Ausgeführt wird leider kein Tropfen Olivenöl, während
die Möglichkeit eines nicht unbedeutenden Exportes sicherlich
in der Productivität des Landes liegt.
D e r J o a n n i s b r o d b a um und das Joan n i s b r o d .
Ganz anders als mit dem Oelbaume verhält es sich mit
dem Joannishrodbaume (Ceratonia Siliqua L.) der gleichfalls
auf der ganzen Insel zu Hause ist, und nur zu häufig in Compagnie
mit dem Oelbaum die Landschaft wenn auch nicht
zu verschönern, doch zu beleben und dem müden Wanderer
ein Schattenplätzchen zu gewähren sucht.
Er ist hier autochthon. In grossen und weiten Beständen,
welche sogar wenig von anderem Strauchwerk unterbrochen
werden, bekleidet er die Abhänge und wüsten Bergkuppen,
die für jede Cultur unzugänglich sind. So trafen wir ihn
nämlich in den Gebirgen von Machera. Hier lebt er freilich
nicht als Baum, sondern als Strauch oder verkrüppeltes Gehölz.
Die landwirthschaftliche Industrie hat ihn aber gewiss
schon in grauer Vorzeit aus seiner unmannhaften Gestalt hervorgezogen,
gepflegt und gehätschelt, und konnte es daher auch
erleben, dass er sich nicht blos zu einem anständigen Stamme
streckte, sondern auch seine ursprünglich wenig süssen und
markigen Hülsen, zu wohlschmeckenden Früchten ausbildete.
Wie der Oelbaum aus Samen hervorgegangen, wenn
auch aus edler Race erzeugt, dennoch immer wieder in sein
ursprüngliches Naturei zurückfällt und seinen präadamitischen
Rock anzieht, so auch die Carube. Die cultivirten Caruben
sind daher alle veredelt und es auf dieselbe Weise geworden,
wie unsere Aepfel, Birnen, Pfirsiche u. s. w.
Ich war nicht wenig erstaunt in der Gegend von Li-
masol im April fast alle Caruben entwipfelt und entästet zu
sehen, und wollte eben in Verwünschungen über die Barbarei
der Insulaner ausbrechen, die selbst ihres besten einheimischen
Bürgers nicht schonten, als ich bemerkte, dass an dem roh
mit der Holzhacke entwipfelten Stamme und einiger stärkeren
Aeste ein kleines Reis eingepflanzt sei. Bei näherer Betrachtung
ergab es sich, dass dadurch auf die roheste Weise, wie
einst der mythologische Gärtner Phy t a l o s seine Fruchtbäume
veredelte, hier die Propfung vorgenommen wurde. Ich
war doppelt getröstet als ich erfuhr, dass diese böotische Behandlungsweise
des Baumes demselben dennoch gut anschlägt
und die meisten Caruben erst in ihrem Mannesalter sich diese
Castration gefallen lassen müssen.
Der District der Caruben — man könnte ihn ihr Reich
nennen, weil sie da beinahe ausschliesslich herrschen — ist die
Sudküste der Insel zwischen Mazoto und Limasol und eben
so die Gegend zwischen Keryneia und Lapithus. An beiden
Oi’ten finden sich Magazine in der Nähe der Landungsplätze
erbaut, welche die reifen Früchte bis zur Verschiffung
aufnehmen.
Als wir in' der Mitte Aprils während der Bereisung der
Nordküste ein ungemein stürmisches Wetter zu bestehen
hatten, dessen Windstössen sogar kräftige Oel- und Caruben-
bäume nicht zu widerstehen vermochten, war es jammervoll
anzusehen, wie die der Reife nahen Früchte abgeschüttelt den
Boden unter den Bäumen bedeckten. Die Joannisbrodfrüchte
(xfpajca, %uQvovma) werden im Lande wenig gegessen, sondern
meist zur Brandweinfabrication verwendet, und zu diesem
Zwecke auch häufig nach Triest verführt. Indess hat diese
Frucht an dem Pteroptus aegyiptiacus Geofr. , den die Leute hier
vvxroxoQa.% nennen und der eine hässliche grosse Fledermaus
ist, einen besonderen Liebhaber, der es aber für zweckmässiger
hält, statt dieselben vom Baume zu pflücken, sie
in den Speichern aufzusuchen und sich damit zu erquicken.
Ausser Land wird das Joannisbrod von den Griechen und
Russen besonders zur Fastenzeit in grösser Menge verzehrt.
Hier dient es wohl auch zur Viehmastung und zur Bereitung
eines Syrups, der häufig den Honig ersetzt.
Man führte nach G a u d r y im Jahre 1852 über
24.000 Zentner Früchte a u s, die Ernte im darauffolgenden
Jahre betrug beinahe das Vierfache, nämlich 90.000 Zentner.
Da das Monopol in den Händen der türkischen Regierung
war und der Preis von 220 Oka auf 8 Piaster festgestellt