
röthlich-braunem .Schiller. Hierzu gehören auch wohl die im Archiv für Anatomie
u. s. w. 1876, Taf. V I I Fig. 2, 4 abgebildeten Köpfe, ferner unser Holzschnitt No. VI.
Weniger eine Varietät als eine selbstständige Art würde der Troglodytes ToMgo Duvern.
(Tr. Koolo-Kumba, Tr. Nschiego-Mbuwe, Tr. Aubryif) bilden, zu welchem Mafuca, sehr
wahrscheinlich aber auch der von mir im Archiv für Anatomie a. a. O. Fig. 1 abgebildete
Anthropoid, ferner jenes. Thier mit breiter Nase, niedriger Oberlippe und kleinen
Ohren gehören, von welchem letzteren ich die Gipsmaske in der Zeitschrift für Ethnologie
1876, S. 121 habe abbilden lassen. Ferner ist hierzu wohl das S. 145 erwähnte
Thier des Museums von Havre zu ziehen. Der Artname Tschego ist deshalb schlecht
gewählt, weil N’söqo, Nje'öqo etc. in den westafrikanischen Dialecten nur einen chim-
panseartigen Affen im Algemeinen, im Gegensatz zum N ’Glna oder M^Püngu, NT’ungu
d. h. Gorilla, bedeutet. Da aber neue Namengeberei in der modernen Zoologie mit Hecht
unbeliebt ist, so würde man sich vielleicht mit Düvernoy's älterer Bezeichnung begnügen
können, falls einmal die Selbstständigkeit dieser Art entschieden würde. Von dieser
fraglichen Art ist nur das Weibchen bekannter,, sehr wenig ist es das Männchen.1 2 Ein
eingeborener Name dafür ist dem Verfasser dieses Buches nicht bekannt geworden.
LrviNGSTONE hat bekanntlich als Bewohner von Manyöma's den Soko erwähnt.3
Dieser Soko bezieht sich auf ein chimpanseartiges Geschöpf mit grossen Ohren, breiter
Nase und niedriger Oberlippe. Dies Thier wird folgendermaassen beschrieben: „His light
yellow face shows of his ugly whiskers and faint apology of a beard; the forehead,
villanously low, with high ears,- is well in the background of the great dog-mouth; the
teeth are slighty human, but the canines show the beast by their large development.
The hands, or rather the fingers, are like thojse of the natives" etc. Welcher Varietät
oder Art nun der Soko angehört, ist vorläufig noch nicht entschieden. Stanley erwähnt
anthropoider Affen (welcher Form ist nicht zu erkennen) in Marungu am Tanganyka,
in Uhombo und in Bubunga am Livingstone-Flusse.4 Nach E min-Bey (Dr. S c h n it z l e r )
findet sich ein Anthropoid in den aegyptischen Aequatorialprovinzen nördlich bis Massindi,
ferner in Uddu, Süd-Uganda.5 C. v. d. Decken endlich hörte vom Godja, einem in den
dichten Wäldern am Odzi und Djuba hausenden Anthropoiden.6 Alle diese Thiere bleiben
hinsichtlich ihrer systematischen Stellung noch gänzlich dunkel. A lein es zeigen doch jene
1 Fig 2 ein jüngeres, Fig. 4 ein älteres Exemplar. Beides sind Weibchen. Die Uniformität des Colorites
bei diesen Köpfen wurde lediglich durch die Art der chromolithographischen Ausführung bedingt.
3 Es bleibt übrigens vor-ffer Hand, bis auf weitere Untersuchungen noch unsicher, ob das von DüVERNOY
a. o. a. O. beschriebene Tchego-Skelet dasjenige eines gewöhnlichen alten Chimpanse-Männchens oder das einer
anderen etwa zu Mafuca’s Typus gehörenden Art sei.
3 The last journals of Da v id EIvingstone in Central-Africa, from 1865 to his death by H orace Waller.
London 1874 vol. II p. 52—55. Die Abbildung einer Soko-Jagd rührt von der Hand des bekannten Thiermalers
Zwecker her. Das daselbst auf S. 55 publicirte Bild eines sitzenden ju n g en Soko bezieht sich auf
ein chimpansenartiges Geschöpf.
