Sangen door verscheyde Au th eu ren “ bereichert, bei C o r n e l i s D a n -
k a r t s z zu Amsterdam erschien. Dieser Anhang stellt eine Sammlung
von Spottgedichten und Gesprächen d a r , die sich auf den Gegenstand
beziehen, aber sowohl der Form als dem In h a lt nach verhältnissmässig
geringwerthig erscheinen. Ausserdem enthält er die verkleinerte Re-
production eines 1637 erschieiieuen Spottbildes, welches auch viel später
noch einmal (1720) in die Sammlung „H e t groote Tafereel der Dwas-
heid“ aufgenommen worden ist. Dieses Spottbild, dessen Originalausgabe
ich bei Herrn K r e l a g e gesehen habe, trä g t den Titel: „Flora e s
Gecks-kap Afbeeldinge v an ’t wonderlijcke ja e r 1637 doen d ’eene Geck
d ’ander uytbroeyde, de Luy rijck sonder goet en wijs sonder verstand
waeren.“ In einer grossen, vorn offenen Narrenkappe tagt, als in einem
Zelt, eine Comparitie (das Wort, heigeschrieben, will besagen: Tulpenbörse).
Dahinter zieht einerseits Flora (durch Bcischrift kenntlich gemacht)
auf einem Esel ab, von Leuten mit Stöcken bedroht. Auf der
anderen Seite stehen Männer in feiner und in abgerissener Kleidung,
über die ein mit Flügeln und Hörnern versehener in einer Hand eine
Sanduhr haltender Teufel eine lange Stange aus s treckt, an der eine
kleine Narrenkappe und d a ru n te r eine Menge Papiere — werthlos gewordene
Kaufbriefe über T u lp e n— baumeln. Im Vordergründe werden aus
Körben und Schubkarren die Tulpenzwiebeln au f den Kehricht geworfen.
Eine dritte Ausgabe, genauer Nachdruck der zweiten, ist endlich
1734 in Harlem bei J o h a n n e s M a a r s h o r n herausgekommen, nach der
Vorrede ausdrücklich, um bei den damals ausserordentlich gestiegenen
Hyacinthenpreisen als Warnung vor einer neuen Auflage des Blumenschwindels
zu dienen. In deutschen Bibliotheken scheinen diese t ’Samenspraecken
nicht vorhanden zu sein, auch in British Museum habe ich
sie vergeblich gesucht, dagegen finden sich alle drei Editionen, und die
dritte sogar in zwei Exemplaren, in der treifliehen Sammlung des
Herrn E. H. K r e l a g e in Harlem. Auf eines dieser Exemplare der
dritten Edition, welches mir der Besitzer freundlichst für längere Zeit
zur Verfügung stellte, beziehen sich die hier gegebenen Citate. Bei
S a u t y n K l u y t finde ich ein Exemplar der zweiten Edition aus der
königlichen Bibliothek im Haag, ein solches der dritten aus der Bibliothek
der Maatsch. d. Nederl. Letterkunde in Leiden, und ein ebensolches
aus der königlichen Bibliothek im Haag erwähnt, wobei bemerkt
wird, dass diese beiden letzteren nicht ganz genau miteinander übereinstimmen.
S a u t y n Kl u y t , * S. 8.
Es haben sieb übrigens von dieser Gelegenheitslitteratur aus der
Zeit des Tulpenschwindels auch noch einige andere nicht in die Sammlung
Floraes sötte hollen aufgenommene Stücke erhalten, die im L itte ra turverzeichniss
unter Anon.®,*,®,®,*®,**,** aufgeführt, da sie keine grosse
Bedeutung besitzen, hier nicht weiter besprochen zu werden brauchen.
Nur an einem überaus seltenen Flugblatt möchte ich nicht Vorbeigehen,
welches auch S a u t y n - K l u y t , * S. 14, nach F r e d e r i k M ü l l e r erwähnt,
ohne es indess gesehen zu haben. Ein Exemplar desselben findet
sich in E. H. K r e l a g e ’s Sammlung zu Harlem. Es ist ein Kupferstich
in ziemlich grossem Format, dem ein langes Spottgedicht heigefügt ist.
Unter dem Bild steht als Motto das Folgende: „ d e Mallewagen alias
het Valete der Bloemisten — Ofte voor windt uittocht nae Kales en
Reye uit om in vloet te versuypen.“ Auf dem von S a u t y n - K l u y t
citirten Exemplar scheint nach seiner Reproduction die Beischrift, obwohl
gleichen Sinnes, doch etwas anders zu lauten, nämlich : ,,Ne sutor
u ltra crepidam, ofte Floraes W in d t-W a e g h e n , verg. met haer sotte
Kinderen seylende uyt Holland naer Calis.“ Ein Wagen, nach Art
einer Chaiselongue gestaltet, und durch ein an einem Mast befestigtes
Segel vom Wind bewegt, träg t Flora und einige opulente, aus langen
Spitzgläsern trinkende Floristen, die mit Tulpen bekränzt sind. Flora
selbst h ä lt drei Tulpen in der Hand, denen die Namen „Semper Aug.“ ,
„General Bol“ und „A dm ira l van H o o rn “ beigeschrieben sind. Ein
Vogel fliegt davon, daneben steht „ydel hope“ . Auf dem Boden vor
dem Wagen liegen zahlreiche Tulpen mit beigeschriebenen Sortennamen.
Viel Volk läuft h in te r dem Wagen her, daneben s teht: „wy willen met
vae ren“ . An den Tauen, die den Mastbaum halten, hängt ein kle tte rnder
Affe, der auf die im Wagen befindliche Gesellschaft scheisst. In
den Ecken des Blattes befinden sich kleinere Bildchen mit Unterschriften,
nämlich: I. „Pottebackers Hof“ , Darstellung einer Besichtigung der
Tulpen im Garten. II. und III. „Comparitien der Blumisten in Hoorn
und in Haa rlem.“ IV. „Als is geschieden sotte daet, so word gesocht
en wysser ra e t.“
Der Autor des Bildes ist nicht angegeben, wird aber wohl der
Maler H e n d r i k P o t gewesen sein, der nach B u r g e r , Musées de la
Hollande, Paris 1858— 1860, von 1633—1639 Schützenlieutenaut in
Harlem war. Denn die Gallerie dieser Stadt h a t ganz neuerdings aus
Privatbesitz ein Oelbild von seiner Hand erhalten, welches, wesentlich
mit unserem Stich übereinstimmend, n u r in Details abweicht. Die
Narrenanzüge der Floristen sind grün und roth h a lb i r t , die Tulpen in
Floras Hand sind in den Farben gehalten, wie sie den auf dem Stich
beigeschriebenen Namen entsprechen. Es fehlen die Eckbilder, die
Blumeukräuze der Floris ten, die Tulpen auf dem Fusshoden und endlich
der in den Tauen kletternde Affe.
Es giebt schliesslich auch un te r dem blauen Delfter Steingut
Schüsseln mit Darstellungen, die sich auf die Tulipomanie beziehen.
Mein College, Prof. F o r s t e r , sagt mir, dass er solche in der Sammlung
des Amsterdamer Museums gesehen. Ich selbst habe, bei einem
allerdings kurzen Aufenthalt daselbst, vergeblich nach denselben gesucht.