stände Tags darauf in gewünschter Anzahl wieder zu erhalten.
Ich bewunderte diesfalls die Anstelligkeit, dabei aber zugleich
die Gewerbsthätigkeit der Jugend, der sich aber mit der Zeit
auch das Alter anschloss. Auf diese Weise entstand, sobald
wir zu Hause waren, ein fortwährendes Kommen und Gehen
und es war nicht möglich, sich auch nur auf eine kleine
Zeit unabhändig von diesem Getriebe zu machen. Seltene
Pflanzen, Insecten oder verschiedene andere Naturalien kamen
auf diese Weise zu Hunderten in unsere Hände.
Wer so das Tagewerk zwischen Beobachten und Sammeln
getheilt, wozu meist kleinere und grössere Excursionen nöthig
waren, dem war die Ruhe am Abend wohlthuend und erquicklich.
Mit dem Sinken der Sonne ging Tag für Tag das
Concert der Nachtigallen an, deren helle und gut geschulte
Stimmen ihnen den Rang von Primadonnen auch Europa nicht
streitig machen könnte, darauf folgten die bescheidenen Käuzlein
und lullten uns so fest in den Schlaf, dass wir selbst der
Peiniger nicht gewahr wurden, die sich von unserem Blute
wohlzuthun nicht scheuten.
Die Häuser sind hier alle aus Bruchsteinen gebaut, wozu
der anstehende äusserst feste dunkle Diorit in seinen durch Verwitterung
entstandenen natürlichen Trümmern das Material hergab.
Die Verbindung der Steine ist durch einen meist magern
und nur zuweilen plastischen Lehm bewerkstelliget. Weder von
einem Verputz der rohen Wände noch von einer Kalktünche ist
die Rede, daher alle Häuser ein düsteres dunkles Ansehen
haben. Die Decke ist fast horizitontal und über das Gemäuer besonders
nach vorne vorspringend, an der Hinterwand des Hauses
mit dem ansteigenden Boden in Verbindung. Man kann also
von der Rückseite des Hauses das Dach unmittelbar vom
Boden besteigen, und wie auf einer Terrasse darauf herumwandeln.
Bei der Benützung des engen Raumes, der kaum
fussbreite Wege zwischen den Häusern zulässt, wandeln die
Bewohner von Prodromo grösstentheils über den Köpfen ihrer
tieferen Nachbarn.
Daraus sollte man freilich folgern können, dass‘das
Dach der solideste Theil des Hauses sei; das ist aber keineswegs
der Fall. Man verfertiget das Dach, indem man rohe,
unbehauene, häufig nicht einmal gerade Baumstämme oder
grössere Aeste derselben in der gegenseitigen Entfernung
von D/2 bis 2 Fuss auf die Mauerbank legt und den Zwischenraum
mit darüber ausgebreitetem Strauchwerk ausfüllt.
Ueber das Gesträuch wird lehmige Erde, so wie sie aus der
nächsten Nähe zu haben ist, in einer 6 bis 12 Zoll dicken
Schichte aufgeführt, möglichst gleichförmig ausgebreitet und
durch Holzwalzen zusammengedrückt und geebnet.
Es ist begreiflich, dass ein solches Dach, das übrigens
auch in den Städten ebenso aber etwas netter ausgeführt ist,
nur einem kurz anhaltenden.Regen widersteht,bei längererDauer
desselben aber durchlässig wird. Ich habe es nicht Einmal im
Oriente erfahren, dass mir, als ich Schutz vor Regen in den
Häusern suchte, die braune Jauche tropfenweise auf den
Kopf fiel, und dass ich die Gegenstände, die bei Benetzung
Schaden gelitten haben würden, noch durch eine besondere
Decke vor der ohne Unterlass niederträufelnden inquinirenden
Nässe schützen musste.
So war es auch hier. Das Gute dabei ist nur , dass
dergleichen improvisirte Douchen in dem grössten Theile des
Jahres selten, und auch dann, wann sie eintreten, gewöhnlich
von nicht langer Dauer sind.
Nur ein oder zweimal während der Zeit unseres Aufenthaltes
in Prodromo hatte ich die Gelegenheit, vor dem
Hause die Regentropfen im Ombrometer und innerhalb desselben
die mit huminsauren Salzen imprägnirten braunen
Tropfen des Daches auf einem besonderen Schutzdache zu
sammeln.
Aber auch die übrige Construction des cyprischen-
Bauernhauses entspricht den eben auseinander gesetzten
Grundlinien. Ausser der Thüre ist gewöhnlich nur e in
Fenster ang e b r a c h t e s versteht sich von selbst ohne Glas
und nur durch einen Laden beiläufig zu schliessen. Da das
letztere klein ist, so muss das Licht hauptsächlich durch die
Thüre seinen Eingang nehmen; hat man daher die beiden
Oeffnungen, wie es zuweilen die Umstände erheischen, ver