
Griechenland, Sicilien und bei Móntese im bolognesisclien Apennin ist
sie bis je tz t auf ursprünglichen Standorten gefunden worden (Levier®) .
Bezüglich ihres Indigenats in den nördlichen Theilen des Ver-
hreitungshezirks, in England und Norddeutschland, haben immer Zweifel
bestanden, wie sie denn auch d e C a n d o l l e 1855* u n te r den Pflanzen
,,de natu ra lisa tio n ä petite d is ta n c e “ mit Fragezeichen anfü h rt. Aber
C a r u e U h a t 1879 mit Bestimmtheit erwiesen, dass sie auch in Gegenden,
für die solclie Zweifel niemals bestanden, wie in Toscana, eine v e rh ä ltnissmässig
recente Bereicherung der F lo ra d a rste llt. Denn C es a l p i n o
weiss 1583 keinen anderen S tan d o rt für die bei ihm als „L o n ch itis“
bezeichnete Pflanze als ,, o ritu r in Appennino apud Bargenses “ (bei
Barga im oberen Serchiothal). Und L o b e i * k en n t sie 1576 n u r aus
d er Gegend von B o lo g n a ,'e r fü h rt sie S. 61 als Lilionarcissus Bono-
niensis luteus auf. Und Cl u s i u s , * der sie S. 150, im Gegensatz zu
der als Tulipa Narbonensis bezeichneten ähnlichen Tulipa Celsiana,
Tulipa apenniiiea nennt , sagt au sd rü ck lich : „ n a s c itu r p lu rim a in
Apeniiiiio uude erutam memini Bononia ad nos ante inultos anuos mittere
C. V. Ulyssem Aldrovandum Bononiensem professorem“ etc. Und dieser
Name d e r Bologneser Tulpe ist ih r dann bei den S chriftstellern des
17. Ja h rh u n d e rts durchweg erhalten geblieben, wie sie denn P a r k i n s o n
S. 51* „T u lip a boloniensis flore lú te o “ und ebenso J . B a u h i n * II,
S. 678 nennen. In Florenz befindet sich nun ein h andschriftliche r
Catalogas p lan ta rum in agro F lorentino sponte n a s c e n tium , der von
Mi c h e l i um die Wende des 17. Ja h rh u n d e rts sehr sorgfältig au s gearbeitet
wu rd e , und da d o rt n u r ein einziger u nm ittelb ar vor den
Thoren der S tad t gelegener F u n d o rt u n se re r Tulpe angegeben wird, so
muss die je tz t und schon zu R e b o u P s ^ Zeit um Florenz und Lucca
äu sserst gemeine Pflanze damals noch eine Seltenheit gewesen sein.
Aus dem Vergleich dieser Thatsache mit den Angaben des C e s a l p i n
hat Ca rue l*" - 2 seinen zweifelsohne vollberechtigten Schluss gezogen.
Wenn nun aber die F e ld tu lp e , von einem P u n k t ausgehend, erst
im 17. J a h rh u n d e rt begonnen hat , sich in Italien zu v e rb re ite n , so
werden die Zweifel an ihrem In d ig en a t in den nördlich d er Alpen gelegenen
L än d e rn d adurch in verstärktem Maasse wachgerufen. Da war
es denn ein verlockender Gedanke, zu sehen, ob sich nicht aus dem
Vergleich d er zuverlässigeren Florenwerke verschiedenen Alters weitere
Beweismittel fü r ein ähnliches Verhalten in diesen Gegenden gewinnen
lasse. Eine d e ra rtig e Beweisführung kann h ie r, bei d er Auffälligkeit
der in F rage stehenden Blume und der Unmöglichkeit einer Verwechslung
mit an d e ren , wenn irgendwo ü b e rh au p t mit d er Hoffnung
eines Erfolges, an g e tre ten werden.
