
D E R L I T H O G R A P H I S C H E S C H IE F E R .
V e rb r e itu n g und A lte r.
Z u den w ichtigsten Perioden der Geschichte u n se re r Erde geh
ö rt je n e , während welch e r die u n te r dem Namen des ü olith oder
Jiirn ziisammengernssten Formationen sich gebildet haben. Ihre Zeit
fällt zwischen die nä ch st a ltere Periode der Trias und die nächst
jü n g e re der Kreide. Die Gebilde der Oolilli - oder Ju ra - P e rio d e, die
w o h l auch das geologische .Mitteialter genannt w ird , scheinen einigen
Ländern zu fehlen, wofür sie sieh in an d eren , wie in England,
Deutschland und Fran k re ich , uiannigfnitig entwickelt und dabei so
mächtig d a rs te lle n , da ss sie ganze Gebirge znsammetiselzen. Die
g enauere ü n le rs chc ldiing und rela tiv e Aitersbestinimuiig der e in zelnen
Formationen d ieser umfangreichen Periode ging von England
a u s , wo William Smith ( 1 8 1 5 — 1 8 1 6 ) es w a r, der auf Grund des
Gehaltes an Versteinerungen eine Trennung v e rsu c h te , und zwa r mit
so günstigem Erfolge, da ss Conybeare und Philipps nur n ö th ig hatten,
die betretene Bahn weiter zu v e rfo lg en , um die Gebilde der Oolith-
Periode England’s in ein v o lls tän d ig eres System zu bringen. Die
V ersu c h e, dieses System auch a u f andere Länder aiizuwcndeü, entsp
rachen den Erwa rtu n g en nicht. F ü r Frankreich und Deutschland
bedurfte e s e iner se lb ststän d ig en Auffassung der V erhältnisse, die
w ir für c rsteres Laud Diifrénoy und Elie de Beaumont, für letzteres
Leopold vo n Buch (Der Ju ra in D eutschland, 1 8 3 7 . S. 6 5 ) v e rdanken
, dessen Scharfsinn diese umfangreiche Periode in drei wohlbegrenzte
Gruppen z e rleg te , in den unteren Ju ra oder T r ia s , den
mittleren Ju ra und den oberen Ju ra. Diese znnäciist für Deut.sclilanil
berechnete Eintheiliing bewäh rte sich .auch für Frankreich und Engla
n d , indem sich auch in diesen Landern die verschiedenen Formationen
bequem in die drei Gruppen unterbringeii Hessen. Seitdem
sind die einzelnen Schicliteii der Forinatioiien der Jiira-Periode immer
gen au e r du rch fo rs ch t wo rd en ; namentlich w aren cs Queustcdt und
d’Orbigiiy, die', e rs tc re r für den Scliwnbischen Ju ra und letzterer für
den Fran zösischen, eine Anzahl von Formations-Gruppen aufslellten.
A. Oppel (Die Juraformation Frankreich’s , England’s und des sü d w
estlichen Deulsfliland’s etc., 1 8 5 6— 1 8 5 8 ) unterzog sich hierauf
der schwierigen A rb e it, nielli a lle in , wie bish e r g e s c h a h , die
Scliichlengi-uppen, so ndern a u ch , so weit es möglich w a r , die einzelnen
Glieder, nachdem er deren Bildung in den genannten drei
JJindern der Ju ra - Periode durch eigene Anschauung kennen gelernt
h a tte , einer vergleichenden BearbeiUing zu unterwerfen,
und dabei die Grenzen der einzelnen Horizonte, so wie die gleichalterlichen
Glieder für die verschiedenen Gegenden hervorzuiieben.
Durch diese den Ausgangspunkt für künftige Untersuchungen über
die Gebilde der Ju ra - Periode abgobende Arbeit wird die Brauchbarkeit
der von Bnili aufgeslclllen drei Fo rm a tions-Gruppen des Jura
aufs Neue bestätigt.
Der lithographische Schiefer is t ein Gebilde der Ju ru -P e rin d e .
Lange Zeit wurde er für eine lokale E rsch e in u n g , für eine auf eine
kleine Strecke des miUlercn Bayern b eschränkte Formation gehalten.
