
Halmstücke und Blattscheideu Hessen sich, als von der Gerste (Hordeum
vulgare L.) h e rrü h re n d , bestimmen. Ein p a a r abweichende Aehrenspiudel-
stücke schienen dem Weizen anzugehören. Späterhin h a t U n g e r ^
noch Ziegel der Pyramide von D ashur bei S aqqara u n te rsu ch t, die u n gefähr
um 3000 V, Chr. e rb au t wurde. Es wurden Aehrenspindeln der
Gerste mit noch ansitzenden Glumae gefunden. Diese müssen wohl ganz
unzweifelhaft gewesen sein, da sogar die Speciesbestimmung als Hordeum
hexastichum gewagt wird. Auf Triticum vulgare wird h ie r aus einer
Anzahl von Vorgefundenen F rü ch ten geschlossen, die dem sogenannten
kleinen Pfahlbauweizen 0 . He e r s * an die Seite gestellt werden. Dass
man die Spindeln von Gerste und Weizen unterscheiden kann, ist nicht
zu bezweifeln, es geht auch aus der E:S;istenz zusammenhängender Aehrenspindeln
des Weizens hervor, dass Triticum dicoccum oder monococcum
nicht in Frage kommen können. Aber es is t sehr zu b ed a u e rn , dass
U n g e r sich n ich t über die Mittel und Wege n äh e r ausgesprochen h at,
m itte lst d e re r er zu besagten exacten Bestimmungen gelangt ist.
E rn teb ild e r als Basreliefs oder als Gemälde sind in den altegyptischen
Gräbern reichlich vorhanden. Die Aehren sind mehr oder minder
deutlich gezeichnet, oft n u r roh skizzirt (vergl. Woe n i g * S. 1 7 1 ); dass
in manchen Fällen wirklich Weizen abgebildet werden sollte, is t zweifello
s, denn neben zahlreichen begrannten A eh ren , bei welchen man
zwischen Gerste und Weizen zweifelhaft sein kann, kommen auch solche
vor, denen die Grannen fehlen. Diese müssen au f Kolbenweizen bezogen
werden; grannenlose Gersteformen sind, von dem Hordeum trifu rc a tum
abgesehen, u n bekannt. Immerhin sind auch u n te r den beg ran n ten
Aehren nach der Richtung der Granne in vielen Fällen Weizen und
Gerste mit Wahrscheinlichkeit unterscheidbar. Als D arste llu n g des
Kolbenweizens mag au f das E rn teb ild bei R o s e l l i n i , Mon. civ. T. 33,
welches T h a e r , * T, 8, f. 5 und Wo e n i g * S. 151 wiedergegeben
haben, und welches aus einem der ältesten Gräber von Chum el Achmar
stammt, verwiesen werden. F ü r Grannen weizen h a lte ich mit W o e n i g *
die von diesem S. 172 abgebildeten Aehren aus E l K a b (Eileithyia),
für Gerste die aus Medinet Abu ( W o e n i g S. 152). Unsicher sind
die Aehren aus Medinet Abu (Wo e n i g * S. 161) die Ramses I I I (13, J a h r h
u n d e rt a. Chr. n.) opfert. Wie weit aber d e ra rtig e Darstellungen und
gerade solche der vollkommensten A rt zurückreichen, das zeigt sich in
den Bildern des Ti Grabes zu S aqqara (Wo e n i g * S. 152), welches dem
d ritte n Ja h rta u sen d a. Chr. n. angehört.
Nahezu eben so a lt muss ande re rseits die Cultur des Weizens auch
in China sein. B r e t s c h n e i d e r 2 sagt diesbezüglich S. 173: „S zu ma
tsien, the Herodotus of China in his h isto ric a l work S h i-k i, written in
th e second century a. Chr. n., s ta te s th a t th e emperor Shen-nung (2700 a.
Chr. n .) sowed th e five kinds of corn. I t is known th a t a t th e vernal
equinox th e ceremony of ploughing th e soil an d sowing of the five
kinds of corn a re performed by the emperor assisted by members of
the boards. According to th e T a -ts ’in g -h u i- tie n , a description of the
Chinese Government (chap. 250 p. c), where this ceremonial is described,
the 5 corns sowed a re : „ ta o “ , rice ,,Mai“ wheat, „K u “ S e ta ria italica,
„S h u “ Panicum miliaceum, and „S h u “ Soja bean. The emperor sows
the rice, the th re e princes and the members of th e board sow the re maining
cereals. As . l have been informed be the overseer of the Sien-
n u n g -tan g or temple of Agriculture in th e so u th e rn p a r t of th e capital,
where th is ceremony is performed every y e a r, the 5 cereals now used
for th is purpose a re ric e , wheat, so rg o , S e ta ria ita lic a an d the Soja
b e an .“ Und weiter S. 175 „M a i“ Regarding th e mai the P e n -t’sao*)
rela tes a fte r the anc ient dictionary Shuo-wen (published a. D. 100) th a t
this corn is an excellent present, which came from heaven. The Shuo-
wen sta te s th a t th e re are two kinds of Mai, th e „L a i“ and th e „Mou“ ,
which ch a ra c te rs often occur in th e Chinese ancient books. The first
denotes as th e Chinese authors explain th e ,,Siao ma i“ or Wheat, the
second ,,Ta m a i“ or Barley. Wheat and Barley are much cultivated in the
neighbourhood of Peking. The common Chinese bread is made from wheaten
meal (Pa i-m ien).“ Und bei B r e t s c h n e i d e r ^ S. 143 ff. findet man weiterhin
eine Menge Stellen aus den Wu-King oder den classischen Büchern der
Chinesen zusammengestellt, in denen der Weizen u n te r demselben noch
gebräuchlichen Namen Mai erwähnt wird. Diese Wu-King werden dem
Confucius, 500 a. Chr. n. zugeschrieben, sind aber sicher viel älte re Schriften
in einer aus confucianischer Zeit d atiren d en Redaction. Zumal der
Shi-King oder das Buch der Poesie, eines dieser Wu-King kommt h ie r
in Be tracht, in dessen ältesten Theilen der Weizen bereits erwähnt wird,
die vielleicht bis zum 12. J a h rh u n d e rt a. Chr. n. zurückreichen.
Auch bei R i c h t h o f e n * finde ich einen summarischen Excurs über
diesen Gegenstand I., S. 420, d er mit B r e t s c h n e i d e r ’s Angaben im
Wesentlichen übereinstimmt. Und Zweifel an d er Zuverlässigkeit der
chinesischen Chronologie, wie sie vielfach ausgesprochen werden, können
nach R i c h t h o f e n ’s Ausführungen L, S. 293 im Grossen und Ganzen, da
wo es au f ein J a h rh u n d e rt mehr oder weniger n ich t ankommt, wie es
hei u n se re r F rag e der F a ll ist, n ich t in B e tra ch t kommen. Zum wenigsten
gilt dies rü ckwärts bis zu r Zeit des Gründers der Hsia-Dynastie
(2205—1767 a. Chr. n.), des Kaisers Yü.
Nach alledem d a rf man wohl als feststehend ansehen, dass die
Weizencultur in China im d ritte n , in Egypten im vierten J a h rta u s en d
a. Chr. n. bereits in ausgedehntem Maasse bestand u n d dass nicht der
*) Pen-t’sao-kang-mu ist eine grosse und berühmte Materia medica, welche von
Li-shi-chen verfasst und 1596 dem Kaiser vorgelegt wurde. Es existiren davon mehrfache
Drucke. Vergl. Br e t s c h n e i d e r Bot. sin. I.
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