dern nur von dem Baume gewonnen. So häufig die strauchartige
Mastix-Pistacie allenthalben vorkommt und oft unübersehbare
Strecken als Gesträuch überzieht, so ist doch der
Baum eine Seltenheit und gegenwärtig nur auf wenige Punkte
der Mediterranländer beschränkt. Ich habe die Meinung aussprechen
gehört, dass der Mastixstrauch nur durch die fortwährende
Benagung der Ziegen in dieser krüppelhaften Gestalt
sein Leben fristet, — möchte aber daran Zweifel setzen.
Bekanntlich ist Chio, wie schon Pl ini us (hist. nat.
XII. 36) angibt, und zwar der nördliche Theil dieser Insel,
etwa acht Stunden von der Stadt entfernt, wo dieser Baum
schon seit den ältesten Zeiten zur Gewinnung des Mastix
gepflegt wird, aber es ist kaum begreiflich, wie diese Plantagen
auch nur den Bedarf als Kaumittel und als Ingredienz
eines im ganzen Oriente beliebten Liqueurs decken kann,
denn zur Conservirung der Zähne bedienen sich besonders
die Türken des Mastix und eine Lösung dieses Harzes in
Brandwein ist im ganzen Oriente eines der gewöhnlichsten
Mittel, schlechtes Wasser trinkbar zu machen.
Ich war leider nicht in der Lage Chio auf längere Zeit
zu besuchen, um mich über die Gewinnung des Mastix unterrichten
zu können; wir erfahren aber durch Professor Or-
p h a n id e s* ) , dass dies auf folgende Weise-geschieht. Es
werden um die Mitte des Monates Juni in die Rinde des
Mastixbaumes Einschnitte nach der Länge gemacht, aus deren
Wunden der Mastix flüssig hervorquillt, der erstarrt oder in
Tropfen abfällt. Um auch die abfallenden Tropfen rein zu
erhalten, werden sie durch platte Steine aufgefangen, womit
man den Boden rings um den Stamm belegt. Auch aus den
Aesten und Enden der Zweige fliesst entweder von selbst
oder auf gemachte Einschnitte Mastix in Tropfenform heraus,
er erhärtet aber hier zu kleinen Klümpchen, welche man nach
einiger Zeit ablöst.
Auch auf den griech. Inseln , namentlich auf Amorgos
und Antiparos, so wie in Griechenland selbst findet sich der
*) Th. v. H e ld r e i c h . Die Nutzpflanzen Griechenlands. 1862. p. 60-
Mastixbaum und kann zur Erzeugung von Mastix verwendet
werden. In Cypern fand ich einige Bäumchen nur allein auf
dem Cap Kormachiti, wo sie wahrscheinlich hingepflanzt wurden.
Sie gaben mir Gelegenheit, die Entstehung des Mastix
anatomisch verfolgen zu können.
So oft ich auch früherhin die Stämme und Aeste der
strauchartigen Pistacia Lentiscus ansah, um darauf Mastix
zu suchen, habe ich vergebliche Mühe angewendet, während
man an den Stämmen und Aesten der Mastixpistazie allenthalben
dieses Harz in kleineren oder grösseren Klümpchen
der Rinde anhängend findet. Auch an den oberwähnten, in
ganz einsamer Gegend stehenden Bäumchen, welche ich untersuchte,
sah man, dass bereits eine Lese dieses Harzes gehalten
worden ist, denn nicht nur waren an den rissigen
Stellen der Rinde die Harzklümpchen schon grösstentheils
entfernt, sondern man gewahrte auch senkrechte, absichtlich
gemachte Einschnitte in der Rinde, die ohne Zweifel den
Ausfluss des dickflüssigen Harzes nicht nur erleichtern, son
dern auch vermehren sollten.
Es war mir nun darum zu thun, an den mitgenommenen
frischen sowohl, als in Weingeist eingelegten Rindenstückchen
die Entstehung dieses Harzes zu verfolgen. Die anatomische
Untersuchung gab darüber folgenden Aufschluss:
Das Mastixharz entsteht nicht wie das Storaxharz aus
den äusseren Zellschichten, wo jede Zelle das Harz secernirt,
sondern die Mastixharzsecretion ist nur auf bestimmte Stellen
der Rinde beschränkt, die ihr Abscheidungsproduct in einen
zwischen denselben entstehenden Intercellulargang ablagern.
Die Rinde dieses Baumes ist demnach von solchen Harzgängen
vielfach durchzogen. Die Vermehrung dieser Substanz
in den ursprünglich engen Gängen hat zunächst eine
Erweiterung derselben, später aber sogar eine Zerreissung
derselben, die durch die Zerklüftung der äusseren Rindenlagen
nur eine Unterstützung erlangt, zur Folge. Der auf
diese Weise blossgelegte Harzgang lässt seinen dickflüssigen
Inhalt heraustreten; mehrere nachbarliche Harzgänge auf
gleiche Weise zum Fliessen gebracht, vereinigen ihr Product