4. T e r t i ä r f o r m a t i o n.
Mit diesem unwirklichen Sandsteine hängt nun aber ein
Formationsglied von ganz anderem Charakter zusammen, welches
einen nicht unbedeutenden Theil der Ebene zwischen
beiden Gebirgssystemen erfüllt, und sich in etwas veränderter
Form noch darüber hinaus fortsetzt. Es ist das Mergelgebilde
der Mesaria, des fruchtbarsten Theiles der Insel, und es sind
die weissen mergeligen Kalke, die sowohl die Abdachungen
der Nordkette als des Centralgebirgsstockes mit einem breiten
Streifen umfassen.
Auf den ersten Anblick möchte man glauben, dass eben
dieser fruchtbare Mergel, der sich wie der angrenzende Sandstein
von einem Ende der Insel bis zum ändern — von Fa-
magusta bis Morphu^H erstreckt, nur ein Product der Anschwemmung
ist, welches die von den Bergen kommenden
Flüsse nach und nach bewirkten, und dass das vorzüglichste
Material hiezu die leichtverwitterbaren thonigen Schichten des
eben betrachteten Sandsteines abgeben.
Die Sache verhält sich jedoch nicht so. Der Mergel
ist nicht auf einer fremden Unterlage von den Gebirgen durch
die gegenwärtigen Flüsse dahin geführt, sondern er ist ursprünglich
an dieser Stelle und bildet das Hangende des
Sandsteines. Nur dort, wo die Flüsse dieser Ebene hinlänglich
tiefe E i n s c h n i t t e v o n 2—4 Klafter — bewirkt haben,
ist man im Stande, die Schichtenfolge der fraglichen Gebilde
zu übersehen.
S. Nicosia d Pedias d ' N.
a Sandstein, b Tertiäre Mergel, c Conglomérat, d Alluvium.
Ein Profil aus der vom Pediäs und einem Nebenarme
desselben durchschnittenen Ebene in der Nähe von Nicosia,
mag die Sache deutlich machen.
Man sieht hier die beinahe senkrecht aufgerichteten
Sandsteinschichten allmählig nach Süden fallen und unter der
R c k e des Mergels verschwinden, dessen Schichten conform
mit dem Sandsteine verflachen. Ueber demselben liegt fast
schwebend aber viel weniger nach Süden als nach Norden
Kneigt, ein Conglomérat, und erst über demselben ist das
f ollkommen horizontal abgelagerte Alluvium ausgebreitet. Nur
dbrt wo die rauhe und grobe Conglomeratdecke fehlt, tritt die
Mergelunterlage hervor, bedeckt mit einer mehr oder weniger
mächtigen Alluvialschichte von ähnlicher Beschaffenheit. Diese
ist es nun, welche durch ihre physikalische Beschaffenheit so
wie durch ihre chemische Zusammensetzung jenen fruchtbaren
sowohl der periodischen Ueberschwemmung als der Bewässerung
zugänglichen Boden bildet, welcher das glückliche Land
der M e sa ria — ausmacht*).
Dass diese Mergelschichten der Tertiärformation zuzuzählen
sind, geht aus ihrer Verbindung mit den mergeligen
prassen Kalken hervor, die wir sogleich etwas näher befrachten
wollen.
Dieselben haben einen namhaften Antheil an der Bildung
des Hügellandes der Insel. Sie treten besonders in der
nördlich von Lanarka gegen den Monte St. Croce ziehenden
'fetigelkette auf, die weiter über Athienu nach Dali und bis
Sn die Gegend von Pera reicht. Südlich umsäumt den Cen-
ftralgebirgsstock eine gleiche Hügelfolge von den Abhängen
des Monte St. Croce an über Mazoto, Moni, Amathus, Epis-
kopi, Avdimu, Kuklia, Cathiga u. s. w. bis zum Cap Aka-
mas, hie und da, wie z. B. zwischen Episkopi, Kilani und
ÉOmodos, zwischen Paphos und Chrysoroiadissa, ein breite
jZone darstellend.
Auch an der Nordkette kommt der weisse kreidenartige
■Kalkmergel nicht selten an beiden Seiten des Höhenzuges
*) Nach L. R o s s ist Mesaria, Mesaoria (vj Meo-apea, MeTapia) ein genereller
Name für binnenländische Ebenen auf den griechischen Eilanden.
nlsTcc Topia. ist so viel als „Das Land zwischen den Bergen. Auch Messene
Is t v) ¡j.ecrrrYiVY¡—seil. Xtopoc d. i. Ebene zwischen den Bergen.