Die Kichtigkeil d ieser Ansicht ward um so wen ig er bezw eife lt, als
das Gebilde fortwährend einen g ro ssen Beiehlhiim an eigcnthüm-
iichen Versteinerungen entfaltete. Nachdem es Jedoch gelungen war,
lleini. V. iUij-cr, lUliOer. Scliltf.T.
denselben Schiefer im südtvestliehen Theil der benachbarlen Schwäbischen
Alb aul'zufinden, wurde er für eine Deutsche Bildung des
oberen Ju ra erklärt. Es w äh rte iiidess nicht la n g e, dass ganz dieselbe
Bildung auch im Französischen Aiii-Departement nachgewiesen
wurde. Au eine lokale Formation w a r nun nicht mehr zu denken;
vielmehr ste llte e s sich h e ra u s , dass die Ausdehnung d ieses Schiefers
mit der Bichtung Zusammenfalle, welche der Ju ra Deutschlaiid's
und Fran k rc ich 's e inhält, und da ss er als ein c o n stantes Glied desselben
zu betrachten se y (Palaeo n to g rap h ic a , IV. S. 4 4 ) .
Auf der K a rte , welche Üppel seinem Werke beigefügt hat und
eine übersichtliche Darstellung vo n der Verbreitung der Gebilde der
Ju ra Periode in England, Frankreich und dem südwestlichen Deutschland
enthält, lä sst sich die auf Deutschland, die Schweiz und F ran k reich
kommende J u r a -Z o n e , der der lithographische Schiefer ange-
hürt, deutlich verfolgen. Nördlich vom .Main und westlich von der
Regnitz begrenzt, zieht der Fränkische Ju ra fast N S. zur Donau bei
Regcnsburg; h ierauf nimmt der Ju ra seine Richtung nach S W. und
bcgicbt sieh, dieselbe beibelialtend, unter Bildung der Schw.äbisclien
Alb und des Schweizerischen Ju ra ins Französische Ain-De|>artement
zur Rhône; ste llenweise w ird er selbst noch südlicher wahrgenommen.
Für Bayern und die Schwäbische Alb lä s s t sich als S U. Grenze die
Donau und für den Scliweizerischeii Ju ra die Aar, der Neuchateler und
der Genfer See annchmcn. An den beiden Enden dieser Erstreckung,
nämlich in der Gegend von Kelheim und der überhaupt von der Altmühl
diirchsclmittenen Gegend Bayern’s an dem einen und zu Cirin
in Frankreich am anderen Ende, is t der lithographische Schiefer am
besten en tw ick e lt, und es liegen hier auch die Stellen, welche weite
re Aufschlüsse über seine Lageruiigsverhältnisse liefern. In der
Schwäbischen All) ist es die Gegend von Nusplingeii, wo der lithographische
Schiefer noch am besten auflritl. Es wäre nicht unmöglich,
d a ss derselbe auch im Schweizerischen Ju ra an slü n d e; ich erinnere
mich wälirend der Versammlung der Gesellschaft der Schweizerischen
Naturforscher im Juli 1837 zu Neuchâtel in La Chanx-de-Fonds gelungene
Versuche gesehen zu h ab en , die über die Anwendbarkeit
eines im höchsten Theil des S a g iie -T h a is über Corbatière brechenden
Kalkschicfcrs für die Lithographie angestellt wurden. Der
Schiefer is t auch hier wie and erwä rts der lithographische Schiefer
mit Dendi-ilen bedeckt. Eine ähnliche Vermuthung lie sse sich se lbst
für die N W. Grenze des Ju ra im Französischen Maas - D epartement
au fstellcn , wo Buvignier einen einheimischen Schiefer zur Anfertig
ung der 17. Tafel se ines Atlasses hat verwenden la s se n ; doch soll
dieser Schiefer aus Jen mittleien Bänken des Coralrag’s von Verdun
(.Meuse) hcrrühren (ü p p e l, Jurafoimation e tc ., S. 7 7 6 ) .
Ueber das Aller der Formation des lithogr.iphischen Schiefers
w a r man schon zur Z e it, wo man ihn nur aus Bayern k a n n te , v e rschiedener
Ansicht. L. v. Buch (Schreiben an Brongniart, im
Journal de P h y s iq u e, ü c tb r. 1822. t. 9 5 . p. 2 5 8 ) hat schon frühe
n a eh gcwiesen , d a ss der Schiefer in Bayern dem Ju ra angehöre und
auf iingeschiehtclem Dolomit ruhe, der nördlich weiter als der Kalkschiefer
sich ausdehne. Später v e rlegt er (Ju ra in Deutschland, 1839.
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