
Wennschon n u n auch aus anderen Gründen nicht le icht Jemand
d a ran zweifeln w ird , dass Weizen u n d Gerste aus Gegenden stammen,
deren Klima ungefähr den Forderungen G o d r o n ’s en tsp rich t, so ist
dennoch d er Thatbe stand bei Weitem noch n ich t genügend klargelegt,
um diese Art von Schlussfolgerung begründet erscheinen zu lassen.
Die Möglichkeit, dass bei diesen Gattungen in h ä ren te Neigung zur
Cleistogamie bestehe, ist z. B. g a r nicht erwogen. Es stimmt schlecht
zu G o d r o n ’s Meinung, dass nach K ö r n i c k e nicht n u r die Pfauengerste,
sondern auch das Hordeum hexastichum pyramidatum, soweit es
aus botanischen Gärten oder aus Südeuropa bezogen wurde, u n te r allen
Umständen cleistogamisch b lü h te (S. 139), während ande re Sorten des
letzteren in denselben Jah rg än g en sich offenblüthig erwiesen. Und
G o d r o n wird d u rch die A rt seiner Beweisführung bezüglich der Gerste
zu Annahmen gedrängt, die wenig inne re Wahrscheinlichkeit haben. E r
sagt z. B. S. 77: „Toutefois je n ’ai observé aucune espèce ou rage de
froment, offrant constamment la fécondation à huis clos, comme je l ’ai
constaté dans l ’Hordeum zeocrithon L. Cette espèce se ra it elle d ’origine
plus méridionale que ses congénères?“
Mau sieht aus d er bisherigen D a rste llu n g , wie viel wichtige und
interessante F rag ep u n k te auf diesem Gebiete noch der Bearbeitung
h a r r e n , wie dringend erwünscht erneute Beobachtungen in klimatisch
möglichst verschiedenen Gebieten sein würden. G o d r o n ’ s bezügliche
Anregung h a t wenig gefruchtet, wennschon er, fü r vorläufige Orientirung
wenigstens, S. 72 die Mittel u n d Wege angegeben h a t, indem er sag t:
„ P a r nos consuls et nos médecins san ita ire s dans ces pays on p o u rra it
obtenir l’envoi d ’épis de blé recueillis après la fécondation, et il se ra it
facile de constater si les an th ères ont été complètement expulsées des
fleurs, ce qui est l ’indice ce rtain d ’une floraison normale.“
Wie gering die Stützen sind, auf denen die gewöhnliche Annahme
fusst, dass die Heimath des Weizens im Orient, in Mesopotamien, Kleinasien,
eventuell in Egypten zu suchen, ist schon oben erwähnt worden.
Sind G o d r o n ’s Schlüsse au f das Klima des Heimathlandes zutreffend,
so beweisen sie, wie schon an g ed eu te t, auch nicht viel m e h r, als dass
dieses weder in den Tropen, noch in E u ro p a gesucht werden darf, dass
es weiter im Osten, in Asien, gelegen hahen muss. Und soweit fü h rt
uns j a auch das heutige Verbreitungsareal des wilden Triticum monococcum.
Wie werthlos alle übrigen in B e tra ch t gezogenen Momente
sin d , geht ohne Weiteres aus dem Schlusssatz d e C a n d o l l e s * h e rvor,
mit welchem er seine bezüglichen Be trachtungen S. 288 re sum irt.
E r sag t: ,,E n résumé il est remarquable, que deux assertions a ien t ete
données de l ’in d ig én a t en Mésopotamie, à un intervalle de v in g t- tro is
siècles, l’une jad is p a r Bérose et l ’au tre de nos jo u rs p a r Olivier. La
région de l ’E u p h ra te é t a n t à p e u p r è s a u m i l i e u de l a z o n e d e
c u l t u r e qui s ’é ten d a it autrefois de la Chine aux îles Canaries, il est
infiniment probable q u ’elle a été le p o in t p rin c ip a l de l ’habitation dans
des temps préhistoriques très anciens. P eu t être cette h ab itatio n s’étendait-
elle vers la Syrie, vu la ressemblance du climat ; mais à Test et à l ’ouest
de l ’Asie occidentale le blé n ’a probablement jam ais été que cultivé, an té
rieu rem en t il est vrai à la civilisation connue.“
F ü r das ungeheure Alter d er Cultur u nserer Brotgetreide sp rich t
n ich t am Wenigsten der Um stan d , dass sie notorisch bei den ältesten
Culturvölkern bereits in den Z e iten , in welche die erste Dämmerung
histo risch er Nachrichten in der Form von Sagen heraufreicht, als Basis
des L eb en su n te rh a lts dienten, cu ltiv irt, und mit eigenen jeweils distincten
Wortstämmen bezeichnet werden. Eigene Namen finden wir für Weizen
und Gerste im S an sc rit, im Egyptischen, in den semitischen Sprachen
sowohl als auch im Chinesischen v o r, um von den griechischen und
lateinischen g ar n ich t zu reden, welch’ letztere zwar sehr zahlreich, aber
aus manchen Gründen einer sicheren Deutung fast gänzlich unzugänglich
sind. Man vergl. d afür L i n k * und P i c t e t * I., S. 257. Es sprechen
dafür auch die Sagenkreise, die die Alten um den Ursprung des Weizens
u n d d er Gerste gewoben haben, wonach dieselben von I s i s zuerst aus
Nysa in Arabien den Egyptern gebracht worden sein sollen. Man vergl.
diesbezüglich D u r e a u de l a Mal l e,* wo die verschiedenen einschlägigen
Stellen des D i o d o r u s S i c u l u s c itirt und besprochen sind.
F ü r die Existenz des Weizens und d er Gerste im alten Egypten
haben wir nun ab e r zweierlei zuverlässige Beweismethoden. Einmal findet
man ih re Reste sowohl u n te r den Opfergaben d er Grabkammern als auch
als Beimischung zum Lehm der Ziegelsteine, dann kann man sie ferner
mit einer, jed en Zweifel ausschliessenden Sicherheit in den W andgemälden
erkennen. Eine Untersuchung der Opferbrote verdanken wir R. Br own.
Sie ist bei D u r e a u de l a Ma l l e * in folgenden Worten bekanntgegeben:
,,Dans les pains extra its des hypogées de la h aute Egypte et
rap p o rtés p a r M. H e n i n k e n , M. B r own a trouvé plusieurs glumes
d ’orge entières et parfaitement semblables à celles de l ’orge cultivée
au jourdhui. Il à reconnu à la base de ces glumes d’orge antique Egyptien
un p e tit ru d im en t dont l ’existence n ’est pas consignee dans les descriptions
des botanistes modernes. M. B r o w n s ’est assuré que ce ru d iment
se tro u v a it to u t semblable et à la même place sur les balles de
l ’orge que nous cultivons. C’est une preuve sans réplique que depuis
deux mille ans au moins cette espèce de Céréales n ’a pas été altérée
ni même modifiée p a r la cu ltu re dans la moindre de ses p a rtie s.“
F ü r die Ziegel liegen meines Wissens n u r U n g e r ’s* Angaben vor, der
zu e rst solche d er Umfassungsmauer von E l K a b (Eileithyia) u n te rsuchte,
welche zwischen 2800 und 1700 v. Chr. e rb au t worden sein
muss. Zahlreiche F rü c h te , Aehrenspindeln, Spelzen u n d Grannen,
So ims , Weizen und Tulpe. 2
.f l
%