festigten Klöstern, das Kloster Hagia Napa als Muster eines
comfortabeln in Quadern aufgeführten Baues dienen. Ueberall
steht die Kirche, das eigentliche Sanctuarium, von den Wohnungen
der Mönche und den Wirthschaftsgebäuden umgeben
in der Mitte eines dadurch gebildeten Hofraumes. Die grosse
Zahl der Zellen geräumig und luftig, sowie die Grösse des
gemeinschaftlichen Versammlungs- und Speiselocales lassen
auf eine ehedem grössere Bevölkerung des Klosters schliessen.
In Chrysostomo, wo jetzt nur e in Mönch lebt, hatte Herr
K o ts c h y vor 15 Jahren noch mehrere gefunden. Ali Bei
zählte vor 56 Jahren deren drei und Mariti gibt vor 100 Jahren
ihrer 10 bis 12 an. Unter dem Porticus, welcher von zwei
Seiten den Hofraum des Klosters Hagia Napa einschliesst, gibt es
11 ganz ansehnliche Zellen, von denen dermalen keine einzige
bewohnt ist. Nur ein einziger Papa mit seiner Gemalin weilt in
diesen weitläufigen Gebäuden. Dasselbe ist auch der Fall
in St. Barbara, Acheropithi, Morphu u. m. a., die ihren Räumlichkeiten
nach das 5—lOfache an Conventualen aufnehmen
könnten. In der Regel finden sich selbst in den grössten
Klöstern nur 5^—8 Mönche, nur Chrysoroiatissa macht eine
Ausnahme, wo ihre Zahl gegenwärtig noch auf 12 steigt.
Auch das Aussehen dieser gottgeweihten Schaar ist
nicht sehr erbaulich. In geflickten Talaren und zerrissenen
Stiefeln, das Haar unter dem schwarzen Barete in langen
Locken hervorquellend und mit dem Barte verschmelzend,
Indifferentismus und Arbeitsüberdruss im Blicke und im
schleichenden Gange bekundend, machen sie, so gutmüthig
sie auch im Allgemeinen sind, keinen befriedigenden Eindruck.
Kommt nun noch ihre gänzliche Unbekanntschaft mit der
Welt, die Ignoranz über Dinge, die sie tagtäglich berühren,
die Gleichgiltigkeit für Alles, was ausser dem Bereich der
Klostermauem liegt, so ist eine solche Existenz nur eine
vegetative zu nennen.
An den meisten Klöstern finden sich aus den Zeiten
ihrer Gründung grössere oder kleinere Gärten mit herrlichen
Obstbäumen, die schon durch ihr Alter ehrwürdig sind oder
durch ihre Seltenheit aufallen, wie Ficus Sycomorus■, Cordia Mixa,
Liquidambar orientulis u. s. w. Aber alle diese Klostergärten
sind verwildert, manche sogar verödet, ohngeachtet die zum
Kloster führendenWasserleitungen sich meist noch im erträglichen
Zustande befinden. An Anbau von Gemüsen denkt Niemand;
man geniesst lieber die stachligen Sprossen von Capparis
spinosa, und die lederartigen Blätter von Critmum maritimum,
als Kohl, Salat u. s. w. In Chrisoroiatissa umgibt das Klostergebäude
statt Gemüsearten ein mehr als mannshoher Wald
von Giftschierling (Conium maeulcctwn) !!
Auffallend ist die Verschwendung an Gold bei sichtlicher
Vernachlässigung alles dessen, was die Ordnung erheischt.
Die Altarbilder strotzen häufig von Gold*), nicht blos im
reichen Grunde, worauf sie gemalt sind, sondern auch in
Rahmen und Bekleidung, während alles übrige in der Kirche
ein wahres Gerümpel ist. Das viele Licht von Wachskerzen
und Oellampen erhöht zwar den mysteriösen Eindruck der
im griechischen Geschmacke gemalten Heiligenbilder, lässt
aber das Herz kalt und trägt noch weniger zur Erhebung
des Geistes bei. Wie wenig dieser Zweck auch bei den
Glaubensbekennern erreicht wird, b.eweiset das fortwährende
Kommen und Gehen derselben, die alles damit gethan zu
haben glauben, wenn sie die Dutzende der Heiligenbilder an
der Iconostasis der Reihe nach abgeküsst haben. Merkwürdig
ist zu sehen wie weit der Heiland (Christos) gegen
die Mutter Gottes (Panagia) im Hintergründe steht, indem
wahrlich nicht aus Zartsinn für das schöne Geschlecht, diese
rechts, jener links am Altäre postirt ist, und überdies die
Panagia oft noch durch einen Thronhimmel und glänzenden
Fhtterkleidern ausgezeichnet ist, während alles dies bei
Christos mangelt.
Aber auch für sämmtliche Apostel und andere Heilige
ist eine gewisse Rangordnung festgestellt, welche freilich nach
Umständen Modificationen erleidet. So finden sich, um ein
Beispiel zu erzählen, zwei heilige George in zwei nicht weit
*) Ueber die in der Kegel ein russischer Adler schwebt!