
begriffen war,, erhielt man Nachrichten durch den Matrosen E d o a r do L o p e z . Diese lassen
sich ohne Mühe auf den Chimpanse beziehen.1
Von da ab mehren sich die aus Afrika zu uns gelangenden Nachrichten über menschenähnliche
Affen. Man vergleiche die Notizen von P ed r o d a Qin t r a (V a l e n t in F e r d in a n d ) * 1 2
P a d r e M e r o l l a d a S o r r e n to , 3 F r o g e r , 4 S mith. 5 Letzterer bildet einen Chimpanse
unter der Bezeichnung Mandrill ab, unter welcher man übrigens den Oynocephalus Maimon
Less. zu verstehen pflegt.
Im Jahre 1641 erhielten wir die erste zwar kurze aber doch m o rp h o lo g isch gehaltene
Arbeit über einen jungen Chimpanse. Dieselbe rührt von N ico l. T u l p (T u l p iu s ),
dem durch R em br a n d t ’s bekanntes Meisterbild verewigten. Lector der Anatomie zu
Amsterdam, her.6 Eine vortreffliche, noch gegenwärtig in vieler Beziehung zu berücksichtigende,
anatomische Arbeit über ein 26 Zoll hohes, aus Angola stammendes C himpanse-
Männchen veröffentlichte E dw a r d T y so n . 7 Dieser Forscher gab seinem Thiere die
Bezeichnung „a pygmy“, indem er dasselbe mit den halbdunklen Nachrichten der Alten
über angebliche afrikanische Pygmäen in Verbindung zu bringen suchte. Die Pygmaen-
märehen haben freilich neuerdings durch die über Akka, Babongo, Doko und Buschmänner
gewonnenen Kenntnisse eine greifbarere Gestalt angenommen.8 Vieles über die
alten Nachrichten Veröffentlichte verdanken wir übrigens dem Fleisse und dem kritischen
Scharfblicke H u x l e y ’s . 9
In jener fernen Zeit nahm ein englischer Condottiere Namens A n d r ew B a t t e l aus
Leigh in Essex Militärdienste bei dem (damals königlich-spanischen) Generalcapitän von
Angola, D om M a n o e l S il v e ir a P e r e ir a . Der soldatischen Disciplin abhold, verliess
jener Abenteurer jedoch seinen Herrn und strolchte durch Monate in den tropischen Waldungen
des Hinterlandes der-Loango-Küste umher. P u r c h a s , einer der genialsten und
kenntnissreichsten geographischen Compilatoren aller Zeiten, veröffentlichte später B a t t e l 's
dortige Thierwelt geben würden und in gewissen Kreisen trug man sich (nach Andeutungen in den vorgeblichen
Hindu-Nachrichten) mit der Hoffnung, dort über das Vorkommen selbst men's'ch.enähnlich er Affen Angaben
erkennen zu dürfen. Es schien sich dies in harmonischerWeise um Notizen über wilde Menschen zu drehen,
hinter denen man Orang’s oder dgl. vermuthete. Indessen hat sich doch gezeigt, dass Lieutenant Wilford, einer
der Hauptverbreiter der indischen Bücher über Tschandristän, von geriebenen Pandits in ähnlicher Weise mit
gefälschtem Machwerk geprellt worden sei, wie derzeit unsere Gelehrten mit dem Palimpsest des Uranios und
mit vielen der moabitischen Alterthümer, wie Abbé Domenech mit dem „Livre des sauvages“ etc.
1 Vergl. Pigafétta, Regnum Congo: hoc. est vera Descriptio Regni Africani quod tarn ab incolis quam
Lusitanis Congus appellatur. Frankofurti MDXCVTII.
2 Abhandlungen der Kön. Bayrischen Akademie der Wissenschaften, III. Kl. IX. Bd. I. Abth.
3 A voyage to Congo and several other countries in the southern Africa in Church collection of voyages
and travels. London 1744, I, p. 651.
4 Relation d’un voyage fait en 1695— 1697 aux côtes d’AJrique etc. Paris 1699.
6 Nouv. voyage en Guinée, p. 74.
6 Observationes medicae, lib. 3.
7 The anatomy of a Pygmy compared with that of an monkey, an ape and a man. With an essay concerning
the Pygmies etc. of the antients. II. Edit. London 1751,- mit guten Kupferstichabbildungen.
