
paläotropischen Elementen. Wo in dem vom te rtiä re n Element verlassenen
Polargebiet L and war, wird sich damals die Entwicklung einer
neuen, der arktischen Flora, aus den anpassungsfähigsten Gliedern jen e r
Genossenschaft vollzogen haben. Doch fehlen vorerst Fossilfunde, die
über deren Bildungsweise Licht zu verbreiten im Stande wären.
Eine grosse Veränderung wird in Centraleuropa e rst wieder durch
die diluviale Vergletscherung hervorgebracht. Von den Gebirgen S k an d inaviens,
von den im Laufe der miocänen Periode immer mehr empor-
gefalteton Alpen ^ erstrecken die Gletscher sich h e r a b , die Eiszeit in-
au g u riren d . Zwischen dem eisumgürteten Rand d er Alpen und d er
gewaltigen Landeismasse, die die Ostsee e rfü llen d , sich bis zum Harz
und zum T hüringer Wald erstreckt, e rü b rig t n u r ein verhältnissmässig
schmaler Streifen freien Landes, a u f dessen, vom eiskalten Wasser befeuchteten
Boden die te rtiä re Vegetation sich nicht h a lten kann. Da
indess auch in den Nachbargebieten die Vegetation in Folge d er klim atischen
Veränderung b e e in trä ch tig t wird, so kann sie auswandern, doch
k ann der Rückzug wesentlich n u r westwärts g e rich te t sein, da der
Steppenboden des Ostens, kaum mehr das Meer, wie E n g l e r meint
ih re r Ausbreitung gleichfalls unüberwindliche Schranken setzt. Einzelne
viel vertragende Formen waren im Stand, sich an besonders begünstigten
Stellen zu h a lte n , und, sofern sie nicht während d er interglacialen
Schwankungen erlag en , u n te r Umständen als Colonien von R a ritä ten
bis zum heutigen Tage zu d au e rn . Wulfenia c a rin th ia c a , Cortusa
Mathioh und andere dergleichen mögen wohl te rtiä re r, Nymphaea th e r-
mahs von Wardein wohl eher paläotropischer Abstammung sein. Viele
ande re mögen ganz zu Grunde gegangen se in , so z. B. Rhododendron
ponticum, welches wohl zweifellos vom Pontus bis nach d er spanischen
Halbinsel wuchs, heute n u r an den einstmaligen End p u n k ten seiner
Verbreitung sich erhalten h a t, während der Eiszeit ab e r im ganzen
mittle ren Theil seines Gebietes ausstarb, so dass wir n u r seine B lä tte r
m der interglacialen Höttinge r Breccie bei Innsbruck e rh alten vorfinden
(cf. We t t s t e i n . * )
Die durch das Zurückweichen der te rtiä ren Bewohner frei werdenden
Raume wurden nun alsbald von der arktischen oder besser a rk to -a lpinen
Genossenschaft eingenommen. Von einer Besprechung d e r Einw
a n d e ru n p ro u te n , die diese genommen, muss hier, da sie zu weit abfuhren
w u rd e , abgesehen werden. Genug, dass sie da sind, dass man
die Reste von Betula n an a in Oberbayern, dass man die von Salix
polaris u n d Dryas zwischen Z ü richer- und Bodensee nachweisen konnte.
Vergl. N a t h o r s t * .
Als endlich nach mannigfachen Schwankungen d er definitive Rückzug
der Gletscher erfolgte, als somit die Herste llung der heutigen Verhältnisse
beg an n , da musste wieder die a rk to -a lp in e F lo ra das Feld
räumen. Sie würde sich zweifelsohne eigenartig weiter entwickelt und
den neuen Verhältnissen angepasst h ab en , h ä tte ih r Gebiet den Vorzug
in su la re r Abgeschlossenheit gehabt. Von Südwest sowohl als von
Osten h e r stan d aber anderen Gewächsen der Zugang offen, die nicht
e rst eine langwierige klimatische Anpassung durchzumachen h a tten ,
sondern einfach, die alten Besiedler überwältigend und an den Lehnen
d er Gebirge in die Höhe treibend, einrücken konnten. Sie setzen die
heutige Vegetation unseres Gebietes zusammen, zwischen ihnen finden
sich h ie r u n d d a , an einzelnen S tellen , e rh alten e Colonien d er a rk to -
alpinen F lo ra v o r, die sich dann in der Ebene eigenthümlich genug
ausnehmen. Als Beispiel mögen die Gypsberge des Harzes mit Arabis
a lp in a und Salix h asta ta , das Schwendimoos bei Kisslegg in Schwaben
mit Rhododendron ferrugineum, der Hohenzollern mit Pedicularis foliosa
erwähnt sein. Viele andere sind bei E n g l e r zu finden.
Wir sehen nach alledem, dass unsere F lo ra sich zusammensetzt
a u s : 1. Arkto-alpinen Resten; 2. aus einer von Osten h e r u n d 3. einer
von Südwesten h e r beim Schluss d e r Eiszeit eingerückten Genossensch
aft; dass fast alles, was bei uns wächst, eine re la tiv g ar kurze Vergangenheit
au f unserem Boden h a t , dass von einer alteinheimischen
F lo ra g a r n ich t geredet werden kann. B e trachten wir nun fü r unsere
Zwecke die ad 2 und 3 bezeichneten Einwanderungsgenossenschaften
etwas n äh e r in ihrem Bestand.
Wenn man mit R i c h t h o f e n (cf. supra) a n n im m t, dass zur Zeit
des m ittle ren Miocäns, die aralokaspische Senke mit dem Polarmeer
vermittelst eines ausgedehnten Meeres in Verbindung stand ( E n g l e r
lä sst diese Meeresbedeckung noch viel lä n g e r, bis zur Pliocänperiode
b esteh en ), d ann war zu je n e r Zeit Westsibirien u n d S ü d ru sslan d , ja
die nördlichen Theile der Balkanhalbinsel und das ganze pannonische
Becken bis Wien ein zusammenhängender Wasserspiegel; in C en tralasien
entsendete dieses Meer eine weite Auszweigung durch den dsuu-
garischen Canal in das Tarymbecken u n d die je tz t von d er Wüste Gobi
eingenommene Gegend, eine Auszweigung, die bald zum Binnenmeer
wurde u n d als H a n -h a i b ek an n t ist. Von den Ufergegenden jenes
H a n -h a i fü h rte in je n e r Zeit n u r eine zusammenhängende L andverb
in d u n g nach dem Westen d u rch Persien und längs d er afrikanischen
Küste bis nach d e r pyrenäischen Halbinsel hin. Sie wurde begrenzt
von Norden h e r einmal durch das Meer des pannonischen Beckens und
d ann durch das Mittelmeer, zwischen denen wohl eine verhältnissmässig
schmale Landcommunication au f d er Balkanhalbinsel gegen Norden zog.
Italien war von Sicilien geschieden, dieses dagegen mit dem südmediterran
en K ü sten lan d (der jetzigen afrikanischen Küste) in Zusammenhang.
Die das Han - hai umgebenden centralasiatischen Küstenländer
müssen, wie uns R i c h t h o f e n le h r t, I ., S. 102 ff. schon damals ein
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