bundeii zu sein pflegen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass solche
beim Ausheben der falschen Pflanzen im Boden verbleiben, äusserst gering.
Dazu kommt nun aber weiter, dass ein Feld, welches in einem J a h r Tulpen
getragen, im nächsten nie wieder mit diesen bepflanzt wird , vielmehr
stets ganz anderen Culturen dient, wo dann die etwa im Boden
verbliebenen Tulpenzwiebeln wiederum als Unkraut beseitigt werden.
So ist man denn sicher, dass der Acker, den man mit Tulpen bepflanzt,
keine Spur mehr von denen der letzten Cultur in sich birgt. Dass aber
auf der anderen Seite das Auftreten der panachirten Blumen in den
einfaibigen Sätzen nicht etwa auf einzelne im Aufbewahrungsraum au
Unrechte Stelle gekommene Zwiebeln geschoben werden kann, das geht
unmittelbar aus der Thatsache hervor, die ich, nachdem ich von Herrn
K r e l a g e d a rau f aufmerksam gemacht war, überall selbst in den Feldern
constatireii konnte, dass man in violetten Muttertulpensätzen mit weisser
Basis n u r Bybloemen, in den entsprechenden rothen n u r Roses, iu den
Sätzen mit gelber Basis nur Bizarden findet. Mitunter freilich sieht
man Bizarden mit hellem, blassgelbeni Grund und rothe r oder violetter
Panachirung in scheinbar weissgrundigen Muttertulpensätzen der entsprechenden
la rb e i i auftreten. Aber bei genauerer Untersuchung e rkennt
man dann doch, dass das Weiss des Grundes kein ganz reines
ist und dass es eine leichte Beimischung von Gelb enthält. Eine de rartige
Concordanz der panachirten Exemplare mit der Farbe der Sätze,
in denen sie s te h en , wä re , falls diese nicht durch Parangoniren entständen,
ganz unbegreiflich. Haben wir es aber mit parangonirten
Pflanzen zu th u n , dann finden die Angaben d ’A r d e n e ’s durch die
heutigen Befunde in allen wesentlichen Punkten volle Bestätigung. Zu
untersuchen bleibt indessen noch, ob, wie es nach den älteren Autoren
den Anschein hat, das Parangoniren bei jungen, erst kürzlich aus Samen
erzogenen Muttertulpen vielleicht in reicherem Maasse als späterhin
eintritt.
Es ist im Uebrigen die Fa rbenände rung der T u lp en , die man
mit diesem Ausdruck belegt, vom botanischen Standpunkte aus kaum
als etwas Aussergewöhnliches zu bezeichnen. Sie fällt einfach iu die
grosse Kategorie der Knospenvariation, der Sportbildung, hinein, der
wir so viele Chrysanthemum-, Camellien- und Rosensorten, wie z. B. die
Moosrosen, verdanken, die als Sportknospen an gewöhnlichen Centifolien
entstanden, wofür man C a r r i è r e , Production et fixation des variétés
dans les végétaux 1865 und L. H. B a i l e y , Plant breeding 1896 vergleichen
möge. Denn die einzige Differenz zwischen der Rose und der
Tulpe ist die, dass die erstere viele Seitenknospen erzeugt, die an den
Trieben frühe re r J ah re sich entwickeln, die letztere dagegen n u r eine
oder ein P a a r , deren Mutterglied zu Grunde geht, so dass sie frü hzeitig
selbstständig werden. Und wie es bekannt ist, dass gewisse Farben
und Sorten der Chrysanthemen leichter und häufiger sporten als andere,
ohne dass man den Grund dafür angeben könnte, so giebt es eben auch
hei den Tulpen analoge Unterschiede.
Es wäre nun freilich sehr merkwürdig, wenn die Knospenvariation
bei unseren Blumen immer n u r in einer Richtung, die durch das Auftreten
der Panachirung bezeichnet ist, sich einstellen würde. Allein es
ist das auch durchaus nicht der Fall, und wenn man die abweichenden
Sportforraen in der Regel in der L itte ra tu r nicht erwähnt findet, so
kommt das meist nur daher, weil diese, als dem Canon der Schönheits-
regelii nicht entsprechend, sofort ausgemerzt und vernichtet zu werden
pflegten. In erster Linie gehört hierher die Rückkehr der panachirten
Tulpen zur Einfarbigkeit, die altbekannt ist, die ich in d e n K r e l a g e -
schen Tulpenculturen verschiedentlich beobachtet habe, die auch d ’Ar d
e n e , * S. 215, erwähnt, indem er dazu eine Stelle des R a j u s * citirt.
Weiter aber wäre hier der sogenannten Tulpendiebe zu gedenken,
über die ich in der L itte ra tu r nichts als eine kurze Notiz K r e l a g e ’s*
gefunden habe. Sie laute t: „The re are a great number of varieties of
Tulips among which is a form of atavism. Occasionally some specimens
lose the ir character and re tu rn to a form of Tulips with narrow flowers
and mostly of one colour only. These tulips are known in Holland as
thieves and are always taken out and thrown away as of no value. We
have for some years planted these variations separately and found them
constant. They have no horticultural value a t a l l, or a t least a very
small one, but from a scientific point of view they seem to be of great
interest, and only as such are they offered. We continue our observations
in this matter, which perhaps will give an opportunity to make
some communication la te r .“
Ich habe diesen Tulpendiehen bei meinem Besuch in Harlem am
16. Mai 1897 besondere Aufmerksamkeit gewidmet und deren eine grosse
Zahl beobachtet, auch deren Zwiebeln in den botanischen Garten zu
Strassburg überführen können. Sie zeichnen sich nun sammt und sonders
durch zwei auffallende Charaktere aus, nämlich durch ihre zugespitzten,
häufig sehr schmalen Blumenblä tte r; und dann dadurch, dass das Vorb
la tt ih re r Hauptseitenzwiebel sich laubblattartig ausbildet, womit stets
die Bildung eines diese letztere selbst senkrecht in die Tiefe führenden
Ausläufers verbunden ist. Dieser Charakter der Zwiebel, der bei den
normalen Culturtulpen sich n u r äusserst selten findet, bietet grosses
Interesse und erfordert weitere eingehende Untersuchung. Die Farbe
ih re r Blüthen ist wechselnd, ich sah sie meistens einfarbig, trühwein-
roth, einigermaassen an die Tulipa Sommierii e r in n e rn d , aber dunkler
als diese; seltener p u rp u rn oder rein weiss, ferner in einzelnen Fällen
panachirt, und zwar weinroth und gelb, oder purp u rn und gelb. Diese
gelbpanachirten ha tten sich nebst mehreren weinrothen mit gelblicher