Im oberen R h e in th a l h a t die gelbe Tulpe h eu te eine sehr ungleichartig
e Verbreitung. In Baden wächst sie n u r spärlich in d er Bodenseegegend,
ein p a a r wenigen Orten der Vorhügel des Schwarzwaldes
und bei Heidelberg, sie fehlt der F lo ra von F re ib u rg vollständig
( S c h i l d k n e c h t 1863); im Eisass is t sie viel häufiger, sie ist den
Weinbauern der Gegend von Colmar als u n au sro ttb a re s U n k ra u t verhasst.
Auch in den Weinbergen von M ü h lh au sen , des Untereisass, ist
sie an vielen Stellen vorhanden (vergl. K i r s c h l o g e r 1852—1858). F ü r
Heidelberg ist sie im Ja h re 1782 bereits uachzuweisen (cf. Ga t t e n l i o f ) .
Im Ohereisass dagegen ist sie e rst 1794 entdeckt worden, wie H e r m
a n n in einer von K i r s c h l e g e r erwähnten und von mir au f hiesiger
Bibliothek verglichenen handschriftlichen Notiz seines Exemplars des
Ma p p u s bezeugt. Es heisst da „O d o ra ta est. In quibusdam vineis in te r
Niedermorschwihr et Ingersheim adeo frequens est, u t floris tempore
solum flavedine tactum sit. Ut Hyacinthus botryoides mala lierba,
Bartholdy und ,,Miror Hallerum“ d u b ita re indigenam esse. Miror
Mappum, qui Alsatiam superiorem frequentius adiisse v id e tu r non h a bere.
Copiose crescit ad Colmariam in den Rebstücken au f dem Türck-
heimer Berg gegen dem Katzenthal, h in te r Ingersheim, ubi Ho l t z , amicus
filii detexit 1794“ . Aus dieser Stelle geht zunächst h e rv o r, dass sie
damals im Untereisass noch n ich t b ek an n t w ar, wo sie doch heute,
z. B. bei Oberehnheim und Mittelbergheim, ja in nächster Nähe von
Strassburg, bei Kolbsheim, aufs Reichlichste vorkommt. Sie muss ferner
zur Entdeckungszeit hei Niedermorschwihr schon längere Zeit ex istirt
haben, wenn sie mit ihren Blüthen die ganzen Weinberge gelb färben
konnte. In der benachbarten Schweiz war sie damals noch kaum v erb
re ite t, sonst würde H a l l e r 1768 an der von H e rm a n n c itirten Stelle
nicht gesagt h ab en : ,,Non credo veram esse civem, etsi passim in p ra tis
circa urbem rep e ritu r. Cum tarnen Linnaeus in te r indigenas enumerat
non Visum est p a tria e hoc ornamentum negare. In prato plano et r e gione
u rh is, im alten Berg.“ Von der h ie r angezogenen Stelle aus L.
fl. Suec. 1755 wird nachher noch geredet werden müssen. Und von
wo ih re Verbreitung im Obeiuheinthal den Ausgang genommen, das ist
deutlich aus J. B a u h i n * zu ersehen, wo dieser Vol. II, S. 678 sagt:
„Nobis floret Monhelgardii mense Aprili in horto illustrissimi Principis
cum binis floribus in uno caule, magnis, luteis, qui diu d u ran t, postea
o riu n tu r magni calices. Mi s s i b u l b i a b 111. G u i l e lm o L a n d g
r a v i o nomine Tulipa bononiensis, videram alias Bononiac in horto
S. S a lv a to r i s ..................... facilius caeteris apud uos videtur multiplicari
nec facile p e rire “ . Das ist 1651 geschrieben; in Bologna wurde sie
schon zu Ma t t i o l i s * Zeit, um 1586, als Gartenhlume gezogen, desgleichen
1599 in Luzern von C y s a t . *
F ü r Württemberg finde ich bei Ma r t e n s und K em m l e r 1865
eine Anzahl sehr verdächtiger Standorte angeführt, z. B. Ulm. F ü r die
F lo ra dieser S tad t wird die Tulpe von L e o p o l d 1728 nicht angegeben.