schmalen Vorsprung gebildet, während die übrigen Theile
derselben sich zu einem mehr oder weniger regelmässigen
Polygon vereinigen. Eben diese zahlreichen Ecken und Vorsprünge
haben dieser Insel schon im Alterthume den Namen
der „gehörnten“ (xeçàcrzijç) *) ertheilt.
Cypern ist ebensowohl gebirgig als flach zu nennen,
aber eben dieser Wechsel von Bergen und Ebenen trägt nicht
wenig zur Milderung seines im Allgemeinen heissen Klimas,
so wie zu seiner Fruchtbarkeit und Anmuth bei, die es
gegenüber ändern Inseln des Mittelmeeres in so hohem Grade
besitzt.
Im Ganzen sind es nur zwei geschiedene und daher
von einander gewissermassen unabhängige Gebirgssysteme,
welche sowohl die Hauptform als die Ausdehnung und Richtung
der Insel begründen. Das eine ein ziemlich ausgedehntes
System von Bergen, die sich nach allen Richtungen hin verflachen,
aber dennoch im Allgemeinen einen west-östlichen
Zug verfolgen, befindet sich im Südwesten der Insel, das
andere entfernt von diesem ist eine ununterbrochene schmale
Kette zwar steiler aber minder hoher Berge, die sich längs
der Nordküste hinziehen und sich allmählich in ein Hügelland
auflösen. Ich will das erstere Gebirgssystem das S y s tem
d e s T ro o d o s , letzteres die N o r d k e t t e nennen.
Zum Systeme des Troodos, welches im Südwesttheile
von Cypern beginnt und sich bald zum Hochgebirgsstocke
des cyprischen Olympos — des Troodos —- erhebt, muss als
Fortsetzung nach Osten noch der Adelphos oder Aoos und
der Machéra so wie der Monte St. Croce (Stavro Vuno)
gezogen werden. Die Nordkette hingegen am Cap Korma-
chiti ihren Ursprung nehmend, läuft in ununterbrochener
Folge über die Gebirge von Lapithos, Pentadactylon u. s. w.
bis Comi, wo sie sich in das Hügelland von Carpasso bis
zum Cap St. André fortsetzt. Hat das Gebirgssystem des
Troodos tiefe Schluchten und steile Abstürze, aus denen zahlreiche
Flüsse ihren Ursprung nehmen und die ganze Insel
*) Petrus G y 11 i u s , de JBosporo thracico I. 5. 44.
bewässern, so ist die Nordkette nur auf wenige ergiebige
Quellen und kurzläufige Gebirgsbäche beschränkt, die meist
am Grunde steiler Gebirgskämme hervorbrechen.
Aber eben so wie in ihrem äussern Ansehen und Verhalten
sind die beiden einander entgegenstehenden Gebirgssysteme
auch in ihrer geognostischen Beschaffenheit und
ihrem innern Baue nach verschieden.
Der Stock des Troodos und was sich unmmittelbar an
ihn anschliesst, ist plutonischer Natur. Diorite, Aphanite und
alle Arten von Hornblendegestein nehmen seine Höhen ein,
und erstreeken sich im südwestlichen Theile der Insel bis
an das Meer, im östlichen Theile dagegen sind sie meist von
neptunischen jüngeren Gebirgsschichten bedeckt und treten
nur dort und da vereinzelt aus dieser Decke hervor.
Die Nordkette von diesem durch eine beträchtliche Niederung
getrennt, wird von einem dichten, verschieden gefärbten,
oft breccienartigen Kalksteine gebildet, dessen Alter
aus Mangel an organischen Einschlüssen nicht mit voller Bestimmtheit
angegeben werden kann, auf dessen Lagerungsverhältnisse
aber der Diorit des Südstockes sicherlich nicht ohne
Einfluss geblieben ist, indem sein häufiges inselartiges Hervortreten
in demselben auf einen tieferen Zusammenhang mit
jenem hindeutet.
Entsprechend diesen Erhebungen müssen sich auch die
Flussgebiete gestalten, und es ist begreiflich, dass die zwischen
beiden Gebirgssystemen gelegene Ebene die grössten
Flüsse des Landes aufzuweisen haben.
Es theilen sich in diese Ebene zwei ansehnliche Flüsse,
von denen der eine kleinere, namenlose, indem er seinen
Hauptzufluss aus dem Troodos erlangt, sich nach Westen
wendet, und dort in den Golf von Pentagia mündet, der
andere grössere Pedias (n?.dicäoq) gleichfalls in den Bergen
von Mach6ra entspringend sich bald in entgegensetzter Richtung
wendet, die grosse fruchtbare Ebene Mesaria durchströmt
und befruchtet, und sich zuletzt in unscheinbaren
Mündungen in den Golf von Famagusta ergiesst. Nimmt der
erstere aus den beiden Gebirgssystemen nur kleinere Nebenl*