Pietro Pisani benutzt wurde. Nach L. Ross sollen sich mehrere
ähnliche Grabkammern in und um Larnaka ausser den schon
genannten finden.
Ueberhaupt bietet die Umgebung dieser Stadt, die zum
Theile auf dem Boden der alten phönizischen Stadt Kition
steht, ein reiches Feld für den Alterthumsforscher, nur Schade,
dass die Gräber längst ihres Inhaltes beraubt sind, und die
vielleicht noch vorhandenen historisch-werthvollen Gegenstände
zu zerstreut und zu tief mit Schutt überdeckt sind, als dass
sie mit geringeren Kosten zu erlangen wären. Bei dem unregelmässigen
Durchwühlen des Bodens zur Aufsuchung von
Quadern als Bausteine, trifft es sich wohl, dass Urnen, Krüge
(ni&oi), Lampen, Gläser und dgl. ausgegraben werden, aber
nur selten gelangen interessantere und werthvolle Antiquitäten,
wie Inschriftsteine, Kunstgegenstände u. s. w. zum Vorschein.
Ein Paar im Besitze des Kaufmannes Pi e r i d e s befindliche
phönikische Inschriftsteine hat Herr Professor Ewald
kürzlich entziffert*). Derselbe nennt die eine von diesen „eine
bis dahin völlig unbekannte, ziemlich grosse, nach vielen
Seiten hin sehr wichtige Inschrift.“ Sie findet sich auf einem
Steine von weissem Marmor, welcher ähnlich einem Postamente
wahrscheinlich ein Kunstwerk trug. Der Stein ist 16 Zoll hoch,
21 Zoll breit und
13-5 Zoll tief, und
wurde auf dem Raume
zwischen Marina
und dem eine halbe
Stunde davon entfernten
Larnaka ausgegraben.
Leiderist
die Inschrift in den
ersten vier Zeilen
links um etwa 10
*) Entzifferung der neu entdeckten phönikiseh-kyprischen Inschriften.
Nachrichten von der G. A. Universität und der k. Gesellsch. der Wissenschaften
zu Göttingen. Nov. 1862 Nr. 23.
Buchstaben verstümmelt, doch liess sich die Lücke mit grösster
Wahrscheinlichkeit fast ganz ergänzen. Eine zweite Lücke
m der dritten Zeile trifft eine Stelle, wo jede Undeutlichkeit
fur die sichere Entzifferung sehr schädlich ist, die sich aber
vielleicht durch Vergleichung mit dem Originale wird beheben
kssen, indem Herrn Prof. Ewa l d nur ein Abklatsch mittelst
Papier zur Untersuchung vorlag. Dieselbe lautet deutsch
etwa so:
„Am sechsten Tage des Monates Bül im .Jahre 21 des
Königs (Tirjam, Königs von Kitti von) Idalion und von
Tanjas, Sohnes des Königs Malkijittan, Königs von Kitti
und Idalion widmete den grossen Feueraltar mit zwei Rauchpfannen.
• • • • . Bodo, Priester des Rüs-Pachass, Sohn
Ikunschelém’s Sohnes Eschmûn-adôn’s meinem Herrn dem
Rüs-Pachas ihn zu segnen.“
Herr Prof. Ewa l d erklärt den Namen des hier allein verehrten
Gottes Rüs-Pachass oder Phahess für den Kt(paloç-<lJccé&or
oder den Zeus-Herakles der Griechen, dessen Doppelnatur
wieder mit den Adonissagen und dem Dienste der phöniki-
schen Liebesgöttin in Verbindung steht. Die grösste Wichtigkeit
der Inschrift aber liegt in der genauen Zeitbestimmung
welche sie gibt und durch welche jetzt ein ganz neues Licht
auf einen bedeutsamen Theil der alten Geschichte Cv-
perns fällt.
Zufolge der Zeichen gehört diese Inschrift in ein frühes
Zeitalter, wo die phönikische Macht in Cypern noch die bedeutendsten
Fortschritte gemacht hat, also weit vor Alexander
und selbst vor Evagoras Zeitalter, obwohl die genaue Zeitbestimmung
mit unseren jetzigen Hilfsmitteln nicht möglich ist.
Fast gleichzeitig hat auch Herr Melchior de Vogué,
der Cypern um dieselbe Zeit wie wir bereiste, von dieser In schrift
eine Uebersetzung gegeben (Revue archéologique 1862.
Oct. p. 248), die zwar im wesentlichen mit jener von Prof.
Ewa l d übereinstimmt, jedoch in Bezug auf die Gottheit, der
das genannte Weihegeschenk zugedacht war, sich unterscheidet.
Während Ewa l d dieselbe als Kecpcûos-Qccé&ov bezeichnete,
meint Vo g u é sie als Zsvg K squvvwç erklären zu können. In
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