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eingetreten zu sein, die etwa um 1720 ihren Anfang nahm, jetzt aher
hauptsächlich die gefüllten Hyacinthen betraf. Man scheint nach dem
Wenigen, was wir darüber wissen, und was man bei S a u t y n -K l u y t *
zusammengestellt findet, recht nahe an einen zweiten Blumenzwiebol-
schwindel herangekommen zu sein. Als Warnung davor ist ja gerade damals
die dritte Auflage des G a e r g o e d t und W a e rm o n d t herausgekommen.
Ueberliefert wird, dass für eine Hyacinthenzwiebel 2200 ii. bezahlt,
für eine andere 4000 fl. verlangt wurden. Da wird man sich denn nicht
wundern, wenn auch die Tulpen wieder kostbarer wurden, wie aus einer
Stelle bei R i c a r d , * aus dem J a h r 1723, hervorzugehen scheint, wo es
heisst: „Cependant cette manie pour les fleurs n ’est pas si bien passée
q u ’il n ’y a it encore des amateurs qui donnent de bonnes sommes pour
une belle tulipe et il n ’y a pas encore trois mois, qu’étant chez un
fleuriste de Harlem il m’ofi'rit de me faire voir un oignon de tulipe
duquel il avait payé lui même 600 florins.“ Ob freilich der Mann
nicht etwas aufgeschnitten, können wir nicht beurtheilen.
Eben dieser Zeit gehört auch das von Bl a i n v i l l e * überlieferte
Histörchen von dem Herrn M a t t h e w s an , der wegen Diebstahls von
Tulpenzwiebeln in einer holländischen Stadt vor Gericht gefordert, von
seinem Freunde B l a i n v i l l e n u r mit Mühe und beträchtlichem Geldaufwand
befreit werden konnte, der dann au f des Klägers Haupt feurige
Kohlen sammelte, indem er ihm bewies, dass die von ihm eingesteckten
Zwiebeln alle von einer Fliege angestochen seien, und ihn darüber bele
h r te , wie er diese Diptere vernichten müsse, um eine gefährliche
Zwiebelkrankheit aus seinen Tulpenfeldern zu entfernen. So schön nun
auch dieses Histörchen geschrieben, so instructiv die Wechselreden dos
He rrn Ma t t h e w s und des amtirenden Bürgermeisters sich erweisen,
sobald es sich darum hand e lt, die Anschauungen der Gebildeten jene r
Zeit (um 1709 oder 1710) kennen zu le rn en , so ist doch nicht d aran
zu zweifeln, dass es e rfunden, oder doch lediglich behufs Darstellung
des Entwicklungsganges der Diptere in einer angenehmen Form, unte r
Aidehnung an geringfügige thatsächliclie Unterlagen, zusammengestellt
ist. Diesem Eindrücke konnte ich mich, nachdem ich die ziemlich lange
Geschichte ein pa a r Mal aufmerksam gelesen, nicht mehr verschliessen,
denn es musste ausserordentlich auffallend erscheinen, dass der H e r r
Ma t t h ew s im Tulpengarten selbst und anderen Tags an dem mitgenommenen
Material die gesammte Entwicklung des Insectes, von der
Eiablage bis zur Imago, in n a tu ra zu demonstriren in der Lage is t;
uud weiter machte auch der Umstand stutzig, dass ich in allen älteren,
von den Tulpen handelnden Schriften, von einer Krankheit der Tulpenzwiebeln
, die der hier geschilderten entsprochen h ä t t e , nichts finden
konnte, obschon die Autoren, zumal der genaue Ar d e n e , * die ihnen
bekannten Krankheiten doch sorgfältig registriren.
Bei einer Durchsicht der L itte ra tu r über Pflanzenkrankheiteu fand
ich nun keine andere Diptere ähnlichen Verhaltens als den Merodon
Narcissi, der aber u u r die Narcissenzwiebelu befällt, und He rr E. H.
K r e l a g e , mit dem ich die Sache besprach, theilte mir mit, dass dieser
Merodoii stets vernichtet werden müsse, da er immer wieder mit Ta-
zettenzwiebeln aus Marseille in Holland eingeschleppt werde, dass aber
von einem die Tulpe bewohnenden derartigen lusect keinem Blumenzüchter
das Geringste bekannt sei. E r zweifelt nicht, dass cs sich in
der uns beschäftigenden Historie lediglich um eine Combination dieser
Narcissenkrankheit mit der holländischen Werthschätzung der Tulpen
handle, die aus lehrhaften Zwecken miteinander verbunden worden seien.
Was nun aber die in dieser Geschichte mitgetlieilten o Preise anlaneO t,"
auf die es uns hier hauptsächlich ankommt, so sind diese unverdächtig.
Und da werthete der Kläger die drei gestohlenen Zwiebeln zu je 5 £
englisch, und eine der besten Sorten, die er im Garten h a t te , zehn
Guineas, was immerhin für eine Zwiebel eine anständige Summe ist.
J a selbst bis in dieses J a h rh u n d e r t hinein sind enorme Preise für
Tulpenzwiebeln verlangt worden, wenn man den Angaben L i p p o l d ’s*
Glauben schenken darf, der da angiebt, um 1800 in den Catalogen der
Holländer Zwiebeln zu 600—800 fl. angesetzt gesehen zu haben, der
ferner mitthe ilt, dass 1824 in Lille der höchste Preis einer Zwiebel
150 Franken gewesen sei. Auch bei J. S l a t e r * finde ich die Notiz,
dass eine Sorte, L o u i s XVI , im J ah re 1792 in den holländischen
Catalogen pro Zwiebel mit 25 £ angesetzt gewesen sei.
Heutigen Tages freilich sind die Tulpen so wenig mehr in Mode
uud We rthschä tzung, dass man in Deutschland z. B. wirklich schöne
Roses und Bybloemen übe rhaupt n u r selten zu sehen bekommt.
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III. Schlussbetrachtungen.
Es h a t sich bei der Betrachtung der Gartentulpe und ihrer Geschichte
iu zweifelloser Weise L e v i e r ’s Ansicht bestätigt, wonach eine
Tulipa Gesneriana überhaupt als Species gar nicht existirt. Wir sahen,
dass dieser Name nichts anderes als einen Sammelbegriff für zahlreiche
iti den Gärten cultivirte Tulpeiisorten unbekannter Herkunft darstellt,
wie wir sie aus der Haud der Türken erhalten haben. Da erhebt sich
denn die Fi^age, woher die Türken ihre Culturtulpen bezogen haben,
ob eine wild wachsende Stammform der Tulipa Gesneriana, der Garteu-
tulpe, nachweisbar is t ; und welche der im Vaterland bekannt gewordenen
Arten als solche bezeichnet werden darf, Es ist diese Frage von Re g e l *