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da ja die Tulpencultur in Europa schon um die Wende des 17. begonnen
und somit inzwischen eine Rückwirkung auf die Türken s ta t t gehabt
haben könnte. Es ist das aber doch ausserordentlich unwahrscheinlich.
Denn es scheint ausgeschlossen, dass ein echter Türke in
jener Zeit dergleichen von den Ungläubigen übernommen haben sollte;
es müsste denn ein Renegat gewesen se in, der von früherer Zeit her
europäische Einwirkungen festgehalten hätte. Nun führt aber unser
L a l é z a r i ausdrücklich S. 14 a n , dass die Tulpen bei Kennern sehr
hoch stehen, „dass viele in der F lu r des Verlangens nach ihnen begriffen
sind“ , er giebt eine Anzahl älterer Namen, z. B. S. 16 „M ih ir
Suleimani des verstorbenen S u l e im a n A g h a “ und redet S. 28 von
,,ehemaligen Blumenkenuern“ , die das Bewässern untersagt haben, so
lange die Schwänze noch in der Kehle stecken (d. h. so lange der Trieb
noch nicht über die Zwiebel hervorgetreten ist). Und bei Besprechung
der Narcissen sagt er S. 37: „Ein ig e alte Lehrer haben gesagt, dass
man die gelbe Narcisse alle drei J a h re einmal ausheben müsse“ . Das
Alles spricht da für, dass ihm frühere türkische Schriften über die
Zwiebelcultur Vorlagen, die wir nicht mehr k ennen, dass er also auf
alttürkischem Boden fusste, und dass von diesem sowohl die Namen als
die Schönheitsregeln abzuleiten sein werden. Nun braucht man aber
bezüglich beider durchaus nicht an eine directe einfache Uebertragung
ins Abendland zu denken, es ist vielmehr wohl möglich, dass man dort
n u r ganz im Allgemeinen von der Existenz einer solchen Nomenclatur
und solcher Regeln erfahren u n d beide dann in analoger Weise sich
selbst entwickelt habe. Aber jedenfalls muss festgohalten werden, dass
vor Einführung der türkischen Blumen in Europa dergleichen nicht
bekannt war , dass also nach dem hier Ausgeführten die Türken die
P rio ritä t dafür in Anspruch nehmen dürfen.
Bei Cl u s i u s * freilich findet sich von solchen Sortennamen noch
nicht die geringste S p u r , wohl aber 1614 bei P a s s a e u s , * wo die
Tulpen nach ihren Eigenthümern bezeichnet werden, z. B. „Tulipa
Audreae de Helsdinge argéntea rubris maculis punctata, Tulipa Hugoni de
Goyer lutea, color ru bris flammis divisa“ ( s ic !). Dies wird wohl die spätere
„gemarmerde de Goyer“ sein. Und ähnliche Bezeichnungen sind auch
den Tulpen bei L a n g l o i s * auf Spruchbändern beigeschrieben, aus
denen man die Namen der ältesten Tulpenliebhaber Hollands kennen
lernt. Die Entwicklung der Mode knüpft iiaturgemäss an das Seltene,
Aussergewöhnliche an. Die meisten aus der Türkei bezogenen Tulpen
waren spitz b lä t t r ig , sie waren roth oder gelb, oder mit beiden Farben
geflammt. Es ist also durchaus begreiflich, dass bei der starken Zu nahme
der Cultur dieser Blumen die ra ren Sorten mit anderweitigen
Farbennüaucen, mit stumpfen, gerundeten Blättern bevorzugt und vermehrt
wurden, und dass es hald dahin kam, dass man gelbe und rothe
Tulpen für gemein und minderwerthig ansah. Es setzte sich so ein
Canon der Werthschätzung fest, der den Tulpen mit weissem Grund
und mit la ckrother oder violetter, scharf gezeichneter Streifung den
ersten Rang zuwies, die ja iu der That auch heute noch vor allen
anderen geschätzt werden. Wie ausschliesslich diese Geschmacksrichtung
die Niederlande beherrschte, das kann man aus den Bildern
der guten altholländischen Blumen- und Stilllebenmaler erkennen, auf
denen man kaum jemals andere als solche Tulpen antreffen wird.
Ein pium desiderium aller alten Autoren war vor Allem eine re in blaue
Tulpe, die indess trotz aller Anstrengungen nicht erzielt werden
konnte. L a u r em b e r g * sagt S. 123: „ I n t e r omnes colores flavae
et rubra e Tulipae minus aestimantur preciosae. Nam uti sunt copio-
siores, ita viliores. Albae non sunt in nullo honore. Multo nobiliores
variegatac et virides. Omnium rarissimae caeruleae“ . Und derselbe
Autor führt auf S. 118 aus, dass weder er noch irgend ein ihm bekannt
gewordener Schriftsteller je eine wirklich blaue Tulpe gesehen habe, und
lässt deutlich durchblicken, dass er an deren Existenz nicht recht
glaubt. Eine weitläufigere Transscription dieser Stelle h a t El s h ol t z . *
Es konnte nun natürlich, nachdem man so viele weiss- und golb-
grundige Sorten mit Panachirung in verschiedenen Farben erzogen und
benannt h a t te , nicht ausbleiben, dass man die Systematik aller dieser
Sorten durch Einführung von Gruppenbezeichnungen zu vervollständigen
suchte. Und wie sehr die Mode die Spättulpe bevorzugte, erkennt man
wiederum d a ran , dass dergleichen Gruppirungen n u r für diese, aher
durchaus nicht für die doch gleichfalls vielfarbigen praecoces durchgeführt
worden sind. Aus den Händen der Liebhaber hervorgegangen,
haben dieselben freilich etwas schwankendes, sie haben sich in verschiedenen
Culturländern in verschiedenartiger Weise entwickelt und
sind im Laufe der Zeit wohl auch einigermaassen verschoben worden.
Heute besteht eigentlich allein noch die holländische Nomenclatur; die
französische, die mit ihren barocken Namen „ p a l to t , morillon, agate,
ma rque trin e “ am weitesten abweicht, ist gänzlich verschwunden und
bietet kein weiteres Interesse. Ueberliefert ist diese uns nu r bei L a
C h e s n e e M o n s t e r e u x und ein pa a r Nachdrucken desselben, die man
bei d ’Ar d e n e * S. 33 besprochen findet. Ich kenne das Werk von L a
Ch e s n e e selbst nur aus der deutschen Uebersetzung eines dieser Nachdrucke
in H e i n r i c h He s s e n s * Gartenlust.
In Holland unterscheidet man heute: 1. Einfarbige oder Muttertulpen
(französisch couleurs ); 2. buntfarbige oder gebrochene (französisch
parangonirte). Unter diesen giebt es zwei Hauptsorten, nämlich die
Bizarden mit gelbem Grund und verschiedenfarbiger Panachirung, und
die Flamandes, die weissgrundig sind und, wenn die Panachirungsfarbe
violett, als Bybloemen, wenn sie roth, als „R o s e s “ bezeichnet werden.
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tu
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