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S y s t e m a t i s c h e U e b e r s i c h t
der
P T E K O D A C T Y L N
ulit Angabe ilirer Verbreitung.
n ’ERODACTYLl. — Saurier mit
einem diircIi aiifTaDcndc Ver-
langening seiner Glieder entstandenen
Fliigfinger.
A. D i a r 11) r i- Mit zweigliedrigem
Fliigfinger.
Ornitlioptunis Lavateri Meyer . .
B. T e t r a r t h r i . Mit viergliedrigem
Fliigfinger.
1. D e n t i r o s t r e s . DieKieferbis
Zinn vorderen Ende mit Zähnen
bewa fin et; Kiiochenring im
Auge ; kurzes , bewegliches
Schwänzchen.
Pterodactylus longirostris Cuv.
„ scolopaeiceps Meyer .
„ Kochi Waglcr . . .
„ medius .Münst. . .
„ propinqiius Wagner .
„ e ra ssiro stris Goldf. .
„ lougicollum Meyer
„ longipes-Münst. *)
„ secundarius Meyer*)
„ Würlembergiciis Quenst.
„ dubius -Münst. *) . .
„ grandipclvis Meyer .
„ rhamphastinus Wagner
„ brev iro stris Cuv. .
„ Meyeri Münst, . .
„ micronyx Meyer . .
„ grandis Cuv. *) . .
„ vultiirinus Wagner *)
„ c rassipcs M eyer*)
„ Cirinensis Meyer*) .
„ giganteus Bowerb. .
„ conirostris üw cn . .
„ Cuvieri Bowerb. . .
„ compressirostris Owen
„ Bucklandi .Meyer *) .
„ liasicus Quenst. *)
2. S u b u l i r o s t r e s . Vorderes
Kieferende zah n lo s; keinen
Knocheniing im Auge ( ? )
langer, ste ifer Schwanz.
Kliampliorhynchiis Gemmingi Meyer
„ longicaudus Münst. spc. .
„ macronyx Biickl. spc.
*) Ob Dcntiroslr«?
Ober-Corol- Gross-
Weaiden. Portlaad. rag (liUiogr. (ß a lh -) Oker-Lias, Unter-Lias. |
Eichstätt.
Eichstätt.
Kelheim.
Daiting.
Bayern.
Bayern.
Eichstätt.
Soleiihofen.
Bayern.
Nusplingen.
Bayern.
Eichstätt,
Eichstätt.
Kelheim.
Solenhofcn,
Daiting.
statt.
Cirin.
Eichstätt.
Nusplingen.
Eichstätt.
^Wiirtem •
bei-K.
Baden.
Deu tsch land
(Banz,
Bo ll),
England.
hcrg.
B c s e lire ih u n g d e r P te ro d a c ly ln au s dem lith o g ra p liis c h e ii S c h ie fe r und dem Lias.
ORNITHOPTERÜS.
OKMTliOPTEKCS LAVATERI.
Taf. VI. Fig. 5.
Pteroitaclytus .............................. II. v. Mtsaii, in Jahrb. f. Mineral., 1837.
S. 568. 676.
Ptcrodaclÿlus Laraleri, . . . H. v. .Mïïeii, in Jahrb. f. Miacral., IÖ38.
S. 416. 667. 668.
Pl. Lavateri ( Omilhoptenis
L a v a t e r i ) . ..............................H. v. Meveo, in Jahrb. f. Mineral., 1838.
S. Ö68.
Pt. l,Oimlltopterus) Lavateri,. H. v. Meveb, iiiPaliieoiitogrnphion, 1. 1 (1846).
IR, Ilomocnsa’irna Maximiliani und
orhynchiiM ( Plcrodactylua ) Innçi-
Bei einem Besuch in Zürich im Ja h r 18.37 fand ich in der v o r mir
doch öfter schon durchsuchten berühmten allen Lava te r’sclieii Sammlung
u n te r Fisch - Versteinerungen von Suleniiofen in demselben
Schiefer Ueb e rre ste, die mich aufs liöchstc ü b e rraschen mussten,
w en ig er weil sic in Resten von Pterodac lylus b e stan d e n , die bisher
g anz unbeachtet geblieben w a r e n , a ls au s dem Gru n d e , weil die
eine der beiden vorgefiinilenen Versteinerungen einen Fliigfinger
en tliie lt, der auffallende Abweichungen von dem d a rb o t, was man
glaubte für den Fliigfinger aller Pterodactyin nnneiiinen zu dürfen.
