einzige Labsal betrachtet werden kann, das der auf Entbehrungen
hingewiesene Reisende, hier findet.
Selbst die geringeren Qualitäten Weines sind gut; um
wie viel mehr zeichnen sich jene Sorten aus, die auch im
Lande für die vorzüglichsten gelten. Nur diese letzteren
führen die Bezeichnung Commanderiawein ( x q m g i v rrjg My¡iav-
öaQiag) von dem Districte der Commende des Joanniterordens
so genannt, der sich am Südabhange des Troodos und Aoon
in nicht unbeträchtlicher Ausdehnung hinzieht. Es ist daher
begreiflich, dass die hier zunächst gelegene Hafenstadt Li-
mäsol zum vorzüglichsten Stappelplatz nicht nur dieses, sondern
auch anderer Weine der Insel geworden ist.
Der Commanderiawein ist jung dunkelroth, fast schwarz,
aber je älter er wird, eine desto lichtere Farbe erlangt er,
und wird zuletzt sogar braungelb. Es gibt Weine dieser Art,
die ein halbes Säculum zählen, sie werden aber auch im Lande
nur selten und in den kleinsten Quantitäten genossen. Herr
Ba l s o Ma th e i , einer der intelligentesten und wohlhabendsten
Grundeigenthümer der Insel setzte uns einen mehr als fünfzigjährigen
Commanderia vor. Dieser Wein war fast dunkelbraun,
schmeckte etwas bitterlich, war aber dabei ausserordentlich
feurig und nicht ohne Bouquet.
Hier wird der Wein nicht wie in Griechenland durch Zusatz
von Harz resinirt, dagegen erlangt er durch die mit Harz ausgepichten
Ziegenschläuche, in die er jung gefüllt und in denen er
transportirt wird, einen Zwittergeschmack von Bock und Harz,
der sich jedoch bald verliert, wenn er auf Fässer gelagert
wird. Es ist nicht uninteressant zu erfahren, dass die im
Lande aus Nadelholz fabricirten Fässer zur Aufbewahrung
des Weines nicht taugen, sondern aus Frankreich eingeführt
werden, dass aber das Holz zu diesen Fässern in Ungarn
wächst (Quercus pubescens) und die Reifen dazu aus Gorylus fon-
tica über Constantinopel hieher gelangen.
In der ersten Zeit verliert jeder Wein im Fasse beinahe
10 pCt. im Jah re, später ist der Verlust viel geringer und
hört beinahe ganz auf. Bei dem Mangel an Kellern wird der
Wein in dunkeln feuchten Magazinen aufbewahrt und erhält
sich da unverändert durch viele Jahre.
Bei der Massigkeit der Bewohner der Insel in allen
Lebensgenüssen, ist auch der Weingenuss allenthalben auf
das bescheidenste Maass beschränkt, daher überall Wein zu
finden und im Preise wohlfeil. Eine Oka d. i. 3/4 Maass kostete
in der Regel nur 1— 2 Piaster (10—20 Neukreuzer). Ungeachtet
dieses ausserordentlich mässigen Preises ist der geringere
Wein dennoch kein besonderer Ausfuhrsartikel, und da seine
Production im Lande das Bedürfniss weit übersteigt, so musste
man auf Mittel sinnen, ihn in einer ändern Form zu ver-
werthen. Seit einigen Jahren werden daher sowohl rothe als
schwarze Weine von minderer Qualität zur Spirituserzeugung
verwendet. In der Fabrik des Herrn J. I soni d i zu Limasol
waren bei meinem Besuche 7 Destillirapparate im Gange, von
denen der grösste 648 Oka, d. 4. beinahe 15 Eimer fasste
und etwas weniger als 5 Eimer Spiritus gab.
Wenn man das Gesammterzeugniss des Weines auf
247.348 Eimer veranschlagt, so dürfte kaum der dritte Theil
davon als Export anzunehmen sein, was ungefähr einen Werth
von 3 Millionen Piaster repräsentirt. —
Um Trauben zu bewahren, werden sie getrocknet, allein
man cultivirt in Cjpern nicht jene Varietäten, die als Rosinen
und Korinthen in den Handel gelangen. Ob hiefür die Versuche
gemacht worden sind, konnte ich nicht in Erfahrung
bringen, doch möchte ich glauben, dass der Korinthenhandel
sich erträglicher für das Land erweisen würde, als der
Weinhandel.
Leider haben wir weder über die Traubensorten, noch
über die Weinlese und Weinbereitung aus eigener Erfahrung
Daten sammeln können, indem der Weinstock, als wir die
Insel verliessen, erst zu blühen anfing. In Verbindung damit
steht wohl die späte Traubenlese, die wie in Mitteleuropa, erst
Ende September und Anfangs October ihren Anfang nimmt.
Gaud ry hat über die Traubenkrankheit, die vor und
während seiner Anwesenheit auf Cypern herrschte, einen ausführlichen
Bericht geliefert. Jetzt scheint die Insel mehr oder
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