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Wenn man aber dann die einfarbigen, sogenannten Couleurs oder Ex-
pectanten weiter cu ltiv ir t, so verändern viele davon mit der Zeit ihre
Farbe, nehmen schöne Panachirungen an und ergeben neue gute Sorten.
Das kann nach zwei oder drei Jah ren erfolgen, kann aber auch in
einzelnen Fällen viel später eintreten. Nun giebt es aber u n te r diesen
Muttertulpen Sorten, welche leicht, und andere, welche ü b e rhaupt nicht
oder uur schlecht parangoniren. So z. B. sollen es diejenigen, die am
Grund der Blumenblätter einen schwarzen Fleck nach Art von Tulipa
praecox oder Oculus solis zeigen, niemals thun, und sollen gute P a n a chirungen
n u r von solchen Pflanzen erwartet werden dürfen, bei welchen
der weisse, gelbe oder blaue Nagelfleck der Blumenblätter scharf gegen
die übrige Grundfarbe abgesetzt erscheint. Es lässt sich ferner schon
an der Muttertulpe erkennen, ob sie beim Parangoniren eine Bizarde
oder eine weissgrundige Flamande liefern wird. Letztere entsteht nämlich
n u r dann, wenn gar kein Gelb in den Farben der Blumenblattbasis
zu finden is t, wenn zumal auch deren inneres Gewebe weiss gefärbt
erscheint. Wo Gelb vorhanden, wird man unweigerlich eine
Bizarde erzielen, sobald die Pflanze p a ran g o n irt, und das auch dann,
wenn der unverletzte Nagel blau oder weiss erscheint, und die hellgelbe
Farbe erst beim Abkratzen der Epidermis zum Vorschein kommt. Auch
spitzblättrige Tulpen, die in den Samensätzen erscheinen, müssen, weil
sie diesen, den Schönheitsregeln nicht entsprechenden, Charakter constant
zu erhalten pflegen, gleich bei der ersten Blüthe ausgerissen und vernichtet
werden. Bis dahin sind die Angaben der älteren Autoren d u rch aus
kla r und übereinstimmend. Anders aber verhält es sich bezüglich
der Frage nach den Mitteln, die man anwenden soll, um das P a rau -
goniren zu beschleunigen. Da gehen die Ansichten sehr auseinander,
indem die Einen Verpflanzung in mageren Boden, Andere Urindüngung
an ra th en , wieder Andere meinen, Cultur in feuchtem Sandboden bestimmter
Orte, iu Holland, bei Braunschweig, wirke befördernd ein;
man sende sogar die Muttertulpenzwiebeln von weit he r an einen gewissen
Gärtner in Brüs se l, in dessen Gartenterrairi sie mit besonderer
Leichtigkeit zu parangoniren pflegten. Eine ganz bestimmte diesbezügliche
Notiz finde ich bei v. Br o c k e * S. 125, wo er sagt; „De r Gärtner
in dem medicinischen Garten in Braunschweig ha tte viele 100 Stück
Baguetten, welches einfarbige Mutterblumen waren; 1770 aber waren
die schönsten gestreiften Primobaguetten daraus geworden; hingegen
hatten seine Mutterblumen von denen Bybloemen noch wenig Streifen
zugelegt; mit der Zeit werden abe r solche auch schön werden. Wer
also einen Garten ha t, in welchem ein leichter sandiger Boden ist, der th u t
wohl, wenn er sich einige Hu n d e rt von denen Mutterblumen kommen lässt.“
Und ebenso ist es offenbar den alten Liebhabern höchst controvers
gewesen, von welchen Tulpensorten man den auszusäenden Samen zu
sammeln hat, um möglichst günstige Paraugonirungsresultate bei der
Progenies zu erzielen. Man vergleiche hierüber d ’Ar d e n e * S. 104— 105.
Die Einen schreiben vor, den Samen von einfarbigen, rothen, violetten,
aber nicht von gelben Tulpen mit dunkeln Staubgefässen und weissem
oder blauem Grund zu entnehmen, Andere ziehen weiss und roth p a n a chirte
oder weissblüthige als Samenträger vor. Diese letztere Angabe
geht auf Cl u s i u s * zurück, der S. 139 das Parangoniren in Kürze behandelt
und angiebt, er habe von einer weissen Frühtulpe, deren Samen
er selbst gesammelt und eigenhändig ausgesäet, nach fünf bis zehn
J a h re n weisse, gelbe und rothe, sowie auch panachirte Blumen erhalten,
von denen die gelben und rothen zumeist ihre Farben behielten, theil-
weise aber auch veränderten. Das le h rt uns denn auch unmittelbar,
dass auch die Türken das Geheimniss der Sortenerziehung wohl gek
an n t haben müssen.
Inwieweit nun alle diese Angaben zuverlässig sind, das müsste im
Einzelnen durch erneute Experimente geprüft werden. Dass sie aber,
in den Grundzügen wenigstens, zutreffen, davon habe ich mich durch
die Liebenswürdigkeit der Herren K r e l a g e in Harlem überzeugen
k ö n n en , die mir nicht nur mit ihren Erfahrungen zu Hülfe kamen,
sondern mir auch mit grösster Freundlichkeit eine eingehende Besichtigung
ih re r blühenden Tulpenfelder ermöglichten. Ich erfuhr zunächst,
dass Züchtung von Tulpen aus Samen heute in den holländischen
Etablissements wohl kaum mehr vorkomme, dass man aber überall genügende
Vorräthe einfarbiger Sorten besitze, die in gewöhnlicher Weise
durch Seitenzwiebelii vermehrt werden, und dass unte r diesen hier und
d a , besonders bei gewissen Sorten, neue panachirte Pflanzen durch
Parangoniren auftreten, die man, wenn sie der Mühe werth, isolirt und
als neue Sorten vermehrt. Da die betreffenden Muttertulpensorten zum
l ’heil schou lange, 50 und mehr J a h r e , bekannt s in d , so ergiebt sich
d a rau s , dass sie nicht bloss in den ersten J a h re n zum Parangoniren
neigen, dass dies vielmehr auch nach langer Zeit noch bei einzelnen
Individuen eintritt. Ich sah denn auch in den blühenden Sätzen dieser
Muttertulpen hier und da einzelne panachirte Blumen, aber stets nur
in geringer Zahl, oft n u r eine bis vier oder fünf. In weitaus den
meisten Sätzen jedoch fehlten dieselben gänzlich. Der Einwand lag
na türlich n ah e , das seien keine Pa rangonirungen, sondern einfach
panachirte Zwiebeln, die zufälliger Weise u n te r die anderen gerathen
und mit ihnen gepflanzt worden seien. Allein bei genauerer Einsmht
musste ich mich doch davon überzeugen, dass dieser Verdacht nicht
stichhaltig ist. Denn da aus geschäftlichen Gründen absolut peinlichste
Sortenreinheit erforderlich is t, werden alle Tulpensätze zur Blüthezeit
controlirt; um jegliches fremdartige Element daraus zu entfernen. Und
da zu dieser Zeit die Tochterzwiebeln noch fest mit der Mutter ver