Ich habe diese wichtige Platte und die mit überlieferte Gcgenplatle
Taf. VI. Fig. 5 abgebildet.
Vom Flugfinger is t das letzte und v o rletzte Glied vollständig
ü b e rliefert; e rs te re s e rgiebt 0 ,0 3 8 , letzteres 0 ,1 0 7 Länge. Das
le tzte Fingcrglied misst d aher kaum mehr als ein Drittel vom v o rle
tzten. Dieses Verhältniss w a r noch an keinem ändern Pterodacty-
liis beobachtet, und s te h t auch nocli je tz t nach Verlauf vo n mehr als
2 0 J a h re n , während welch e r Zeit an der .Viiffmdung vo n Ptero d
aclyln kein .Mangel w a r , allein da. In den gewöhnlichen Ptero d
aelyln misst das letzte Glied kaum oder docli nur unbedeutend
w en ig e r, in den Khainphoihynclien so g a r noch e tw a s mehr als das
v o rletzte.
Mil die.ser auffallenden Erscheinung sind aber bei der Versteineru
n g in der L av a le r’sch eu Sammlung noch andere nicht weniger
wichtige Eigeiithümlichkeile’n verbunden. Alle übrige Ptcrodactyln
ergeben für den Flugfinger ohne den .Mittelhandknoelieii vier Glieder,
von denen das e rste nur an einen Knochen der .Mittelhand einlenkt.
Hier findet sich nun. d a ss der Fliigfinger nur zwe i Glieder zählt, und
d a ss das e rste Glied an seinem oberen Ende zugleich mit zweien
Knochen s ta tt mit einem verhiindcii ist.
-Man kann sich hiebei des Gedankens an eine Missbildung, an
ein vcrkiinimertes Flugorgan v on einem Pterodactylus nicht erweli-
reti, der jedocli wieder versch eu ch t wird, wenn man sieht, wie voll-
konimcn g esund die Knochen und deren Beriihruiigsfl.äciien au sgebildet
s in d , iiud d a ss diese Bildiiiigswcise wohl für einen Pterodacty
lu s e tw a s cigeiitliümiiches b e s itz t, im übrigen aber nicht ohne
Analogie dastclil. Die beiden Kn o ch en , in die der Fliigfinger einle
n k t, werden der .Mittellmnd nngeliören. Nun ab er lenkt in den
Vögeln ebenfalls der dem Flugfinger vergleichbare, au s zwei Gliedern
und e tw a nncli einem Rudiment eines dritten Gliedes be steh en d e, im
Ganzen kürzere liaiipifmger der Hand in zwei Miltelliaiidknocheii ein,
hauptsächlich aber nu e in en ; w a s auch hier der Fall i s t , indem der
andere Knochen mehr seitlich v on einer Geleiikiläclie aufgeiiom-
inen wird.
Das letzte Glied des Fliigfingers sp itzt sich allmälilich z u ; sein
ä iis s e rs lc s Ende bildet eine gerade konische Spitze, ohne irgend eine
S|)ur vo n Gelenk- oder .Uisatzlläclie, die man bisweilen bei ändern
Pterodaclyln, nainentlicli bei Rliniiipliorhyiicliiis, wahiniiumt. Dieses
Glied liegt mit dem v o rletzten eben so g e rade und fest wie die Fingerglieder
der Ptcrodactyln zusammen. Das v o rletzte Glied ist in
Folge se iner hohlen Heschaffeiilieit der Länge nach eingedrückt.
llci-ni. V. Jlcycr, lillwxr. Schiefer.
Zur Aufnahme der beiden .Mittelhandknochen is t e s am oberen e twas
ausgebreiletcn Ende mit zwei unter einem stumpfen Winkel verbundenen
Gelenkflächen v e rse h en , von denen die g rö s s e r e , die
rechtwinkelig zur Knoclienaxo liegt, zur Aufnahme des einen .Miltel-
iiandknochens schwach concav ist. Der andere .Mittelhaiidknochen
liegt zugleich der kleineren schräg gerielilctcn Geienkiläche des
l'Tugllngers und dem zuvor e rwähnten .Miltelhandknoclien a n , wozu
sein Ende e tw a s gegen diese beiden Knochen hingebogen i s t , was
zugleich Vcraalnssung zur Bildung eines offenen Raumes z « isch e n
den beiden .Viittelhaiidknochen g ieb t, wie in den Vögeln. Die beiden
.Mittelhaiidknoclien sind von ungefähr gleicher S tärk e, die kaum
mehr b e trä g t, als der gegen sie gericlilcle Theil vom Fliigfinger.
