auf meine Fragen ganz irrige Antworten ertheilt wurden, ich
sie auf eklatante Weise ihrer Unkenntniss und Lügenhaftigkeit
überwies. So behaupteten z. B. alle Einwohner von
Prodromo, nachdem ich mich um die Ursache des Anbrennens
bereits früher verletzter Baumstämme erkundigte, dass dieses
scheussliche Anbrennen stets durch frem d e Personen erfolge
die an solcher Verwüstung Lust und Vergnügen empfänden.
Auf meine Frage, ob sie einen solchen schadenverursachenden
Jrtvog nicht zur Rechenschaft zu ziehen im Stande seien, verneinten
sie es mit dem Bemerken, dass man seiner nicht
leicht habhaft werden k ö n n e , indem er fortwährend in den
Wäldern herumziehe. Nachdem ich den Leuten aber zeigte
dass das Anbrennen der Stämme unmöglich aus Lust am
Feuer geschehen k ö n n e , da sonst Waldbrände entstehen
müssten, hier aber nur die bereits verletzten Bäume, beiläufig
ein Drittel des Waldes, und zwar nur an einer bestimmten
Stelle angezündet werden, schüttelten sie noch immer den
Kopf und behaupteten steif und fest, dass dies der ¡-s'vog
thue. Für meine Etymologie steht es indess eben so fest,
dass der Herr nichts anders als der Pechklauber und
Pechjäger unter ihnen ist.
Indess erhielt ich noch viel naivere Antworten, als ich
mich um das Recht der Waldbenützung in dieser oder jener
Richtung erkundigte, indem ich d ie ,Vermuthung aussprach,
es müsse doch wohl der Regierung oder vielleicht einzelnen
Gemeinden das Eigenthumsrecht für dergleichen grosse Waldstrecken
zustehen. Von einem Recht des Staates wussten sie
gar nichts, und was die Gemeinden einzelner Dörfer betrifft,
so hätten die allerdings in dem Umfange ein Recht auf Benützung
des Waldes als sie von nachbarlichen Gemeinden
mit gleichem Rechte nicht daran behindert würden. An bestimmte
Waldgrenzen sei nicht zu denken, ein jed er nehme
und thue im Walde, was ihm beliebt, der Fremde so gut
wie der Einheimische. Auf meine Verwunderung darüber
fanden sie es unbegreiflich, wie ich es nicht wissen sollte,
dass der Wald einzig und allein dem lie b e n H e r r g o t t (z# ■&e<§)
angehöre.
Glückliches Land , wo der Wald noch keinen ändern
Eigenthümer als den Schöpfer hat, und wo nicht blos aus
öconomischen, sondern noch aus socialpolitischen Gründen
auf seine Conservirung alles gesetzt werden muss! glückliches
L a n d , wo das Gebot der Nothwendigkeit nicht schon
den vereinzelten Waldbaum unter den Schutz des Waldrechtes
stellen muss! Ein Land wie dieses, sollte man meinen, habe
noch eine Zukunft.
Aber es ‘erhellet aus dem eben vorgebrachten auch,
was es in Cypern, wo der Wald ohnehin schon auf die unzugänglichsten
Theile des Landes zurückgedrängt ist, mit der
Waldwirthschaft für eine Bewandtniss habe. Hier bietet zu
seinem Schutze allein die Natur und einige zufällige Umstände
noch ein schwaches Bollwerk gegen den Unverstand
und die Gewissenlosigkeit der Regierung wie gegen die täppische
Einfallt seiner unmündigen Bewohner.
Dass Gestrüppbrände, deren Verheerungen zu den gewöhnlichen
Erscheinungen gehören, und die ich nur zu oft zu
beobachten Gelegenheit hatte, sich in ihrer Ausdehnung nicht
viel häufiger zu Waldbränden gestalten, dass die Unvorsichtigkeit
mit der Feuerung zum Behufe der Harzgewinnung
nicht noch den letzten Schmuck des Landes und die letzte
Stütze einer zukünftigen Industrie raube, halte ich für ein
baares Wunder.
Es ist kein Zweifel, wie das auch von S tr a b o n deutlich
ausgesprochen ist*), dass Cypern einst eine mächtige Vor*)
S tr a b o n beruft sieh diesfalls auf den Geographen E r a to s t e n e s
(272—192 a. Ch.): n yr¡rri á’ EparoT^evyjc to nctkoLiov v X qjj.o.i/ovi' tm v toov 7reä/cov,
cü<t t s xotr e x e v S c t i ü p v jio h; xa¿ ¡i y \ 7 e a p y s iT S c u 9 ¡iixpcx. j i s y e n c o y s X s i v 7rp o f r o v r o rct
peraXXa, üe v tip vTO¡icv vT ¡iv itpo<i rr)V xccvtriv t o v )(ogXxov xa¿ tov ccyi/pov etc.“
„ E r a t o s t e n e s sagt, es sei vor Alters so viel Wald vorhanden gewesen,
dass man vor lauter Holz kein Feld bauen konnte. Einige Verminderung'
hätten die Bergwerke bewirkt,- da man zum Schmelzen des
Kupfers und Silbers Bäume fällen musste.“ Dazu kam auch die Ausrüstung
der Flotten, da sie bereits ohne Furcht und mit Kraft das Meer beschilften.
Als sie aber auch damit nicht ausreichten, so erlaubten sie Jedem, der
wollte zu fällen, so viel er konnte und den dadurch gewonnenen Boden als
steuerbares Eigenthum für sich zu hehalten. S t r a b o n , XIV. G.