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rathskammer von Holz für Berg- und Schiffbau war, indem
seine Wälder von dem Innern des Landes bis zum Strande
reichten. Als der Libanon schon sich zu lichten anfing, bedeckten
noch unübersehbare Wilder das Eiland.
Wie Aegypten an Korn, so war Cypern an trefflichem
Schiffbauholzereich, und es wird begreif lieh, wie jenes waldlose
Reich, als sich seine Seemacht zu entfalten anfing, diese Insel als
seinen Edelstein in der Krone betrachtete. So viel auch der im
Schwünge betriebene Bergbau und die Ausrüstung der Flotten
dem Walde ans Herz ging, so lieferte Cypern dennoch selbst
noch zu Zeiten griechisch-persischer Kriege massenhaft Holz
für Schifffahrt und Kriegsflotten und langte damit noch bis
zu den Zeiten der Kreuzzüge aus, wo der Holzproduction der
Insel wahrscheinlich der Todesstoss gegeben wurde. Wo einst
die cyprische Eiche (Quercus Pfaeffingeri var. cypria K.) und
die wehrlose Eiche ( Quercus inermis K.) im Nordwesten der
Insel über Berg und Thal sich ausbreiteten und ohne Zweifel
dichte Bestände bildeten, sind diese grossen stattlichen Eichenarten
gegenwärtig auf sparsame nur sehr zerstreut stehende
Individuen beschränkt. Ebenso muss sich jetzt die Seestrandskiefer
(Pinus maritima Lam.) so wie der rothbeerige Wachholder
(Juniperus phoenicea L.), wenn auch kein zu beschränktes
Terrain doch diejenigen Misshandlungen gefallen lassen, die sie zu
einem krüppelhaften Wüchse erniedrigen, während sie ehedem
in kräftigen Formen und dichtem Anwüchse sich in die weiten
Strecken der Ebenen und des Tafellandes theilten. Bemüht um
einen schönen Baum des genannten Wachholders zu finden ist es
mir selbst auf der carpasischen Halbinsel und in der Gegend
von Tricomo, wo er als Nutzholz gefällt und verführt wird,
nicht gelungen etwas Besseres als von Stürmen im Wachs-
thume niedergehaltene krüppelhafte Individuen zu sehen.
Wie es seinem Gefährten der Seestrandskiefer ergeht, habe
ich bereits näher aus einander gesetzt. Vorzüglich sind es
Waldanflüge dieses Baumes, die von Gestrüppbränden am
meisten zu leiden haben.
Nur die karamanische Föhre in den höheren Gebirgsgegenden
blieb bisher möglichst geschont, ist aber jetzt
an die Reihe gekommen, um einer elenden und dazu noch
unzulänglichen Harznutzung auf die schmälichste Weise zu
unterliegen. Nur dort, wo sie in den Schluchten tiefer in die
Thäler herabsteigt oder wo ihr elende Saumpfade nahe
rücken, wird sie als Zimmerholz ausgehackt und auf Last-
thieren bis an die Küste geschleppt, um über die Insel hinaus
ihre Reise fortzusetzen. Ein solches Zimmerholzdepöt sah
ich z. B. in Galata am nördlichen Fusse des Troodos wo
4 5 Klafter lange 5 6 Zoll im Gevierte betragende Stämme
zum Transport an das Meer vorbereitet lagen. Solche Stücke
werden mit einem Ende dem Maulthiere auf den Rücken
gebunden und weiter geschleppt, kleinere Dielen -selbst zu
6 Stücken dem duldsamen Esel auf den Sattel gebunden und
von demselben sichtlich mit grösser Beschwerde fort-
balancirt.
Noch ein Waldbaum darf nicht übergangen werden, es
ist die Cypresse, und zwar jene Form mit horizontal abstehenden
Aesten (Cypressus horizontalis Mill.). Dieser prachtvolle
Baum kommt gegenwärtig nur vereinzelt oder in kleinen
Gruppen an den Abhängen der nördlichen Gebirgskette vor,
und man sieht es ihm a n , wie hart seinem Geschlechte zugesetzt
worden sein muss. Ausser diesen sporadischen
Trümmern einer ehemals sicher erfreulicheren Vegetation
fanden wir in der Nähe des Klosters Chrysostomo noch einen
ziemlichen Bestand von schönen, hoffnungsvollen jungen
Bäumen. Sollten diese vielleicht die Nachkommen aus jenem
über dem Kloster befindlichen paradisischen Garten sein,
von denen M a r iti (1. c. p. 137) Erwähnung thut?
Entnimmt man schon aus dem bisher Angegebenen, wie
wenig die Holzproduction dem Lande zum Nutzen und wie
geringfügig der Handel mit Bau- und Brennholz i s t , so ist
die Verwerthung als Kohle sicherlich noch weniger ergiebig.
Wird der Kalk zu technischen Zwecken durchaus mit Gestrüpp
gebrannt, so muss die Erzeugung und Verwendung
der Kohle nur auf die unumgänglich nöthigsten Fälle beschränkt
sein. Nur ein einziges Mal und zwar an der Nordküste der
Insel war ich so glücklich eine Kohlenbrennerei zu beobachten.