r ii
■(. [■:
'f 51
' ' i i
i
S !
102 III. Schluasbetraclituiigeii.
Gegnern vurgebraehten Gründe zu überzeugen. E r ba t je tzt seine Anschauungen
erweitert, vertieft; dieselben haben an manchen Punkten
ganz wesentliche Modiiicationen erfahren. Die wichtigste von diesen
Verbesserungen besteht dar in, dass er sich überzeugt h a t , dass ausgebildete
Samen bei den Neotulipen zwar selten aber doch zuweilen Vorkommen,
S. 63. Im Anschluss daran sagt er dann: ,,n ’ y a - t - i l pas dans
ces apparitions soudaines se produisant toujours dans le voisinage
d ’autres tulipes (Anspielung auf das gruppenweise Vorkommen unserer
Formen) quelque chose qui fait penser à un rapport direct, à une
filiation, ou, pour le dire tout simplement, à une génération exceptionelle
pa r graines, survenant quelquefois après une longue période de générations
p a r voie végétative? On sa it que les plus belles tulipes de j a r din
ont été obtenues anciennement et s ’obtiennent encore p a r semis;
pourquoi le même phénomène ne se serait-il pas produit quelquefois
dans la n a tu r e ? “ Da er aber der frühe r citirten E l w e s ’sehen* Beobachtung
an Tulipa Kolpakowskiana gegenüber, und bei dem Umstand,
dass das Sporten der Garteiitulpe nach verschiedenen Richtungen hin
— man erinnere sich an das Parangoniren und an die Diebstulpen —
unzweifelhafte Iliatsacho is t , auch die Veränderungsmoglichkeit auf
vegetativem Wege anerkennen muss, so spricht er sich nicht näher
darüber aus, oh die Neotulipen auf dem einen oder dem anderen Weg,
oder aber auf beiden zu Stande gekommen sind. Dabei scheint er zu
der letzten Anschauung, der auch ich beipflichten möchte, zu neigen.
Sobald man nun auf dem Boden dieser von L e v i e r gegebenen, übrigens
noch durch das Experiment zur Gewissheit zu erhebenden, Darlegungen
steht, dann kann man sich mit ihrem Autor in keiner Weise verhehlen,
dass die Neotulipen Species, im alten Sinne des Wortes, keineswegs d a r stellen.
Denn die Constanz ihrer Charaktere ist in diesem Falle doch
n u r eine geringere, sie scheint uns um desswillen viel beträchtlicher,
als es wirklich der F a ll, weil die Vermehrung der Individuen in u n begrenztem
Maasse auf vegetativem Wege vor sich g eh t, die sexuelle
Reproduction mit ihren Varianten und Rückschlagsbildungen nu r selten
hinzukommt. Sporthildungen werden gewiss n u r in einzelnen und
seltenen Fällen auftre ten; sind doch solche an den in den Gärten gezogenen
Florentiner Tulpen, wenn wir von Tulipa Etrusc a abseheii, die
sich im Garten zu Florenz wesentlich verändert haben soll, kaum beobachtet
worden. Und wenn sie auftreten, so werden sie den Eindruck
der Constanz, den die betreffende Pflanzensorte hervorruft, nicht alte-
riren können, weil doch aus der Masse der sich in gleicher Weise,
reproducireiiden Zwiebeln nu r einzelne ausfallen, die dann als neue,
plötzlich aufgetretene Sorten erscheinen werden.
Diese Consequenzen, zu denen L e v i e r ’s Anschauungen bezüglich
der Speciesfrage fü h re n , sind nun auch andereu Autoren uicht entIII.
Schlussbetrachtungen.
I I t . !
gangen. So sagt z. B. P i l i et* von den Savoyischen Neutulpen S. 144
mit Recht: „L eu r constance actuelle, durâ t elle cent mille ans encore,
n ’a donc rien que de fort n a tu re l, puisque c’est eu réalité un seul et
même individu qui s ’étend pa r sa racine depuis le jo u r où une graine
a été transporté la où les Tulipes fleurissent aujourd hui.“ Und später
betont es ganz besonders F i o r i * S. 134, indem er meint: „La fissita
dei ca ra tte ri dei Tulipani campestri deve ritenersi piü come effetto della
loro sterilità, o mancata riproduzione pe r semi e conseguente propa-
gazione per via agamica, che della loro autonomia specifica.“ Seine
weiteren Ausführungen gegen L e v i e r können hier unbeachtet bleiben,
da sie hauptsächlich auf Nomenclatur fragen hinauslaufen und die binäien
Speciesnamen für unsere Neotulipen als unberechtigt zu erweisen streben.
Fis möge diesbezüglich die Bemerkung genügen, dass die binäre Nomenclatur
für solch’ feine Distinctionen, wie sie hier vorliegen, sich nicht
als ausreichend erweist, dass wir aber wohl mit L e v i e r am Besten
th u n , sie faute de mieux dennoch anzuwenden, indem wir uns dabei
der Ungleichwerthigkeit der in Rede stehenden Formen mit den Species
im alten Sinne stets bewusst bleiben.
Etwas besseres als die bestehenden Namen h a t eben, wie Le v i e r *
spä ter mit Recht ausführt, F i o r i nicht an deren Stelle zu setzen gewusst ;
seine Behandlung erweist sich im Gegentheil als eine reformatio in pejus.
Einen weiteren Schritt in der Entwicklung seiner Anschauungen
über die Abkunft der Neutulpen h a t L e v i e r » in seiner Monographie
gethan. Schon P i l l e t * ha tte den Standpunkt vertreten, dass diese,
soweit er sie aus dem Florengehiet Savoyens kannte, fixirte Kreuzungsproducte
seien. Dieses Moment, welches in seinen Schriften bis dahin
kaum erwähnt wurde, h a t L e v i e r nun in Betracht gezogen. Die 1883
neu aufgetretene Tulipa Martelliana erweckte ihm den Verdacht, sie
könne ein Bastard von Tulipa maleolens und Tulipa spa thulata sein. Die
Untersuchung ergab, in Bestätigung dieses Verdachtes, den für Bastarde
so häufig nachgewiesenen fuiictioiisunfähigen Pollen. Indem er diese
Studien auf die ganze Reihe der Florentiner Tulpen und viele andere
Alttulpen ausdehnte, konnte er zeigen, dass bei diesen letzteren durchweg
guter Pollen vorkommt, hier und da mit Spuren von unvollkommenen
Körnern unte rmischt, dass dagegen eine Anzahl vou Neotulipen
entweder schlechten oder mit einem grösseren Bruchtheil schlechter
Körner gemischten Pollen besitzt. Immerhin giebt er für einige von
diesen, nämlich für Tulipa maleolens, Etrusca und Sommieri, neglecta,
lurida einen „polleii parfait“ an. Leider fehlt die Untersuchung der
Gartentulpen verschiedener Sorten und Ragen; ich zweifle nicht, dass
auch hier die verschiedensten Abstufungen in der Vollkommenheit des
Pollens sich gefunden haben würden. Mit Recht sieht L e v i e r in diesem
Verhalten des Blüthenstaubes ein Anzeichen hybrider Abkunft und sagt