weniger wieder davon befreit zu sein, denn ich vernahm nirgends
Klagen über diesen Punkt.
Werfen wir schliesslich noch einen Blick auf die Geschichte
des Weinbaues dieser Insel, so unterliegt es keinem
Zweifel, dass derselbe schon in den frühesten Zeiten von den
griechischen Ansiedlern betrieben worden sein mochte, was
um so natürlicher ist, als Cypern jenen Ländern, von wo aus
die Cultur des Weinstockes ihren Anfang nahm, nicht nur
nahe lieg t, sondern mit ihnen fortwährend in staatlicher
und commercieller Verbindung stand. Directe Nachrichten
über den Weinbau auf Cypern stammen erst aus der römischen
und griechischen Zeit. Es ist sehr wahrscheinlich, dass
unter der Herrschaft der Könige aus dem Hause L u s i g n a n
derselbe zur grössten Blüthe gedieh, von der Zeit an aber
immer mehr und mehr in Verfall gerieth.
III. Der Gartenbau.
D e r Oe l b a um und die 0 el e rzeugung. ’
Der Oelbaum (Olea europaea L.) ist auf Cypern nicht
wildwachsend, sondern durch die Cultur dahin gepflanzt
worden. Nirgends, auch nicht im abgelegensten Gebirge
findet man wie z. B. in Attica oder auf der Insel Euböa Bestände
von strauchartigen Oliven, wenngleich einzelne verlorene
Wildlinge nicht selten sind. Die Cyprioten waren also
seiner Zeit gewiss nicht wie die Cnosier auf Creta in der
Lage, den Griechen und namentlich den Athenern die erste
Cultur des Oelbaumes abzusprechen*). Was auch Pallas**),
dabei für ein Verdienst gehabt haben mag, so viel dürfte
sicher sein, dass mit ihr der so wichtige Culturzweig in Osteuropa
und Westasien einen Aufschwung nahm, und dadurch
*) S o lin XVII.
**) P a l l a s A th e n a hat als Göttin des Oelbaumes nach den Ansichten
der Griechen denselben hervorgebracht, und seinen Anbau gelehrt. Orph.
Lith. 711, D io d o r. I. 16. 17. V. 73 A r i s t . c. 1. p. 11. V i r g i l G eo rg . I. 18.
das kümmerlich von Wurzeln und Eicheln lebende Volk zu
höherem Lebensgenüsse geführt, und damit zu seiner weiteren
Entwicklung die Bahn gebrochen wurde.
Der Oelbaum ist über die ganze Insel verbreitet, wo die
Cultur sich des Bodens bemächtigte und steigt in der Nähe
einzelner Dorfschaften bis 3500 Fuss, aber erreicht eben so
wenig als der Granatapfel die Höhe von 4000 Fuss. Er kommt
zwar auf den trockensten und felsigen Boden fort, befindet
sich aber in der Nähe von Quellen viel besser und steht da
sehr zierlich in Gruppen von lichten Wäldchen beisammen.
Die Oeigärten von Kitti, Moni, Colossi, Episcopi, Lapithus,
Bellapais, Kythrsea u. s. w. sind umfangsreich und mit schönen
oft uralten Bäumen, die sicher mehrere Jahrhunderte zählen,
besetzt. Unter den mannigfaltigen Varietäten werden die
Oliven des letztgenannten Ortes als die grössten besonders
geschätzt.
Dem Einwohner von Cypern gilt die Olive als Lieblingsfrucht,
die auch dem Aermsten zu Theil wird, für den Griechen
ist sie zur Fastenzeit mit einem Stückchen Brod die einzige
Nahrung.
Die Insel, die so zu sagen, von Gärten umsäumt und
durchwirkt ist, hat genug Oelbäume, um den Bedarf als
Nahrungsmittel zu decken, und überdies die Tausend und
aber Tausend Lampen und Lämpchen zu versehen, die Tag
und Nacht Gott und den zahlreichen Heiligen zu Ehren an
diesem Lebensnerv saugen. Es herrscht daher auch eine
gewisse Sorglosigkeit in der Cultur dieses sö nützlichen
Baumes, und wenn er nicht durch sein zähes Naturell selbst
für seine Erhaltung sorgte, die Menschen würden es nicht
thun. Mit Rohheit werden die reifen Früchte vom Baume abgeschlagen
und Tausende von Aeste und Knospen dabei verletzt,
und eben so wenig Sorgfalt wird auf die Bereitung des von
denselben gewonnen Oeles verwendet. Sieht man die Werkzeuge
an, wodurch zuerst die Quetschung der Früchte und
sodann ihre Auspressung bewerkstelliget wird, so möchte
man glauben, die Insel habe sich von den Zeiten her, als sie
noch von neun Königen zugleich beherrscht wurde, bis auf