der Südseite der Nordkette, wo das ganze Sandsteingebilde
besser entwickelt erscheint, ist mit dem durchaus sich gleichbleibenden
Streichen nach Stunde 5—6 stets eine bedeutende
Aufrichtung der Schichten verbunden.
Dieselben fallen in der Nähe des Kalkes widersinisch,
richten sich in geringer Entfernung davon auf, um sogar auf
dem Kopfe zu stehen und neigen sich an der äusseren Grenze
nach der entgegengesetzten Seite, d. i. nach dem Gebirge zu,
um endlich unter einer jüngeren Bedeckung gänzlich zu verschwinden.
Im Ganzen wechseln thonige Schichten mit festen Sandsteinen
und da erstere viel leichter als letztere verwittern
und fortgeführt werden, so kommt es, dass diese zuletzt
mauerförmig hervortreten. Bei senkrechter Stellung und der
queren Zerklüftung der ein bis anderthalb Fuss mächtigen
Schichten sieht dies Gebilde oft täuschend einem Mauerwerke
ähnlich, und da die einzelnen Stücke meist massiv erscheinen,
lässt sich dasselbe füglich mit Cyclopenmauern vergleichen.
Zum Leidwesen der Geognosten sind sowohl die mergeligen
als die festen Schichten dieses Sandsteines ohne alle
organischen Einschlüsse, wodurch das Alter derselben festgestellt
werden könnte. Indess deutet der Detritus von zerstörten
Pflanzentheilen, den man in einer kleinen Parzelle
dieses Gesteines bei dem Kloster Chrysoroiatissa wahrnimmt,
sicherlich nicht auf Meeresalgen, sondern auf Landpflanzen,
was jedoch nicht abhält, dieses Gebilde mit dem Wiener
Sandsteine zu vergleichen. Wenn auch an der eben genannten
Localität geringe Spuren von Steinkohlen aufgefunden wurden,
so hat sich doch ein bauwürdiges Flötz bisher nirgends
gezeigt.
Obgleich dieses Sandsteingebilde vorzugsweise an die
Kalkkette des Nordens gebunden ist, so kommen doch einzelne
Partien auch anderwärts vor, besonders dort, wo Apha-
nite über die jüngere Gesteinsdecke emportauchen, zum Beweise,
dass auch dieses Formationsglied eine grössere Ausdehnung
hat, als es zu Tage geht.
Herr G a u d ry hat auf seiner Karte an mehreren Punkten
■olche Sandsteinparzellen verzeichnet, die ich mit Ausnahme
l u e r von Chrysoroiatissa leider nicht verificiren konnte, die
Ich aber nichts desto weniger auch in die vorliegende Karte
aufnahm.
Dieser Wiener Sandstein, wie wir ihn nun nennen
■vollen, bildet in den meisten Fällen, ein sehr unfruchtbares
hügeliges Terrain, dessen Höhen steil in die tief ausgewaschenen
ifhäler abfallen. Nur eine spärliche Vegetation, Gestrüpp
«nd oft dieses nicht, nimmt auf diesem der fortwährenden
■Veränderung und Abtragung zugänglichen Boden Platz. Nur
Kort, wo die Hügel sanfter werden und Thonschichten vor-
Ivalten, findet sogar Ackerbau statt, wie z. B. um Myrtu,
lA-somato u. s. w. oder es hat wohl auch die Seestrandskiefer
sich dieses weniger unwirthlichen Bodens bemächtigt. Von
■Veinbau ist natürlich auf diesem Boden keine Rede.
Eine Eigenthümlichkeit dieses Sandsteines fällt bei Be-
reisung seines Terrains allenthalben auf, es ist die Eflorescenz
■einer weissen pulverigen Substanz, und zwar an Stellen, die
■durch einige Zeit anhaltend vom Wasser benetzt worden sind.
■Man sieht daher diese Ausschwitzungen des Gesteines nur
■n den Rinnsälen der Bäche bis zu einem Fuss über den vor-
Ihandenen Wasserstand. Da diese Rinnsäle zur Zeit unserer
■Reise beinahe trocken waren, jedoch unmittelbar früher hinlänglich
Wasser führten, so war der weisse Gesteinsüberzug
Ibis dahin, wohin die Feuchtigkeit mittelst Haarröhrchenwir-
Ikung emporsteigen konnte, bereits zu einer ziemlich ansehnlic
h e n Kruste angewachsen. Proben davon, die ich mittelist
■des Messers von dem Gesteine an mehreren Orten, sowohl
■der Nord- als der Südseite der Kalkkette abschabte, zeigten
■sich bei näherer chemischen Untersuchung als s c h w e f e l -
■ s a u r e B i t t e r e r d e , was um so auffälliger ist, als die Wäs-
■ser der Quellen dieses Terrains sich durchaus als geschmack-
■los zu erkennen geben und nur eine einzige Quelle beiKuklia —
■die Quelle B ii, aus dem Gonglomerate hervorbrechend, einen
■bittersalzigen Geschmack besitzt.