das an der Spitze eines Stabes ein in Riemeben zerschnittenes
Ziegenfell trägt.
Da ich selbst weder die eine, noch die andere Form
des La dannm, eben so wenig auch irgend ein Sammelinstrument
auf Cypern sah, so möchte ich zweifeln, ob damit nicht
die Gewinnung dieser Substanz, wie sie in Creta stattfindet
irrthümlich auf jene Insel übertragen ist. Eben so möchte
ich die Angabe M a riti’s bezweifeln, der Lefkara als den
Ort angibt, wo das Ladanum zumeist gesammelt wird.
In ähnlicher Weise bezüglich der Gewinnung des Ladanum
äussert sich auch L e Br u n (Voyage au Levant p. 362).
Er erzählt, dass diese Substanz zu Lefkara (soll wohl heissen
Lefka) gesammelt wird, die nach seiner Meinung als Thau
auf eine halbfusshohe salbeyartige Pflanze fallen soll. Zu
diesem Zwecke werden die Ziegen vor Sonnenaufgang auf
die Felder getrieben. Es klebt, indem sie da weiden, das
halbflüssige Harz an ihre Barthaare. Des Jahres einmal wird
ihnen dann der Bart abgeschnitten und das über Feuer leicht
schmelzbare Ladanum daraus gewonnen. Man nennt diess
Jungfern-Ladanum (Lad. vierge); die schlechtere Sorte erhält
man von dem Haarschopfe über den Fesseln der Hinterfüsse
der Ziegen. Eine andere Art das Ladanum zu sammeln —
fährt L e Br u n fort -— besteht darin, dass zwei Menschen
einen dicken Strick von Kuhhaaren über die oben genannten
Pflanzen hinwegziehen und endlich mit Hilfe eines Instrumentes,
das aus vielen kleinen Stricken, die an einem kurzen Stiele
angeheftet sind, besteht, und womit man die Pflanze auf
gleiche Weise behandelt. Das auf die letztere Weise gewonnene
Ladanum ist von minderer Qualität und sehr
grob, indem es zugleich mit vielem Sande verunreinigt wird.
Uebrigens setze ich in die Angabe, dass das Ladanum
noch vor hundert Jahren ein Volksarzneimittel war und sowohl
innerlich als äusserlich angewendet wurde, keinen
Zweifel, eben so wenig, dass man es als Präservativ gegen
ansteckende Seuchen in den Händen trug und zuweilen
daran roch.
Ungeachtet der Cistus creticus Lin n . a. genuinus Willk.
über die ganzen Mittelmeergegenden verbreitet ist und ausser
den beiden genannten Inseln auch in Calabrien, Sicilien, in
Griechenland, Macedonien und in Anatolien vorkömmt, so
ist mir doch nicht bekannt, dass Ladanum davon auch anderswo
ausser in Creta und Cypern gewonnen wird.
Da offenbar die Gewinnung des Ladanum durch weidende
Thiere älter sein muss, als durch Insrumente, erstere
aber noch jetzt vorzugsweise in Cypern üblich ist, während
man sie in Creta kaum kennt, so ist wohl begreiflich, dass
diese Substanz ursprünglich von Cypern aus bekannt wurde,
und diese Insel, nicht Creta das Vorrecht hatte, die Insel der
Kopherpflanze (K v t i q o g ) zu heissen. ■—
Schliesslich möchte die Frage, ob ausser dem Cistus
creticus nicht auch andere Arten, deren es im Oriente und in
den Mediterranländern von Spanien bis Griechenland und
Kleinasien eine Menge gibt) ein gleiches oder ähnliches Product
liefern, hier nicht am Unrechten Platze stehen.
Hier kann, was Cypern betrifft, nur von Cistus monspel-
liensis Linn. die Rede sein, da derselbe rücksichtlich der
Bedeckung mit Cistus creticus die meiste Aehnlichkeit hat.
Die anatomische Untersuchung stellt in der That das Vorhandensein
der dreierlei oben beschriebenen Haarformen
auch an dieser Pflanze heraus. Der Unterschied der Drüsenhaare
von Cistus monspelliensis Linn. und jener von Cistus
creticus besteht nur darin, dass dieselben bei jener Art um
mehr als 3/4 Theile kleiner sind. Wenn diese Drüsenhaare
auch eine harzige Substanz abscheiden, so kann diese bei
dem Umstande, dass die Haare zugleich viel sparsamer sind,
doch nur so gering sein, dass sie weder durch das Gefühl,
noch durch das Gesicht wahrgenommen wird. Dass aber
dennoch eine kleine Menge von Harz ausgeschieden wird,
verräth der Geruch der Pflanze.
Ein von dem cyprischen und cretischen Ladanum verschiedenes
Ladanum liefert bekanntlich der Cistus ladaníferas
Linn. in Spanien und Portugal. Es werden zu diesem
Zwecke die beblätterten Zweige ausgekocht, die erhaltene