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suchtesten und floristisch bestbekannten O rten , wie das Mädchen aus
der Fremde, ohue dass man sich Rechenschaft zu geben vermöchte,
woher sie gekommen. Das Merkwürdigste dabei ist aber ihre Vertheilung.
Der Mehrzahl nach nämlich finden sie sich gruppenweise beisammen in
der Nähe bewohnter Orte. Solcher Orte giebt es vornämlich d re i:
Florenz, .Bologna und St. Je an de Maurienne in Savoyen. Daran reihen
sich ein p a a r andere P u n k te a n , an welchen n u r einzelne von ihnen
auftauchen.
Die ersten von diesen Formen wurden 1822 von R e b o u l * bei
Florenz entdeckt, es waren Tulipa connivens und T ulipa stra n g u la ta
vor. Bouarotiana nach L e v i e r ’s® Nomenclatur.. 1823 folgten Tulipa
maleolens, se ró tin a , s tra n g u la ta var. vario p ic ta, neglecta (diese n eu e rdings
von L e v i e r zu Tulipa stra n g u la ta variopicta einbezogen [briefliche
Mittheilung, 7. Mai 1898]). 1839 beschrieb, wiederum aus derselben
Gegend, B e r t o l o n i * die Tulipa sp a th u lata, 1854 entdeckte P a r i a t o r e *
die Tulipa F ran so n ian a , die zuerst für die ähnliche Tulipa Didieri geh
a lten wurde. 1883 fand Ma r t e l l i die T ulipa Martelliana Lev, 1884
S o m m i e r die T ulipa Sommierii, L e v i e r Tulipa etrusc a u n d T ulipa
lu rid a. Und ganz - e rstau n lich is t, dass Tulipa connivens, maleolens,
serótina, sp a th u la ta , F ra n so n ian a , obwohl zu verschiedenen Zeiten bek
a n n t geworden, in u nm itte lb a rste r Nachbarschaft au f Aeckern des
Gutes ,,alle Rose“ beisammen verkommen; an einem Orte, an den die
Botaniker seit den ersten Tulpenfunden R e b o u l ’s alljäh rlich zu pilgern
pflegten. Wenn die Tulipa F ran so n ian a schon frü h e r d o rt gewesen
wäre, so h ä tte sie deren Blicken sicherlich nicht entgehen können.
F re ilich sind h e u te , wie mir Dr. L e v i e r de dato 15. J a n u a r 1897
s c h re ib t, nicht mehr alle diese Formen um Florenz zu bekommen,
Tulipa Martelliana und Sommierii sind verschwunden, letztere n u r noch
bei Prof. B e c c a r i im Garten in Cultur, s tran g u la ta var. Buonarotiana
ex istirt n u r noch im botanischen Garten zu F lo ren z , T ulipa serótina
h a t man in 30 Ja h re n n u r einmal blühen sehen und Tulipa etrusca
h a t im botanischen Garten, wo sie allein noch ex istirt, sich sehr wesentlich
verändert. Alle diese Tulpen lassen sich, wie gesag t, mit keiner
im wilden Zustand bekannten Art mit Sicherheit identificiren; immerhin
soll Tulipa s tra n g u la ta der griechischen Tulipa boeotica so nahe kommen,
dass L e v i e r ® S. 277 von le tz te re r sag t: „ fo rsan monente cl. B o i s s i e r
stirp s silvestris speciei sequentis, cui notis gravioribus arete affinis.“
Da ab e r für diese Zusammenstellung kein h isto risch er Anhalt besteht,
und ich die beiden fraglichen Pflanzen nie frisch g e seh en , muss ich
mich diesbezüglich jedes U rth eils en th alten . Im Uebrigen mag d a rau f
hingewiesen sein, dass manche, wie T. connivens, s tran g u la ta , neglecta und
ebenso die spä ter zu erwähnende T ulipa B illie ttian a den Habitus d er
Gartentulpen in eminentem Maasse an sich tragen.
