
u rsprünglich heimisch, sondern auf eine oder die andere Weise eingedrungen
is t, dafür sprechen vor Allem die Angaben von M a t t e l *
S. 19, welcher b eto n t, dass sie auch d o rt n u r au f Culturböden, in
Akazien- und Gleditscliiengehölzen, d u rch au s nicht dagegen in den
wirklich ursprünglichen Eichenwäldern vorkomme, wobei er freilich auf
eine Angabe L e v i e r ’s^ S. 53 nicht Rücksicht nimmt, wonach Dr. Ri v a
neuerdings unsere Species im hohen Bologneser Apennin hoi Móntese,
an durchaus ursprünglichem S ta n d o rt, wie er in den Apuanen und im
hohen Apennin gewöhnlich von der T ulipa Celsiana bewohnt wird,
gefunden hat.
Ma t t e i * nimmt nun, au f seine Beobachtungen g e s tü tz t, a n , die
Tulipa Celsiana des hohen Apennins sei in die Vorhügel h in a b gestiegen
und es habe sich aus ih r in Folge der Einwirkung g eänderter
Lebensbedingungen die Tulipa silvestris Bolognas neu gebildet. Die
Species würde also in histo risch er Zeit im Bologneser Apennin entstanden
sein. E r sp rich t sich diesbezüglich in d er folgenden Stelle so k la r wie
n u r möglich a u s : ,,possiamo quasi con sicurezza riten e re che la Tulipa
Celsiana tra sp o rta ta nei luoghi collini, siasi m u ta ta in Tulipa silvestris,
causa la maggior pinguedine del te rren o , la maggior q u an tità di
calore etc.“ E r fo rd e rt dann zu dem Versuche auf, Tulipa silvestris in
alpine, Tulipa Celsiana in niedere S tandorte zu übertragen.
Auch F i o r i , * S. 152, bekennt sich zu derselben Ansicht; seine
Arbeit h a t eine Gegenschrift Le v i e r s * zur Folge g eh ab t, in welcher
dieser S. 417 die betreffende F rage in ausgezeichneter, die U nw ah rscheinlichkeit
der in Rede stehenden Annahme zur Evidenz brin g en d e r
Weise beleuchtet. Zunächst b rin g t er einen Brief von K r e l a g e bei,
aus dem hervorgellt, dass das von Ma t t e l geforderte Experiment für
Tulipa Celsiana längst gemacht ist, aher negatives R e su lta t ergeben hat,
indem diese Pflanze, in Holland wahrscheinlich seit C l u s i u s ’ Zeiten
c u ltiv irt, sich keineswegs wesentlich v e rän d e rt h a t , und nirgends der
Tulipa silvestris ähnliche r geworden ist. Das war vorauszusehen, da
eine d e rartig e verändernde Einwirkung der Standortsbedingungen
allem widerspricht, was bislang au f diesem Gebiete festgestellt werden
konnte. Und ich hin überzeugt, dass das noch nicht gemachte Gegenexperiment
nichts anderes ergeben würde. Höchstens würde die Tulipa
silvestris, wie sie das ü b e rh au p t an ih r n ich t zusagenden F u n d o rten
th u t, sich weigern, Blüthen zu produciren. Nun kommt aber Tulipa
silvestris bei 500 m au f dem Madoniegebirge Siciliens au f Triften vor
und Levi e r fragt mit Recht, warum sie d o rt n ich t in der den V e rh ä ltnissen
entsprechenden Form Celsiana ex istirt. Warum ist sie ferner
d o rt nicht wie in Oberitalien in die niederen Gegenden hinabgestiegen;
warum h a t sie im Apennin diesen ihren Abstieg n u r gegen die Bologneser
Seite und n ich t auch nach Toscana hin au sg e fü h rt, wo sie , wie
wir sah en , sich e rst sp ä ter eingebürgert h at. Warum wächst ferner
in Griechenland u n te r an n äh e rn d gleichen Bedingungen T ulipa au stra lis
au f dem Chelmos u n d dem Kyllene, au f den mageren Triften des Farnes
aber Tulipa silvestris? Alle diese F rag en setzt L e v i e r der von Ma t t e i
und F i o r i vertretenen Ansicht mit der Bemerkung en tgegen: „ J e ne
discute pas, j ’in te rro g e .“
Nun ist est aber noch g ar n ich t einmal ganz sicher, ob d er einzige
bekannte Gehirgsfundort im Bolognesischen bei Móntese ein wirklich
u rsp rü n g lich e r ist. Denn die Pflanze ist d o r t, wie g e s ag t, erst ganz
neuerdings aufgefunden worden und C a r u e U sagt ausdrücklich S. 118
man kenne in der von C e s a l p i n für seine Lonchitis als F u n d o rt
angegebenen Gegend n u r T ulipa Ce lsian a, die d o rt au f dem Monte
Pisanino und dem Monte Rondinajo wächst. Und er vermuthe t desswegen,
Ce s a l p i n habe T u lip a s ilv e s tris , die im Garten cultivirt wurde und
T ulipa Celsiana, die er wild gefunden h a tte , identiflcirt und desshalb
für die erste re den F u n d o rt d er letzteren angegeben. Lassen wir ihn,
den einzigen auf dem ganzen italienischen F estland, einmal bei der
weiteren Betrachtung ausser Augen, dann haben wir die sichergeste
llte T ulipa silvestris n u r in Sicilien und Griechenland au f u r sprünglichen
F u n d o rte n , in allen sonstigen Gegenden bloss verwildert.
Nun ist die ursprüngliche Heimath des Genus T ulipa ganz zweifelsohne
im Orient zu su ch en , fast alle Arten stammen d o rth e r und n u r
der Formenkreis der Tulipa Celsiana und silvestris h a t sich in vorhisto
risch er Zeit ü ber das ganze südliche Westeuropa verbreitet. Verschiedene
Formen desselben könnten wohl bei ih re r Wanderung nach
dem westmediterranen Becken verschiedene Wege eingeschlagen h ab en ;
die H auptmasse dürfte, wie so viele andere orientalische M editerranpflanzen
es gethan, der afrikanischen Küste gefolgt sein. Von Kleinasien konnten
sie dann au f die Balkanhalbinsel, nach G riech en lan d ; von Nordafrika,
nach dem noch dam it zusammenhängenden Sicilien, aber n ich t nach
Ita lie n gelangen, das damals d urch grössere Meeresstrecken von dieser
Insel geschieden war.
Einen an d e ren , spät eröffneten Weg müsste dann die Tulipa
Biebersteiniana eingeschlagen h ah en , durch den Kaukasus und durch
Südrussland nämlich. U n te r dieser Voraussetzung würde sich Alles aufs
Schönste erklären, das Auftreten um Bologna allerdings müsste recenter,
zu fällig er, n ich t n äher bestimmbarer Verschleppung zur Last gelegt
werden. Ein p a a r Glieder der Gruppe, die T ulipa fragans und Tulipa
p rim u lin a (Bot. Mag. No. 6768) wären auf N o rd a frik a besch rän k t gehlieben;
ein an d e re s, die Tulipa tran stag an a h ä tte die iberische Halbinsel e rreich
t. Die Isolirung u nserer Tulipa silvestris in Griechenland und
Sicilien müsste au f Rechnung des Verschwindens derselben in Kleinasien
und N o rd a frik a geschrieben werden. Da aber L e v i e r » S. 206