder muss ich es a u sb ie te n ? “ — G a e r g o e d t : „D a s will
ich Euch wohl sagen. Ih r müsst in eine Herberge gehen, ich will Euch
deren schon einige nennen, denn ich weiss wenige oder keine, wo nicht
Collégien sind, und wenn Ih r dort seid, mögt Ih r fragen, ob keine
Floristen da siud; wenn Ih r dann auf deren Stube kommt, werden, weil
Ih r ein Neuling seid. Einige schreien wie die E n te n , Einige werden
sagen: „eine neue Hure im Bordell“ und so weiter: aber darum dürft
Ih r Euch uicht stören, das ist einmal so; Eue r Name wird auf eine
Schiefertafel geschrieben und dann gehen die Borden um, das heisst:
jeder der in dem Collegium ist, muss die Borden geben, der Reihe der
Namen nach, die auf der Tafel stehen. Und wer dieselben h a t , muss
nach einiger Waare fragen, Eure Waare dürft Ih r nicht feilbieten,
selbst wenn Ih r darum verlegen wäret, aber wenn Ih r es Euch gesprächsweise
entfallen lasst und Jemand Lust dazu hat, so wird es Euch
wohl leicht angemerkt werden oder Ih r werdet die Borden darauf kriegen.
■ Wenn nun die Borden da rau f gegeben werden, so wählt jeder einen Mann,
der Käufer und der Verkäufer; der Verkäufer geht zu den Leuten und
fordert so gesprächsweise für seine Waare, wenn sie etwa 100 werth ist,
200, dann kommt der Käufer und wenn er die Forderung hört, hä lt er sie
für ganz unsinnig und bietet so viel zu niedrig, als der erste zu hoch
gefordert hat. Die Männer (Makler) bestimmen dann den Werth, jeder
bekommt einen Strich auf seine Borde, die Männer sprechen den Preis
aus, wenn sie ihn nach ihrem Sinn gefunden haben: Ih r lasst Euren
Strich auf E u re r Borde stehen und wenn Verkäufer und Käufer beide
die Striche haben stehen lassen, so ist der Kauf perfect; wenn im Gegentheil
beide ausgewischt hahen, so ist es nichts; wenn einer von beiden
seinen Strich h a t stehen lassen, so wird es nur dem angerechnet, der
ausgewischt hat, und zwar so viel, als vorher durchs Collegium bestimmt
wa r; an einigen Plätzen sind és zwei Stüber, an anderen drei, an an deren
fünf, j a sechs. Und auch wenn es Kauf ist, giebt der Käufer
vom Gulden einen halben Stüber und wenn der Kauf 120 Gulden oder
mehr beträgt, drei Gulden, und das selbst, wenn es ein Kauf wäre von
1000 Gulden und da rübe r.“
Der ungenannte Kritiker im Ned. Spectator giebt dazu die folgende,
meines Erachtens im Wesentlichen zutreffende Erk lä ru n g : „Die Namen
der in der Comparitie anwesenden Theilnehmer werden auf eine Schiefer-
S o lm s , Weizen und Tulpe. 0