wie anderseits ein erwünschtes Brennmaterial darbietet, mit
dem sie ihre Herde, ihre Backöfen, ja sogar ihre Kalköfen
zu heizen im Stande sind.
Doch ist dieser kugelige Noli tangere nicht der einzige
Strauch, der sich im Dürrlande bemerklich macht. In seiner
Gesellschaft finden sich namentlich noch das mit ihm in der
knürpsigen Gestalt wetteifernde Galium suberosum S m. e t
S i b t h . , Thymelea hirsuta E n d lic h e r , Ononis antiquorum L .,
B a llo ta in te g rifo lia B e n th ., S a tu r e ia Tymbra L . , , und viele
andere kleine niedrige Sträuchlein aus der Familie der Labiaten
und der Asperifolien.
Mit Ausschluss des Culturlandes repräsentirt daher das
Dürrland oder die Trachiotis so eigentlich unsere nordischen
Grasflächen und Matten : es ist aber dabei hinzuzusetzen, dass
selbst die Cyprioten die Trachiotis als eine steinige Fläche
oder rauhe Halde charakterisiren, die immerhin stellenweise
noch einer Cultur fähig ist.
So wie aber unsere Wiesen verschiedene Formen annehmen,
je nachdem sie sumpfige Niederungen oder luftige
Anhöhen und Berglehnen bekleiden, so nimmt auch hier das
wenig anziehende Dürrland einen verschiedenen Ausdruck an,
wenn es von der rauhen Conglomérat- und Grobkalkunterlage
in den Mergelkalk, in Sandstein oder Aphanit übergeht, wenn
sich das Terrain erhebt, eine Neigung annimmt und so minder
grellen und andauernden Einflüssen von Aussen unterworfen
wird. Der Grieche in Hellas hat wie bereits bemerkt
diese mageren Bergweiden, die ihm seine zahlreichen Schaf-
und Ziegenheerden fast das ganze Jahr hindurch unterhält,
Trockenhügel (Xerovuni) genannt. Sie kommen unsern Bergmatten
am nächsten, und fehlen auch in Cypern nicht.
Dahin möchte ich vor allen ändern die Abdachungen des
südlichen centralen Gebirgsstockes rechnen und insbesonders
die dem Meere zufallenden weit ausgedehnten Höhen, nichts
desto weniger aber dabei die nördlichen und östlichen Abdachungen
desselben Gebirges davon ausschliessen. Auf
diesem mehr freien und luftigen Boden tummeln sich mancherlei
Kräuter und Straucharten bald höheren bald niederen
Wuchses herum und geben dem Pflanzenkundigen ein reiches
Feld der schönsten Blumenlese.
Hier drängt sich der niedliche Thymus B illa rd ie ri Boiss,
ein Bruder unseres Alpen-Thymus (Thymus alpinus L.) an die
blaurothen Blüthenähren der L av an d u la Stoechas L. und die
prachtvollen weiss und roth bemalten Büsche des lieblichen
Lithospermum hispidulum Sm. et S ib th ., gesellen sich den bescheidenen
grauen Sträuchlein der Thymelea Tartoneura All.
Zahlreiche C iströ sle in , darunter die cretische Cistrose (Cistus
creticus) bedecken meilenweit den Boden. Ein ganzes Heer
von zartblätterigen Kräutern sucht unter ihren zwar kleinen
aber ausgiebigen Schatten Schutz. Ich nenne hier nur Po a
persica T rin ., P. hulbosa ß v iv ip a r a L., V a le rian e lla echinata
D. C., Campanula drahaefolia Sm. et L i b th . , G a rid e lla Nigel-
lastrum L., T u b u la ria v a r ia b ilis W i 11 k., mehrere Cruciferen wie
Arabis v e rna R. B r., Th laspi p erfoliatum L., A rab is T h a lian a L.,
einige Papilionaceen so wie einige Orchideen. Manche Stellen
wimmeln von S a lb e i (S a lv ia ) Quendel, Mayoran (Origanum Majo-
rana L.), Teucrium Polium L. und ändern duftenden Kräutern,
die weit umher die Luft mit Wohlgeruch erfüllen und der
Insel nicht umsonst seit undenklichen Zeiten den Beinamen
der duftenden («JraJ^s) ertheilten.
Der Beschaffenheit nach dem Dürrlande eigen, jedoch
durch die Massenhaftigkeit seiner krautartigen Theile von
jedem seiner Erzeugnisse verschieden ist ein Staudengewächs,
das die Einwohner der Insel allgemein Anatriche s ^gleichsam
„Gretchen in der Staude“ nennen. Es ist eine anderthalb
bis zwei Mann hohe Umbellifere — E e ru la communis D. C., v a r.
Anatriches Ky. — mit anderthalb Zoll dickem Stengel und
grossen vielfach bis in haardünne Theile zerschlitzten Scheiden-
blättem und breiten zusammengesetzten gelbblühenden Dolden.
Sie kommt immer gesellig vor, verlangt einen lockeren sandigen,
wenngleich humusarmen Boden, in dem sich ihre klafterlangen
2—3 Finger dicken Wurzeln ausbreiten können.
Pflanzen der Art in Gruppen vereint geben der Landschaft
ein ganz fremdartiges Aussehen, so dass man diese
Vegetation, wo sie ganze Strecken einnimmt, mit einem kleinen