Ueber die allgemeineren Verhältnisse dieser speciellen
Untersuchungen lassen sich die vorgenannten Herren Bearbeiter
dieses Materiales in folgender Weise vernehmen.
„Die Foraminiferenfauna von Larnaka erhält einen sehr
auffallenden Charakter durch das ungemeine Vorwiegen der
Miliolideen, wie man es in diesem Grade nur sehr selten beobachtet.
Ganz auf ähnliche Weise kehrt es jedoch in den
wohl gleichalten jüngsten Schichten der Insel Rhodos wieder.
„Von den oben aufgezählten 58 Arten gehören 45, mithin
beinahe 78 Procent den Miliolideen an. Ebenso auffallend
ist der gänzliche Mangel der Rhabdoideen und Cristellarideen
die in ändern Tertiärschichten eine so reiche Fülle enthalten,
so wie das beinahe vollständige Fehlen der Textilarideen.
Am reichlichsten durch Arten versehen, sind die Gattungen
Triloculina (21 Sp.) und Quinqueloculina (16 Sp.), und diesen
zunächst Spiroloculina (4 Sp.) und Biloculina (3 Sp.). Den
grössten Reichthum an Individuen bieten d a r : Spiroloculina
excavata d’O rb ., Triloculina gibba d’O rb ., Triloculina Ungeri
n. sp., Triloculina multicostata n. sp., Quinqueloculina triangu-
laris d’Orb., Quinqueloculina obtusa n. sp., Asterigerina planor-
bis d’Orb., var. obtusa, Rosalia viennensis d’Orb. und Polysto-
mella crispa L am ., welche mithin der gesammten Foraminiferenfauna
ihren eigenthümlichen Charakter ertheilen. Aus
demselben ergibt sich aber zugleich, d a s s di e S c h i c h t e n
v o n L a r n a k a i n e i n em M e e r e s t h e i l e v o n g e r i n g e r
Ti e f e s i c h a b g e l a g e r t h a b e n . Es fehlen zwar die dem
seichten Wasser eigenthümlichen Amphisteginen und Heterosteginen,
dagegen sprechen aber Polystomella crispa, Rosalina
viennensis, Asterigerina planorbis und ein grösser Theil der
Miliolideen deutlich für eine geringe Tiefe des Meeres, in
welchem sie lebten. In vollkommenem Einklänge damit steht
nebst dem reichlichen Auftreten von Bryozoen der vollkommene
Mangel der Tiefwasserformen, der Rhabdoideen, Cristellarideen,
Sphäroidineen und besonders der Globigerinen.
Die die letzteren beständig begleitende Orbulina universa hat
sich nur in sehr wenigen Exemplaren gefunden, ohne dass
ich (Reuss) im Stande gewesen wäre, auch nur eine Globi-
gerinenschale zu entdecken.
,Der beinahe durchgehends sehr schlechte Erhaltungszustand
der meistens sehr abgeriebenen Foraminiferenschalen,
der die Bestimmung der Arten wesentlich erschwert, ja oftmals
unmöglich macht, ruft überdies die Vermuthung hervor,
dass dieselben von den Meeresfluthen lange hin- und herbewegt
und dadurch abgerundet worden sind, ehe sie zur Ablagerung
gelangten. Dafür spricht auch selbst die Beschaffenheit
des die Foraminiferen beherbergenden Sandes. Derselbe
besteht nämlich beinahe zur Gänze aus kleinen abgeriebenen
Schalentrümmern von Bivalven, Gasteropoden, Bryozoen, Echi-
nidenstacheln u. dgl.; die dem Tiefwasser angehörigen kleinen
Pteropoden werden durchaus vermisst.
„Von den aufgezählten 58 Foraminiferenarten konnten
zwei der Species noch nicht näher bestimmt werden. 24 Arten
sind als n eu erkannt worden*). Es bleiben daher nur 32
Species, die früher schon von anderen Localitäten bekannt
worden sind, zur Vergleichung übrig. Eine Species (Operculina
elegans W ill. sp. = Nonionina elegans Williams) war bisher
noch nicht fossil gefunden worden. Alle übrigen sind im fossilen
Zustande im Gebiete neogener Tertiärschichten angetroffen
worden. Nur eine sehr geringe Anzahl derselben geht
in beschränkter Individuenzahl bis in die oligocänen Septa-
rienthone hinab (z. B. Globulina aequalis). Triloculina obtusa
d’Orb, war bisher wohl in den tertiären Schichten von Bordeaux,
Dax, Castellarquato, der Insel Rhodos u. s. w., aber
nicht im Wienerbecken fossil vorgekommen. Spiroloculina
rostrata und Quinqueloculina concava hatte nur der Tegel von
Sapagg in Siebenbürgen geliefert, Alle übrigen (29) Arten
beherbergen die Tertiärschichten des österreichisch-mährisch-
galizischen Beckens. Von denselben liegen 20 Arten in den
Leithakalken von Nussdorf, Steinabrunn, Kostei, Nikolsburg,
Freibrühl, Wurzing u. a. 01, und darunter befinden sich ge-
) Hoffentlich wird Herr Prof. E. Reuss dieselben bald beschreiben
und abbilden.