.r LI.
■ ? ,
.r
i i
leiseste Anhaltspunkt vorliegt, der d a rau f deutete, dass sie diesen Völkern
von auswärts zugeführt worden wäre. So begreiflich uns ein directer
Connex der Senaiten, Egypter und Arier erscheinen mag, deren Gebiete
von je h e r in Berü h ru n g g estanden, so wenig wahrscheinlich dürfte es
sein, dass in jenen zurückliegenden Epochen der hauptsächlichsten B ro tfrüchte
eine von d o rt aus nach dem isolirten, zu L and d urch weite
Wüsten und Steppen geschiedenen, zur See n u r au f weitem Umweg e r reich
b aren China g ebracht worden sein sollte, nach einem Land, welches
im 18. J a h rh u n d e rt a. Chr. n. bereits die künstlerisch vollendeten
bronzenen Tingvasen herzustellen vermochte, wie solche R i c h t h o f e n *
I., S. 369—370 abbildet.
Sobald mau ab e r n u n eine d e ra rtig e E n tleh n u n g d er chinesischen
Weizencultur aus dem Westen n ich t gelten lässt, wird man mit Noth-
wendigkeit zu der folgenden Alternative getrieben. Man muss dann
entweder annehmen, dass diese Cultur au f polyphyletischem Wege zweimal
an ganz verschiedenen Orten spontan sich entwickelt h at, dass die
wilde Mutterpflanze im Westen sowohl als in China v erb re ite t war, oder
dass die entfe rnt wohnenden Völker, die wir im Besitz derselben finden,
sie als ererbtes Gut aus der Vorzeit, aus früheren einander benachbarten
Wohnsitzen, in denen sie einmal entstanden w a r, mitgebracht haben.
Sehen wir z u , ob und inwiefern uns die neuere pfianzengeographische
Forschung Anhaltspunkte fü r die Entscheidung im Sinne d er letzteren
Richtung an die H and g ie b t, die zweifellos a p rio ri jedem denkenden
Menschen befriedigender erscheinen muss, als die erste, die doch eigentlich
nichts anderes als das W u n d e r p o stu lirt.
Da ergiebt sich d en n , wenn wir an das einzige noch im wilden
Zustand bekannte Glied des E u triticum stam m e s, das Triticum monococcum,
anknüpfen, dass wir Grund genug zu der Annahme haben, dass
es u rsprünglich g a r nicht an den F u n d o rten wuchs, au f denen wir es
heute finden, dass es mit grosser Wahrscheinlichkeit gewandert ist und
einen anderen Boden besiedelt als den, au f welchem es als Descendent
einer älte ren , u rsp rü n g lich e ren Stammsippe den Ursp ru n g nahm.
Die Aehnlichkeit, die zwischen vielen Bestandtheilen u nserer m itte leuropäischen
und solchen der m ed ite rran en F lo ra b e s te h t, die sich
d a rin ä u s s e rt, dass wir in beiden Gebieten dieselben Gattungen, n u r
mit anderen, einander vielfach n ahe stehenden, vicarirenden Arten vertre
te n sehen, h a t die Aufmerksamkeit der Botaniker schon seit lange
erregt. Aber e rst au f G rund d er neueren geologischen Forschungen ist
es gelungen, einige E in sich t in die Gründe dieser zunächst unverständlichen
Beziehungen zu gewinnen. Es ist E n g l e r ’s* grosses Verdienst,
diese, soweit es heute möglich, dargelegt und nach den verschiedensten
Richtungen u n te r Benutzung der Gesichtspunkte an d e re r Autoren, zumal
H e e r ’s* und C h r i s t ’s,* im Zusammenhang d a rg e ste llt zu haben. Die
v.y
nachfolgende resumirende Behandlung dieses für unsere Beweisführung
u nentbehrlichen Gegenstandes steh t wesentlich auf dem Boden des
E n g 1 e r ’sehen Werkes; dem mit dessen In h a lt v e rtrau ten Pflanzengeographen
wird sie vielleicht als überflüssig erscheinen. Da indessen
bei E n g l e r , dessen Darste llung nothwendiger Weise au f viele für uns
n ich t erhebliche Umstände eingehen und Rücksicht nehmen muss, die
Disposition des Stoffs es bedingt, dass man die einschlägigen Thatsachen
und Beweise in den verschiedensten Capiteln zusammensuchen muss,
so habe ich dennoch geg lau b t, die folgende Uebersicht n ich t u n te rdrücken
zu sollen.
Wir wissen, dass zu r Eocänzeit die Hauptmasse Europas F e stlan d
w a r , dass dieses F e stlan d im Süden von einem weiten Meer begrenzt
w u rd e , welches den a tlan tisch en und den indischen Ocean verband.
Fossile Pflanzenreste sind desswegen n u r spärlich und von verhältnissmässig
wenigen P u n k ten b e k a n n t, haben leider auch noch keine zusammenhängende
Behandlung erfahren. Im Allgemeinen trä g t indess
die Vegetation (Gelinden hei L ü ttic h , P a ris , Sezanne, Aix in Südfran
k re ich , Monte Bolca bei Verona) einen analogen C h a rak ter wie die
des heutigen tropischen Asiens. Tropische Baumformen: Ficus, Büttneria ,
Dillenia eocenica, Aralia, verschiedene Palmen und viele andere mögen
als Belege erwähnt sein. Dass dieser F lo ren ch a rak te r bis weit in den
Norden im Wesentlichen derselbe blieb, das lehren uns die etwas jü n g e ren
oligocänen Fossilfunde aus Mitteldeutschland und aus Ostpreussen. Im
Ganzen is t diese oligocäne F lo ra viel besser b ek an n t, sie ist an zahlreichen
F u n d o rten aufgedeckt worden, von denen h ie r die reichsten
erwähnt sein mögen, nämlich: ,,H ärin g in Tirol, Sotzka in Steiermark,
Sagor in K ä rn th en , Monte P rom in a in Dalmatien, Gargas, St. Zacharie
in d er Provence, Armissan bei Narhonne. Weite Gebiete des n ö rd lichen
und m ittle ren Deutschlands waren je tz t vom Meer bedeckt, das
eocäne Mittelmeer dagegen mag in seinem Bestand noch n ich t wesentlich
v e rän d e rt gewesen sein. Von der ursprü n g lich en F lo ra je n e r
Epochen haben sich bei uns n u r noch spärliche Reste e rh a lten , es sind
E n g l e r ’s paläotropische Elemente in der actuellen F lo ra des Gebiets;
etwas grösser ist deren Anzahl in d er Mittelmeerregion. Manche d e rselben
sehen wir h eutzutage aus dem nördlichen Gebiete dieses Areals
sich zurückziehen, wofür auf die bezüglichen Beobachtungen von M a r t i n s
(vergl. auch E n g i e r * L, S. 50) verwiesen sein mag. Als Beispiele solcher
Formen mögen g en an n t sein : Chamaerops, Myrtus, F'icus, Norium, Ana-
gyris, Ceratonia, Punica, Coriaria, Smilax (cf. E n g i e r * I., S. 49), aus
u n se re r F lo ra wüsste ich h eute als sicherstellbares Glied besagter Genossenschaft
n u r den Epheu anzuführen. Es ist h ie r nämlich grösste
Vorsicht g e b o te n , weil man n u r nach eingehenden Studien über die
einzelnen G a ttu n g en , die bislang noch fast feh len , ein bestimmtes U r-
I
I
I
I