Am ß ru d ien d e e rh ä lt man einen mehr rautenförmigen Querschiütt.
Die Knochen sind überhaupt wie in den Vögeln und Pterodaclyln
seh r hohl. Es is t zu bedauern, d a ss von den Mittelliandknochen nur
ein Theil, wie e s scheint der k ü rz e re , v o riie g t, doch genügt dies,
um wenigstens die Gewissh eit zn e rlan g en , d a ss diese Knochen
nicht kurz waren.
ln der Gegend der Milteihaiidknoelicn werden noch Glieder
wabrgenommen, die vo n zwei kurzen, scliwachen Fingern herrühren,
von denen e s sich jedoch n icht mehr erkennen lä s s t, wo und wie
s ie angebracht waren. Von dem in der Nähe des .Miltelhand-
luiochens mit gebügeiiem Kopfe liegenden Finger Hesse es sich
d e n k e n , da ss er an dem ausgeschnittenen Ende d ieses Knochens
g e sessen h ä tte ; je tz t is t er mehr auf den Knocheiikörper hingeschoben.
An der erwähiilcii Stelle dieses Mitlelhandknocheus
tr itt in den Vögeln ein Finger auf, der aus einem oder zwei Gliedern
b e s teh t, wälirend hier sich drei vorfinden, und zwar von einer Be-
schaffeDheit, au s der sich entnehmen lä s s t, d a ss sie nicht durch
Rollengeieiike verbunden w a r e n , vielmehr einen Finger zusammen-
s e tz le n , der wie der Fliigfinger s te if war. Von diesen drei Gliedern
w a r das nur unvollständig überlieferte e rste Glied jedenfalls das
lä n g s te , denn w a s davon v o rlie g t, en eic lil schon die Länge des
zweiten Gliedes, für die man 0 ,0 1 2 e rh ä lt; das dritte, weit schmächtig
e re , als Abdruck überlieferte Glied ergiebt nur 0,01. Von einem
Klauenglied wird nichts wahrgeiiominen, sein Ende geht nicht spitz
a u s , doch is t es nur schwa ch aufg e trieb en , und daher zweifelhaft,
ob überhaupt noch ein Glied daran an gebracht war. Das auf der
ändern Seite des Fliigfingers liegende Glied ergiebt ebenfalls
0,01 L än g e , is t aber eher noch schmächtiger und gleichförmiger,
auch an beiden Enden gleichförmig schwa ch aufgetrieben. In der
.Nähe weiden undeutliche Ueberreste von einem Knöchelchen watir-
genominen, welche man einem stärkeren KlaiiciiglicJe beilegen
köiiute, das indess der Bestätigung bedarf. Bestand die Hand nur
a u s diesen drei F in g ern , so würde auch in der Zahl der Finger
Aehnlichkeit mit Vogel liegen. Es frag t sicli fern er, welcher Finger
zum Flugfinger ausgebildet w a r ; in der vierfiiigerigen Hand aller
übrigen Ptcrodactyln is t es der äu ssere F in g er, der diese Bildung
an sich träg t. Bei einer dreifingerigen Hand wäre es nicht unmöglich,
da ss, wie in den Vögeln, der mittlere Finger sich a ls Fliigfinger
darsfelite.
Es fällt überliaupt s c hw e r , sich einen richtigen Begriff von der
vollständigen Hand zu machen. Die geringere Zahl der Glieder des
Fliigfingers und dessen Einleiikung an einen aus zwei längeren Kiio-
chen bestehenden Mittelliandknochen entspriclit eben so seh r dem
Typus in den Vögeln, als es dem Typus der übrigen Pterodactyin
w id e rstre ite t, wozu noch kommt, d a ss in letzteren zwischen Flug-
lingei und .Millelhand ein Haiipigelenk vorhanden w a r , während
diese Stelle in dem T h ie r, von dem vorliegende Versteinerung h e rrü
h rt, schon wegen der Vereinigung von drei Knochen, eher noch
ste ifer als die Gelenkverbindung der Flugfingerglieder geM'esen seyn
imissle. Gleichwohl stimmt die Beschaffenheit der Knochen so sehr
mit der in den Pterodactyin überein, d a ss ich das Thier von letzteren
n icht aiisscliliessen möchte. Ich habe es daher als eine eigcnlliuin-
liche Form unter dem g ew is s passenden Namen Oriiithopteriis aufgeführt
und die Species 0 . Lavateri benannt.
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