4 Durch den dunklen Welttheil. Deutsche Ausgabe.'“ Leipzig 1878, II. Th. S. 48, 83, 317. 6 Petermann, Mittheilungen 1878, S. 441.
6 Reisen in Ostafrika. Leipzig 1871, II. Th., S. 308.
Nachrichten, dass tüchtiger Reisenden in Afrika noch grosse Aufklärungen über die Aul h ro-
p o id en erwarten.
Als Mafuca noch am Leben war und bewundert wurde,, tauchte von mehreren Seiten
her. die Vermuthung auf, das Thier möge ein Bastard von Gorilla und vbn Chiinpanse sein.
Beide Formen, leben in denselben Wäldern nebeneinander und ist die Möglichkeit einer
fruchtbaren Vermischung beider so- sehr nahe v e rw a n d te r 1 Affen a priori keineswegs
ausgeschlossen.2 Der schon S. 4 erwähnte Hr. v. K oppenfëls behauptete selbst derartige
Bastarde vor Augen gehabt- zu haben.3;!' Dass wie Meyer angiebt, zwei von
jj r . v. K oppenfels aus Westafrika an das Dresdener Museum verkaufte und von dem
Reisenden .für solche Bastarde erklärte Thiere (ein altes; und ein junges Männchen) die
klarausgesprochenen Charactere der Chimpanses an sich tragen,4 ; beweist nichts gegen
obige Annahme, denn K oppenfels kann, sich in seiner Autopsie getäuscht haben. Dasselbe
kann von Seiten eingebomer Jäger geschehen. Trotzdem würde eine solche Bastardirung
doch möglich sein. Ich selbst denke ja , dass, sich die Mafuca.-Drage auf dem S. 157 ff.
angegebenen Wege lösen werde, möchte aber; dennoch zu;weiteren Untersuchungen, auch
der B a sta rd fra g e , anregen. Spätere Reisende — es müssen dies natürlich g e s ch u lte
Z o o lo g en , nicht, wie häufig, Dilettanten in der Naturbeschreibung; s e i n w e r d e n in
dieser Hinsicht und so mancher, anderen die-Nâturgéschichte der Anthropoiden betreffenden
Frage noch ein weites, und dankbares Feld für ihre Arbeiten finden!
Auqh der Orang-Utan scheint Varietäten zu bilden,.. welche eine gewisse Konstanz
zeigen. Unterscheiden doch selbst die Malayen verschiedene- Formen des;, von ihnen im
Allgemeinen Maias genannten Thieres, Formen, welche sich schwerlich nur auf Geschleehts-
und Altersdifferenzen beziehen lassen, und-welche auch früher schon Anlass zii verschiedenen
Arbeiten gegeben haben.6 Sollten Zoologen über ein g ro s s e s Material; an Orang-Resten
gebièten,--so-sollten sie diese Frage einer erneuten, voruriheilsfreien■ Sichtung unterwerfen.
H a t1 mis doch H. von N a t h u s iu s in seiner vorzüglichen hinterlassenen Schrift6 daran
.gemahnt, wie wenig der Wissenschaft mit dem in der letzmn Zeit so beliebt gewesenen
einfa chen Ne'giren gedient wird.
1 Vergl. hierüber H a r t m a n n in Zeitschr. f. Ethnologie 1,876, S. 127 ff.
2 Vergl. a. o. a. O. S. 127. ' , J
* Martin schreibt hinsichtlich Mafuoa’s: „Wir haben es entweder mit- einem wirklich neuen Thiere,
oder wie die neuerten Mitteilungen des eifrigen OorillRjägers von Koppenbels zeigen mit einem Bastard von
Gorilla (Mämnclienj und Chimpanse (Weibchen) .zu thun etc. (cf. a..o. m O. S. 13).
* Sitzungsbericht der Ges. f. Natur- und Heilkunde zu Dresden. - XXVII. Sitzung 1876.
< vergl. u. A. die interessante Zusammenstellung in Reichenbach-s Naturgeschichte der Affen, 8. 184 tt.
0 Vorträge über Viehzucht und Rassenkenntniss. II Theil. Berlin 18««.