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Bei Livorno und bei Genua h a t man bisher n u r die Tulipa maleolens
gefunden. Bei Lucca wachsen Tulipa maleolens und Tulipa connivens,
ausserdem aber ist von d o rt seit 1860 die merkwürdige rosenroth
blühende Tulipa Beccariana Bichi bekannt, die, wie sich später h e rau sgestellt
h a t, d er Tulipa saxatilis Sieb, von Cap Malea in Greta so nahe
steht, dass sie n u r d u rch im Verhältniss zur F ruchtknotendicke schmäleres
Stigma und d urch eine etwas andere Form der Filamente u n te rschieden
ist (Levier® S. 287). Sie gehört zur Verwandtschaft der Tulipa
silvestris, v erb re ite t sich durch Ausläuferhildung wie diese, lässt sich
ab e r schon in sterilem Zustand an der saftig g rü n en , nicht glauken
F ärb u n g d er B lä tte r von allen anderen mir bekannten Tulpen unterscheiden.
Wie es Tulipa silvestris an manchen Orten th u t, h a t sie , wenigstens
in Ita lien und sonstwo au sserhalb ih re r Heimath, die Eigenschaft, n u r
selten und in einzelnen Exemplaren zu blühen. B e c c a r i , der die
Pflanze in seiner Villa bei Florenz c u ltiv irt, sagt m ir, dass er a lljä
h rlic h höchstens eine oder zwei Blumen derselben bekomme, obgleich,
wie ich mich selbst überzeugen k o n n te , ein b lättrig e Individuen
genug vorhanden sind. Im S tra ssb u rg er Garten wurde eine Anzahl
d urch B e c c a r i ’s Güte e rh alten e Tulpenzwiebeln gepflanzt; Alles was
b ish e r davon b lü h te , war T. Sommierii; die echte T. Beccariana h a t
bisher noch wenig F o rts ch ritte gemacht. Bezüglich ihres V e rh ältnisses
zur Tulipa saxatilis d rü ck t sich Le v i e r® sehr vorsichtig aus,
sagt aber doch S. 287 „admodum similis p rio ri forsan a monachis via-
toribus ex insula Greta advecta et muta tis ch a ra c te rib u s subspontanea
facta. Stirps etru sc a indubie re c e n tio r, Michelio ig n o ta , cuius origo
b o tau icis, mutationes p lan ta rum p e rn e g a n tib u s , problema spinosum et
vix ex tric an d um “ . Die h ie r ohne Weiteres vorausgesetzte Aenderung
d er Gharaktere in Folge äu sserer Einflüsse giebt mir nun noch zu einer
weiteren Bemerkung Anlass. Ich zweifle durchaus nicht d a ra n , dass
die italienische Pflanze aus K re ta stammt und werde n achher dafür
einige Beweismittel heranziehen. Warum sollte aber n ich t am Gap Malea
die Pflanze in m e h re re n , wenig abweichenden Ragen vorhanden
sein, von denen zufälliger Weise n u r eine nach E uropa ü b e rfü h rt wurde.
Eine d a ra u f gerichtete Untersuchung des Originalfundortes könnte hier
allein entscheiden. Was nun die Einführungszeit u n se re r kretischen
Tulpe in E u ro p a b e trifft, so fä llt diese mit der d er Alttulpen vollständig
zusammen und wenn ich sie h ie r u n te r den Neutulpen aufführe,
so geschieht dies u u r, weil sie auf dem Gontinent e rst so spät als Acker-
pflanze gefunden worden ist. In d er T h a t bildet sie ein vermittelndes
Glied zwischen beiden Gruppen. T ulipa saxatilis ist nämlich, n u r wenig
sp ä te r als T u lip a Clusiana, in der ersten Hälfte des 17. Ja h rh u n d e rts
nach E n g lan d als Gartenblume in tro d u c irt worden, wie aus folgender,
von den Autoren, wie es scheint, übersehenen Stelle bei P a r k i n s o n *
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