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96 III. Schlussbetrachtangen.
und von B a k e r * in bejahendena Sinne beantwortet worden, aber L e vier
® ha t in überzeugender Weise nachgewiesen, dass diese Identifi-
cationen ihres rein subjectiven und assertorischen Charakters halber
wenig Werth besitzen. Das muss auch Jedermann a priori eiiileuchten,
sobald man bedenkt, wie viele uud wie verschiedene Formen die sogenannte
Tulipa Gesneriana der Gärten umschliesst, unte r denen man
die Wahl h a t , die supponirten Typen herauszulesen, die den in Vergleich
zu ziehenden wilden Formen an die Seite gestellt werden sollen.
Uud dazu kommt noch, dass L e v i e r rundweg erklärt, dass keine einzige
der ihm bekannt gewordenen wilden Tulpensorten auch n u r einigermaassen
mit irgend einer der cultivirten Gesnerianaformen d e ra rt über-
cinstimmt, dass man an eine Zusammenfassung beider denken könnte.
F r führt das in überzeugender Weise speciell für die von R e g e l und
B a k e r herangezogenen uud für Tulipa Gesneriana erklä rten Wildtulpen
des Ostens, die er als Tulipa Schrenkii uud Tulipa orientalis bezeichnet,
aus. L e v i e r 1, ® S. 57, u. » S. 231.
Wenn sonach unte r allen den vielen aus Central- und Westasien
in unsere Gärten und Herbarien in neuerer und a lte r Zeit importirten
Tulpen nachweisbare Stammformen der gewöhnlichen Gartentulpe nicht
mit Sicherheit nachgewieseu werden können, so haben wir weiterhin iu
dei uns beschäftigenden Fragestellung mit drei Möglichkeiten zu rechnen.
Diese sind ers tens : die wilden Stammformen der Gartentulpe sind in
dem Heimathland, in dem sie ursprünglich wuchsen, ausgestorben, oder,
wenn noch vorhanden, den botanischen Sammlern entgangen. Oder
zweitens: es ist aus dieser noch existirenden Stammform im Lauf der
Zeit eine so abweichende Progenies entstanden, dass wir deren Beziehungen
zu der erstereu nicht mehr mit Bestimmtheit erkennen können.
Das heisst in anderer Ausdrucksweise: die Art h a t — resp. die Arten haben
unte r dem Einfluss der Zuchtwahl des Menschen va riirt und sich
111 viele Formengruppen von nicht nähe r zu bestimmender Constanz gespalten.
Oder drittens : die Gartentulpe derivirt nicht direct von einer
einzelnen Stammart, ist vielmehr aus Bastardirung verschiedener, zu-
"lächst nicht näher bestimmbarer Arten entstanden. Die Sortenbildung
ba t auf dem Weg der Variation und der partiellen Rückschlagsbildung,
eines Falles mehr nach einer, anderen Falles mehr nach der anderen der
Stammarten stattgefunden.
Dass die Stammform in ihre r Heimath ausgestorben, ist aus vielen
Gründen mehr als unwahrscheinlich. Das Gebiet, dem die rothen Tulpen
eigenthümlich sind, h a t sich klimatisch in den historischen Zeiträumen,
die hier in Frage kommen, nicht wesentlich geändert, es h a t stets mehr
oder wmniger einen Steppeiicharakter mit kurzen Frühjahrs regen gehabt.
Wir wissen, dass die Türken die Tulpen als Culturblumen aus
Asien mitbra chteu, au eine damals erfolgte systematische Ausrottung
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durch die türkischen Liebhaber ist indess, wie Le v i e r ,® S. 5 1 , mit
Recht ausfühi't, nicht zu denken, zumal man weiss, wie schwer es ist,
eine Tulpe auf die Dauer zu zerstören, wo sie einmal Posto gefasst hat.
Ls wäre auf d e r .an d e re n Seite auch mehr als sonderbar, wenn die in
Rede stehenden Pflanzen allen den zahlreichen Sammlern, die diesen
Blumen ihre Aufmerksamkeit zugewendet, bis heute entgangen sein
sollten.
Bezüglich der zweiten Möglichkeit wären zunächst die Grenzen festzustellen,
innerhalb welcher bei wild wachsenden Tulpenspecies Veränderungen
wahrgenommeii werden können, die mit der Verpflanzung
in andere neue Verhältnisse Hand in Hand gehen, sei es n u n , dass
diese die Folge besagter Verpflanzung, oder eine, der Species als solcher,
inhärireiide Variation darstellen. Was darüber bekannt, h a t gleichfalls
L e v i e r * S. 290, u. ® S. 6 6 , mit gewohnter Klarheit zusammengestellt.
Mit voller Schärfe erörtert er hier die beiden Fälle, die eingetreten
sein könnten, und die a u f s Bestimmteste auseinander gehalten
werden mifssen, nämlich erstens: Aenderung der Charaktere im Lauf
successiver aus Samen erwachsener Generationen, und zweitens: Aenderung
der Charaktere durch Knospenvariatioii, die die Ersatzzwiebelu eines und
desselben durch mehrere J a h re cultivirten Individuums betrifft. F ü r die
erste dieser Alternativen, deren Feststellung bei der späten Blühreife
der aus Samen gezogenen Zwiebeln viel Zeit e rforde rt, liegen noch
gar keine Beobachtungen vor; für die zweite wird von ihm, als auf
ein nicht wohl anzufcchtendes Beispiel, auf die Veränderung verwiesen,
die E l wes* an den cultivirten Zwiebeln der turkestaiiisclien Tulipa
Kolpakowskiana auftreten sah, und durch Abbildungen der u r sp rü n g lichen
und der umgeformten Blüthe belegte. Die letztere zeigt im Vergleich
mit jener eine enorme Grösse, eine etwas andere F o rm, stumpf
gerundete, an Stelle von scharf gespitzten Perigonblättern, und eine auffallende
Vergrösserung und Kräuselung der Narbenlappen. Die anderen
vou L e v i e r citirten Fälle sind freilich minder v e rwe rth b a r, weil sie
nicht Arten aus der asiatischen Urheimath, sondern europäische Tulpeii-
formeii betreffen, über deren Herkunft und Abstammung die grössten
Zweifel, au f die nachher noch zurückzukommeii sein wird, bestehen.
Es sind das nämlich einmal die von He rrn P a p o n in Vevey erzielten
Varianten der wallisischen Tulipa Didieri, die nach seiner Inspection
der Exemplare des Herb. Bu rn a t nahe an Tulipa Oculus Solis heraii-
kommen sollen, wenn man vou der Zwiebel abs ieht, die durchaus die
der Tulipa Didieri bleibt. Vergl. Levi e r ,® S. 74. Leider erfahren wir
aber nichts über die Umstände, die diese Variation begleitet haben.
Sie scheint doch n u r sehr ausnahmsweise Platz zu greifen, denn die
aus dem Garten des Professor Wo l f f in Sitten nach Strassburg gebrachte
Tulipa Didieri h a t sich hier zwar sehr s ta rk vormehrt, ist aber seit
S o lms , Weizen und Tulpe. 7
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