8 Vergl. Hartmann: Nigritier,, I, S. 490 ff.
9 Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur. Deutsch von V. Carus. Braunschweig 1863. •
Nachrichten über obige Gebiete. Es lautet da von dem Flusse Banna und von dem
dschungelreichen Mayombe, in welchen zw e i g r o s s e A ffen leben sollen. Der eine werde
E n g e c o , der andere P on g o genannt. Von beiden Thieren giebt B a t t e l eine sehr anziehende
Charakteristik.1 Es ist nicht schwer, im Engeco den Enge-êqo oder N'Sêqo,
C himpanse, im Pongo den N'Pungu der Fiod, den G o r illa , wiederzuerkennen. Ein
alter trefflicher Beschreiber Afrikas, O. D a p p e r , 2 erwähnt der das Königreich Kongo
bewohnenden Quojas Morrau oder Morrou, grosser Affen, deren eins, ein Weibchen, lebend
nach Holland gebracht und vom Prinzen F r ie d r ic h H e in r ic h v o n O r a n ie n besichtigt
worden sein so i. Die leidlich correcte Beschreibung lässt uns hier ein Wesen ahnen,
wie wir , es später bei der ausführlicheren Beschreibung der Chimpanse-Natur zu
erörtern gedenken. Der Name Quojas Morrau oder Morrou mag irgend einem der
zahlreichen westafrikanischen Idiome entstammen. Anklänge daran findet man noch jetzt
in Wörterverzeichnissen aus dortiger Gegend.
Jene älteren Nachrichten sind für die Aufhellung der Geschichte unserer Kenntnisse
vom G o r illa zwar von grossem Werth, indessen wurde dies merkwürdige Thier erst in
imserer Zeit wieder .gewissermassen neu entdeckt. Es geschah dies .durch Consul E. B owdich,
den genialen Erzähler der Mission to Ashantee3 und durch die Missionäre W il so n ,
S a v a g e und F ord. B ow d ic h bemerkt, es gebe im Gahongebiet viele merkwürdige
Affenarten. Der „Ingenu“ (NGîna, i. é. Gorilla) sei unter ihnen der seltenste. Die Einwohner
verglichen ihn mit dem Orang-Utan,4 sagten aber, er sei viel grösser, gewöhnlich
5 Fuss hoch, und von einer Schulter zur anderen 4 Fuss breit. Er nähre sich von
wildem Honig. Die nach Kêlî Reisenden wollten ihn oft gesehen haben, wie er sich
in den Wäldern versteckte, um Vorübergehende anzufallen. Sie zögen sich oft den Tod
zu, indem sie auf ungeschickte Weise die Handlungen der Menschen nachahmen wollten u. s. w.
Die von S a v a g e , W il so n und F ord, später auch von Dr. F r a nq ue t und anderen
französischen Beobachtern der 1840er Jahre gemachten Angaben über den G o r illa sind
von Js. G e o f f r o y S t . H il a ir e dm X. Bande der Archives du Muséum d’Histoire Naturelle
und von H u x l e y a. a. O. ausführlich behandelt worden. Ich werde später auf
dieselben zurückgehen.
In den Jahren 1855— 1865 bereiste P a u l B e l l o n i Du Ch a il l u , in der Handelsfactorei
seines Vaters am Gabon aufgewachsen, die von- diesem Flusse und dem Ogôwê
durchströmten Landschaften. Du C h a i l l u veröffentlichte über seine daselbst ausgefuhrten
Beobachtungen -und über die dabei bestandenen Abenteuer mehrere Bücher,5 deren
1 Purohas, bis Pilgrimes. London 1625, II, p. 982.
2 Umständliche und eigentliche Beschreibung von Afrika. Amsterdam 1760, p. 393.
3 Mission der Englisch-Afrikanischen Compagnie von Cape Coast Castle- nach Ashantee. A. d. Engl.
Wien 1826, II, S. 122. (Ein höchst interessantes, noch jetzt mustergültiges Werk!)
4 Wie diese Vergleichung .eines indischen Thieres von den Schwarzen in Scene gesetzt wurde, wird nicht
näher erörtert. Vermuthlich aber führte Bowdich' ein naturgeschichtliches Bilderbuch mit sich.
5 Adventures und explorations in Equatorial Africa London 1861.^^ Observations on Mr. Du Chaillu’s
papers on the New species of mammals discovered by bim in Equatorial Africa. Proceed. Zoolog. Society of
London 1861, — A jqurney to Ashango Land, London 1867, etc.