
sch re ib t: „F e re typicam habeo ex Algeria sub Tulipa Celsiana; leg.
cl. Debeaux in agris ad „ F o r t N ational“ ; Ait- moussa ouä- oussa“ ,
so h a t sie vielleicht, was n äh e r zu untersuchen wäre, im dortigen Gebiet
eine Spur ih re r Wan d eru n g hinterlassen. Freilich könnte an d e re rseits
für diesen S ta n d o rt, zumal er „ in a g ris “ la u te t, auch wieder
rückwärts gerichtete Einschleppung maassgebend sein.
Dass die ganze hier versuchte Auseinandersetzung au f hypothetischen
Füssen steht und e rst zu beweisen wäre, ist ja von Vornherein
klar. Die sicherste Prüfung au f ihre S tichhaltigkeit würde zweifelsohne
ein genaues Studium der Verbreitung der gelben Tulpen au f d er Ba lkanhalbinsel
ahgeben, au f welcher möglicher Weise die Glieder d er Gruppe,
die den südlichen Wanderungsweg genommen, mit den auf dem nördlichen
gekommenen, wieder zusammengetroffen sein könnten. Leider werden
wir wohl noch lange au f eine solche Untersuchung warten d ü rfen , da
sie, der schwierigen Unterscheidbarkeit der Formen in trockenem Zustand
halber, vergleichsweise Culturen der lebenden Pflanzen verschiedener P ro venienz
erfordern würde.
Die ro th und b u n t blühenden Tulpen sind in E uropa bis zum
Ja h re 1559 zweifellos n ich t vorhanden gewesen, wennschon vielleicht
eine frühere Bekanntschaft mit denselben aus geringen Spuren gefolgert
werden könnte. Es befindet sich nämlich im Museo sta tu a rio des Vatikans,
in d er Sala a Croce greca ein antikes Mosaik, einen Blumenkorb
darstellend, u n te r dessen Blumen einige, nach übereinstimmendem U rth e il
verschiedener Botaniker und Laien, n ich t wohl etwas anderes als rothe
Tulpen darstellen können. Da diese indess in allen sonstigen antiken
Wandmalereien feh len , so muss man bezüglich ih re r Benutzung zur
Beweisführu ng sehr vorsichtig sein. Das betreffende Mosaik ist am
Ende des vorigen J a h rh u n d e rts , in irgend einer Villenanlage d er Roma
vecchia, etwa in der Gegend zwischen P o rta San Sebastiane und der
Cecilia Metella, gefunden worden. Inwieweit es g u t e rh a lten war,
weiss man n ic h t, es wird schwer zu sagen se in , ob die betreffenden
Blumen n ich t etwa d er H and des mit den Tulpen n a tü rlich e r Weise
v e rtrau ten re stau riren d en Künstle rs ihren Ursprung verdanken. Wie
leicht dergleichen bei solchen Re staura tionen sich ereignet, d afür bieten
die neuerdings, und zwar seh r gut, renovirten Mosaiken an den Obermauern
des Langschiffs von St. Apollinare nuovo zu Ravenna ein vorzügliches
Beispiel. Rechts und links sind h ie r zwei Processionen von
Heiligen in weissen Gewändern d a rg e s te llt, die der einen Seite sind
alle männlich, kommen aus dem Thore von Ravenna und ziehen Christus
entgegen; die der anderen kommen aus der Hafenstadt Classe, sind
weiblich und nahen sich der Ju n g frau Maria. Zwischen den Heiligen
stehen beiderseits Dattelbäume, auf der einen, weiblichen Seite, fru ch tbeladen,
au f der anderen ohne F rü ch te . Nun h a t der Künstler, bei der
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R e p a ra tu r d a rau f nicht achtend, einzelne F ru c h ttrau h en an den Bäumen
d er männlichen Seite h in e in g eb ra ch t, was botanisch o rientirten Beschauern
in der unangenehmsten Weise in die Augen fällt.
Sollten aber besagte Tulpen wirklich a n tik , und nicht etwa au f
dem eben angedeuteten Wege hinzugekommen se in , so muss noch ein
weiterer Umstand in B e tra ch t gezogen werden. Mosaiken wurden im
römischen Reich, auch au sserh alb Roms, gewiss in vielen Gressstädten, wie
A lex an d ria , Antiochia, Damascus h e rg e ste llt; sie werden von den Besitzern,
im F a ll sie werthvoll waren, gewiss von einem Ort zum anderen
mitgenommen worden sein. Es könnte also das in Rede stehende Kunstwerk
z. B. im östlichen Kleinasien oder Syrien entstanden se in; dann
würden die ro th en Tulpen au f demselben, da sie in jenen Gegenden
zu den gewöhnlichen Feldblumen gehörten, n ic h t Wunder nehmen
können. Ich bin leider, seit ich auf das in Rede stehende Mosaik aufmerksam
gemacht wurde, n ich t mehr in Rom gewesen, und habe auch
keine Reproduktion desselben erlangen können. Andernfalls würde ich
die botanische Determination der übrigen mit d er Tulpe dargestellten
Blumen versucht haben. Denn es wäre möglich, dass aus dem Consortium
der in dem Korb vereinigten Blumen sich Gesichtspunkte ergeben
könnten die als Stützen fü r einen Schluss auf den Herste llungsort des
Werkes verwendbar wären.
Später sind freilich eine ganze Anzahl ro th e r Tulpen zu Burgern
u nserer F lo ra geworden. Man k an n dieselben mit F i o r i * vom h isto ii-
schen Gesichtspunkte aus in die beiden Abtheilungen d er Palaeo- und
d er Neotulipae zerlegen. Bei den e rste ren fä llt der Beginn der E in bürg
eru n g in Westeuropa, ähnlich wie bei Tulipa silvestris, in das
18. J a h rh u n d e rt, nachdem sie im 17. aus dem Orient als Zierden der
G ärten h e rü b e rg eb ra ch t worden waren; die an d e ren , die Neotulipae
tre te n plötzlich und u n v e rm itte lt in diesem unserem J a h rh u n d e rt e rs t auf,
ohne dass ü ber ih re H e rk u n ft irg en d welche litte ra risch e Daten vorlägen.
In e rste r Linie s te h t u n te r den Alttulpen die zierliche Tulipa Clu-
siana DC, die heutzutage einen sehr weiten Verbreitungsbezirk bewohnt,
d er von Südpersien (Schiraz) und Syrien durch den griechischen Archi-
pelagus, Ita lien (Florenz, Lucca), Südfrankreich, bis nach Spanien und
P o rtu g a l reich t. In n e rh a lb dieses Bezirkes aber sind die einzelnen
F u ndorte , an welchen sie in der Regel ausserordentlich häufig vorkommt,
sehr z e rstreu t u n d vereinzelt. Um Florenz, wo sie heute, und schon zu
R e b o u l ’s Zeit (1822), zu den häufigsten Blumen gehört, war sie,
als Mi c h e l i seinen Catalogus schrieb, durchaus noch nicht vorhanden.
Je tz t wächst sie in Toscana noch ausserdem bei L u cc a, Pisa und Sar-
z a n a , aber an jedem dieser Orte n u r in einer bestimmten Localität.
( C a r u e l , 3 yergl. für die Fundortsnachweisungen Bake r*, S. 281 und
B o i s s i e r IT. Gr.). Dank den ausführlichen Mittheilungen des Cl us i us , ^
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